Die Schnelligkeit der Schnecke
erinnern kann. Aber das wird schwer.
Stattdessen kehrte Snijders von einem Ohr zum anderen grinsend zurück. Er kam an den Tresen, setzte sich auf seinen Barhocker und fing an zu nicken.
»Ha, ha. Ich hatte recht. Miss Ricciardi erinnert sich, dass Asahara den Vortrag mit seinem Computer gemacht hat. Sie sagt, sie erinnert sich noch gut daran, weil sie eine Reduktion suchen musste. Was ist eine Reduktion?«
»Ein spezieller Adapter, damit der Stecker in unsere Steckdosen passt. Die sind von Land zu Land unterschiedlich.«
»Tja. Wer weiß, warum. Wie auch immer, wir haben es. Asahara hatte einen anderen Computer. Einen Windows-Rechner. Ich wette nicht, aber wenn ich darauf wetten würde, dass man bei den Windows-Rechnern suchen muss, dann würde ich wohl gewinnen.« Snijders nickte weiter. »Und da bin ich nicht der Einzige.«
»In welcher Hinsicht?«
»Miss Ricciardi hat mir gesagt, dass die Polizei im Hotel ist und alle Zimmer durchsucht. Ich sage, die suchen den Computer.«
»Hm. Wahrscheinlich«, gab Massimo zu. »Was bedeutet, wir sitzen in der Patsche.«
»Nein, das kenne ich nicht.«
»Entschuldigen Sie, ich bin so viel mit Siebzigjährigen zusammen, dass ich schon anfange, wie sie zu reden. Ich wollte sagen, dass, wenn da ein anderer Computer war, der bestimmt längst über alle Berge ist. Immer unter der Voraussetzung, dass das Motiv etwas mit dem zu tun hat, was Asahara gesagt hat. Wenn die Schuldigen irgendeine Datei stehlen oder zerstören wollten – ob sie nun die Daten kopieren wollten oder nicht –, dann haben die, wenn sie schlau waren, den Computer wahrscheinlich so schnell wie möglich ins Meer geworfen. Es sind drei Tage vergangen, sie haben reichlich Zeit dazu gehabt. Und ich glaube, dass bei einem Chemie-Kongress eher wenig Dumme unterwegs sind.«
»Das ist nicht gesagt. Aber, indeed, Sie haben recht. Und darum ...«
»Und darum können wir wieder zu unseren Beschäftigungen zurückkehren. Sie arbeiten als Wissenschaftler und ich als Barista. Ohne diesen Computer wird sich nämlich der einzige Ansatz eines Motivs nicht nachweisen lassen, und wir haben überhaupt keinen Hinweis, über den wir nachdenken können.«
Snijders blieb sichtlich enttäuscht auf seinem Barhocker sitzen. Er zog kurz einen Schmollmund, dann stand er auf.
»Gehen Sie essen?«, fragte Massimo, der allmählich gern mal ein bisschen allein gewesen wäre, wo doch noch so einiges zu tun wäre. Bedenken wir, dass die Bar eigentlich mir gehörte und Tiziana sowieso alle zwei Sekunden stehen blieb, um ihr Werk zu bewundern, und daher für heute Abend nicht zählte – wer war da wohl der Einzige, der heute noch arbeitete? Leider sah es nicht danach aus, als hätte Snijders auch nur die geringste Lust dazu, von hier zu verschwinden.
»Nein, wenn ich allein bin, esse ich so, wie’s gerade kommt.« Snijders warf ein Auge hinter den Tresen, auf das Regal in der Speisekammer, in dem die Würste thronten. »Vielleicht ein Sandwich ... Könnte ich ein Sandwich bekommen?«
»Aber sicher. Ich mache es Ihnen sofort. Hirschschinken, Spinat und Nussöl.«
»Was sonst noch?«
»Spinat, Nussöl und Hirschschinken. Es gäbe noch vier weitere Möglichkeiten, aber die erspare ich Ihnen. Vertrauen Sie mir, das schmeckt hervorragend.«
»Na gut.«
»Wollen Sie zu der Focaccia was trinken?«, fragte Massimo in der Hoffnung, dass der Typ keine Milch zum Essen trinken wollte: etwas, zu dem Holländer ohne Weiteres fähig waren, wie er in zahlreichen Jahren als Barista gelernt hatte.
»Ein Bier, danke.«
Gott sei Dank. Massimo ging in die Speisekammer, spannte den Schinken in die Schneidemaschine und fing an zu schneiden. Während er die Focaccia zubereitete, fuhr Snijders fort: »Ist es sehr weit von hier nach San Gimignano?«
»Ja, ziemlich weit. Mit dem Auto braucht man mindestens zwei Stunden.«
»Ah. Ja, das ist weit.«
»Na ja, in einem Tag schafft man es bequem hin und zurück. Abgesehen davon gibt es aber auch hier in der Gegend Verschiedenes zu sehen, ohne dass man nun nach San Gimignano fahren müsste.«
»Ja, sicher«, antwortete Snijders, als dächte er: Ich wollte aber nach San Gimignano. »Ohne den Kongress gibt es hier halt nicht viel zu tun. Und auch der Kongress war nicht besonders ...« Snijders verzog den Mund.
»War er nicht interessant? Vielleicht hatte er nicht viel mit Ihrem Gebiet zu tun.«
»Ja, das auch, aber nicht nur. Es ist eher, dass ich ständig dasselbe höre. Nur selten findet man mal ein
Weitere Kostenlose Bücher