Die Schnapsstadt
der Erfolg sein, und er konnte mit seinem städteerschütternden Affenschnaps seinen Platz unter den Kulturheroen der Menschheit einnehmen.
Der Affenschnaps wird beim Ersten Jährlichen Affenschnaps-Festival feierlich vorgestellt werden!
Tausend Unzen Gold sind leicht zu finden, aber einen einzigen Tropfen Affenschnaps kann man nur schwer beschaffen!
Freunde! Zögert nicht eine Sekunde! Beeilt euch und kommt nach Jiuguo!
Versäumt diese einmalige Gelegenheit nicht!
III
Yidou, mein Bruder!
Dein Manuskript ist wohlbehalten angekommen.
Wie das Schicksal so spielt, hat mich neulich ein Freund aus der Verlagsbranche besucht, und ich habe ihm Die Schnapsstadt gezeigt. Als er zu Ende gelesen hatte, schlug er mit der Faust auf den Tisch und rief aus: Da stecken echte Möglichkeiten drin! Er sagte, wenn du den Text auf siebzig bis achtzigtausend Wörter erweitern und ihn mit Graphiken und Fotos ausschmücken kannst, könne man ihn als Buch veröffentlichen. Sein Verlag wird ihm eine ISBN zuteilen und die Verantwortung für die Veröffentlichung übernehmen. Deine Heimatstadt braucht nur eine Subvention zu stellen und die Abnahme von zehntausend Exemplaren zu garantieren. Er meinte, da ihr ohnehin Werbematerial für die Teilnehmer am Ersten Jährlichen Affenschnaps-Festival bereitstellen müsst, sei es sicher nicht falsch, ein illustriertes Buch beizulegen. So würden alle Teilnehmer mit einer lesbaren und leicht zugänglichen Geschichte der Stadt Jiuguo versorgt, die ihnen ein bleibendes Andenken sein wird. Ich halte das für eine großartige Idee. Sprich doch einmal mit eurer Bürgermeisterin darüber. Der Verleger würde wohl etwa 50000 Yuan erwarten. Das dürften für Jiuguo doch wohl Peanuts sein. Bitte lass mich deine Entscheidung möglichst bald wissen. Mein Freund ist sehr an dem Projekt interessiert, und bevor er gegangen ist, habe ich ihm deine Adresse gegeben. Möglicherweise setzt er sich direkt mit dir in Verbindung.
Was den Namen für euren neuen Schnaps und meine Teilnahme an der Entwurfsgruppe für die Alkoholgesetze angeht, erscheinen mir die möglichen Vorteile einleuchtend, und ich sehe keinen Grund für falsche Bescheidenheit. Ich nehme deine Einladung an. Sobald ich die letzte Überarbeitung meines Romans abgeschlossen habe, werde ich nach Jiuguo aufbrechen. Die Einzelheiten unserer Pläne können wir dann an Ort und Stelle ausarbeiten.
Ich wünsche dir viel Erfolg beim Schreiben
Mo Yan
IV
… Kotz! Würg! Ekelschock! Wenn Ding Gou'er an Jin Gangzuan und all die kleinen Jungen dachte, die gegessen worden und dann in der Toilette gelandet waren, erleuchteten das Gefühl persönlicher Verantwortung und ein angeborener Sinn für Gut und Böse wie die strahlenden Sterne des Großen Wagens sein Gewissen, das versucht hatte, sich in der Dunkelheit zu verbergen. Wenn das geschah, verspürte er stechende Schmerzen im Gehörgang und in der Nasenspitze, als hätten ihn Giftpfeile getroffen. Instinktiv richtete er sich auf – der Himmel drehte sich, die Erde wankte, sein Kopf war so groß wie ein Weidenkorb – und hob mühsam die geschwollenen Augenlider. Vier oder fünf große graue Schattengestalten sprangen von seinem Körper und landeten mit lautem Klatschen irgendwo im Dunkel. Zugleich vernahm er ein durchdringendes, hohes Quietschen. Ein fremdartiger Vogel? Irgendwelche wilden Tiere? Der Ermittler dachte an Moorhühner oder Wildkaninchen, vielleicht sogar einen fliegenden Drachen oder ein Flughörnchen. Ein leuchtend grünes Augenpaar zeichnete sich vor dem verschwommenen Hintergrund ab. Er bemühte sich, seine glasig verkrusteten Augäpfel zu bewegen, um sie mit Tränenflüssigkeit zu befeuchten. Die Tränen, die über seine Augäpfel rollten, rochen nach billigem Fusel. Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen, und das Bild wurde klarer. Das Erste, was er sah, waren sieben oder acht graue Ratten, die ihn aus Ekel erregenden tiefschwarzen Augen bedrohlich anstarrten. Beim Anblick ihrer spitzen Schnauzen, aufgerichteten Schnurrbarthaare, hängenden Bäuche und langen, dünnen Schwänze drehte sich dem Ermittler der Magen um. Sein Mund öffnete sich, und er spie eine widerliche Mischung von exotischen Speisen, gutem Schnaps und etwas aus, das an Exkremente erinnerte. Sein Hals fühlte sich an, als habe man ihn mit einem scharfen Messer aufgeschlitzt, seine Nase schmerzte, und die Nasenflügel waren von einer glitschigen Masse verstopft, die den Weg hinaus nicht ganz
Weitere Kostenlose Bücher