Die Schnapsstadt
nicht?»
«Ja, das bist du.»
«Werdet ihr tun, was ich sage?»
«Werden wir.»
«Also gut, Kinder, wollt ihr einen Papa haben ?»
«Ja!»
«Von heute an bin ich euer Papa. Ich werde euch beschützen, ich werde euch unterrichten, und ich werde euch beaufsichtigen. Wer mir nicht gehorcht, wird im Teich ertränkt. Verstanden?»
«Verstanden.»
«Dann ruft dreimal Papa! Alle zusammen! »
«Papa! … Papa! … Papa!»
«Kniet nieder und verbeugt euch vor mir! Alle zugleich! Dreimal!»
Ein paar Kinder – es waren die nicht allzu reich mit Geistesgaben gesegneten – verstanden nicht alles, was der kleine Dämon sagte, aber der Nachahmungstrieb und das Vorbild der anderen retteten sie vor dem Zorn des Dämons. Einunddreißig kleine Jungen fielen lachend und kichernd auf die Knie und verbeugten sich vor dem kleinen Dämon. Der sprang auf den künstlichen Hügel, wo er im Lotossitz die Huldigung seiner knienden Söhne entgegennahm.
Nachdem das Ritual durchgeführt war, wählte er vier der muntersten und intelligentesten Jungen als Anführer aus und teilte die einunddreißig Kinder in vier Mannschaften auf. Dann wandte er sich an sie:
«Kinder! Von diesem Augenblick an seid ihr Krieger. Krieger sind tapfere Jungen, die den Mut haben, zu kämpfen und zu siegen. Ich werde euch ausbilden zum Kampf gegen alle, die uns aufessen wollen.»
Der Führer der ersten Mannschaft fragte neugierig:
«Papa, wer will uns aufessen?»
«Blödmann!» Der kleine Dämon schüttelte seine Rassel. «Unterbrich mich nicht, wenn ich spreche!»
Der Führer der ersten Mannschaft sagte:
«Es tut mir Leid, Papa! Ich werde dich nie wieder unterbrechen.»
Der kleine Dämon sagte:
«Genossen! Kinder! Jetzt werde ich euch erzählen, wer uns aufessen will. Sie haben rote Augen, grüne Fingernägel und Goldzähne.»
«Sind es Wölfe? Oder Tiger?», fragte ein rundlicher kleiner Junge mit Grübchen im Gesicht.
Der Führer der ersten Mannschaft versetzte dem kleinen Fettmops eine Ohrfeige.
«Unterbrich Papa nicht, wenn er spricht!», ermahnte er ihn.
Der kleine Fettmops biss sich auf die Lippen und versuchte, nicht zu weinen.
«Genossen! Kinder! Es sind keine Wölfe, die uns aufessen wollen, aber sie sind bösartiger als Wölfe. Es sind auch keine Tiger, aber sie sind schrecklicher als Tiger.»
«Warum fressen sie Kinder?»
Der kleine Dämon runzelte die Stirn.
«Gleich werde ich richtig wütend. Keine Unterbrechungen, habe ich gesagt. Mannschaftsführer, bringt den Kleinen hinaus und lasst ihn zur Strafe allein.»
Die vier Mannschaftsführer schleppten den geschwätzigen kleinen Jungen aus der Gruppe heraus. Er fing so laut an zu heulen, dass man hätte glauben können, sie schleppten ihn zu seiner Hinrichtung. Sobald sie ihn losließen, fingen seine Knie an zu zittern, seine Beine setzten sich automatisch in Bewegung, und er rannte zu seiner Gruppe zurück. Als die Mannschaftsführer sich daranmachten, ihn wieder hinauszuschleppen, hielt der kleine Dämon sie auf:
«Schon gut. Dies eine Mal noch. Aber ich sage es noch einmal: Ihr Kinder dürft Papa nicht unterbrechen, wenn er spricht. Also, warum wollen sie Kinder fressen? Ganz einfach: Sie haben genug davon, Rindfleisch, Lammfleisch, Schweinefleisch, Pferdefleisch, Hundefleisch, Eselsfleisch, Kaninchen, Huhn, Ente, Taube, Maultier, Kamel, Igel, Spatzen, Schwalben, Wildgänse, Hausgänse, Katzen, Ratten, Wiesel und Luchse zu essen. Jetzt wollen sie Kinder essen, und zwar weil unser Fleisch zarter ist als Rindfleisch, frischer als Lammfleisch, aromatischer als Schweinefleisch, fetter als Hundefleisch, weicher als Maultierfleisch, fester als Kaninchenfleisch, seidiger als Hühnerfleisch, dynamischer als Entenfleisch, einfacher als Taubenfleisch, lebendiger als Eselsfleisch, kultivierter als Kamelfleisch, munterer als Pferdefleisch, edler als Igelfleisch, würdevoller als Spatzenfleisch, hübscher als Schwalbenfleisch, reifer als Wildgänsefleisch, nicht so trocken wie das Fleisch der Hausgans, beruhigender als Katzenfleisch, nahrhafter als Rattenfleisch, weniger dämonisch als Wieselfleisch und verbreiteter als Luchsfleisch. Unser Fleisch ist Spitzenqualität.»
Jetzt geriet der kleine Dämon außer Atem, und es fiel ihm auch nichts Neues mehr ein. Also spuckte er aus und sah seine Zuhörer mit etwas müderem Blick als vorhin an.
«Papa», fragte der Führer der zweiten Mannschaft schüchtern, «ich möchte etwas sagen. Darf ich?»
«Sprich nur. Ich habe genug gesagt. Am liebsten
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