Die Schnelligkeit der Schnecke
hübsche Sachen. Ein bisschen seltsam, aber interessant.«
Für dich vielleicht, sagten die abfälligen Blicke der Alten. Für uns nicht. Komm zur Sache, hier gibt’s Leute, die müssen zum Abendessen, und wir wissen immer noch nichts.
»Dann haben wir ein bisschen über den Kongress geredet, und am Ende hab ich nach dem Computer gefragt. So eher indirekt. Er hat mir gesagt, dass in den Textdateien nur Haikus waren.«
Schweigen. Dann, nach zwei oder drei Sekunden, fing Aldo an zu lachen.
»Verrätst du’s uns, damit wir auch ein bisschen mitlachen können?«, fragte Pilade.
»Entschuldigt. Aber ich glaube, der Typ nimmt uns auf den Arm. Haikus sind Gedichte.«
»Gedichte?«, fragte Ampelio, während Snijders lächelnd nickte.
»Gedichte«, bestätigte Aldo. »Die Urform japanischer Dichtung. Ich versteh nichts davon, aber ich glaube mich zu erinnern, dass es sehr kurze Kompositionen sind, aus drei Zeilen, inspiriert von einem jahreszeitlichen Thema wie dem Sommer, dem Frühling ...«
»Ja, dem Herbst und dem Winter«, unterbrach ihn Del Tacca. »Damit wären wir jetzt auch die Jahreszeiten einmal durchgegangen. Aber kann es nicht sein, dass dieser Japaner uns ein bisschen verarscht hat?«
»Ich weiß, was das heißt«, sagte Snijders vollauf zufrieden. »Nein, er hat mich nicht verarscht. Das glaube ich wirklich nicht. Er hat auch gesagt, dass, soweit er sich erinnert, Asahara Gedichte geschrieben hat. Ein Hobby wie viele andere.«
»Verstanden. Und jetzt?«
»Also. Wenn in dem Computer nur Gedichte waren, dann bedeutet das, dass nichts Wichtiges darauf war. Und weiter weiß ich nicht.«
»Ich aber«, sagte Massimo.
»Ph, auch er weiß etwas«, sagte Ampelio.
»Mit Sicherheit mehr als du. Als wir die Japaner vernommen haben, hat einer von Asaharas Mitarbeitern gesagt, dass er diesen Computer noch nie gesehen hat, und ausgesagt, dass er normalerweise einen anderen benutzte. Die anderen haben das bestätigt, aber niemand konnte sagen, ob Asahara zwei Computer mitgebracht hatte oder nur einen.«
»Welches Betriebssystem hatte der Computer?«, fragte Snijders. »Wissen Sie das?«
»Ja. Klar. Ich habe die Systemordner gesehen. Das war ganz sicher Linux. Aber welche Distribution, das weiß ich nicht.«
»Nein, ich dachte nicht an die Distribution«, sagte Snijders. »Ich dachte daran, dass ich ja Asaharas Vortrag gehört habe. Die Folien waren definitiv mit PowerPoint erstellt. Eindeutig.«
»Ah. Ich verstehe.«
»Na toll«, sagte Del Tacca. »Wir verstehen aber kein Wort. Kann uns das mal jemand erklären?«
»So kompliziert ist das nicht«, sagte Massimo. »Ein Computer braucht, um zu funktionieren, ein sogenanntes Betriebssystem. Das ist nichts anderes als eine Art Sammlung von mehr oder weniger komplexen Befehlen, die als Dolmetscher fungieren zwischen dem Computer und dem, was der Benutzer damit vorhat. Normalerweise hat ein Computer nur ein Betriebssystem, auch wenn man prinzipiell auch mehr als eins auf demselben Rechner laufen lassen könnte. Die derzeit gebräuchlichsten Betriebssysteme sind im Wesentlichen drei: Windows, Linux und Macintosh. Alles klar?«
Bis hierher kommen wir noch mit, sagten Aldos Augenbrauen.
»Also, Anton sagt, dass Asaharas Vortrag mit PowerPoint erstellt worden war, was eine Art Editor ist, der unter Windows läuft, mit ein paar Anpassungen auch auf dem Mac, aber nicht unter Linux. Linux hat einen sehr ähnlichen Editor, der sich OpenOffice nennt, aber optisch unterscheiden sich die beiden deutlich. Wenn also Asaharas Vortrag mit PowerPoint erstellt worden ist, dann kann das nur eines bedeuten. Dass er auf einem anderen Computer verfertigt wurde.«
»Aha«, sagte Del Tacca. »Und man kann diese Dinger nicht von einem auf den anderen Computer tun, wenn das zwei verschiedene Typen sind?«
»Theoretisch schon, es gibt da eine gewisse Kompatibilität, aber bei Präsentationen mit Grafiken, glaube ich, würde niemand, der einigermaßen klar im Kopf ist, auch nur darüber nachdenken. Man würde einen Haufen Zeit verlieren.«
Zum Teufel mit diesem »klar im Kopf«. Erst hab ich das zu Fusco gesagt und jetzt zu Pilade. Als ob alle, die einigermaßen bei Trost sind, sich so verhalten müssten wie ich.
»Ich verstehe. Ihr wollt also sagen, dass dieser Typ zwei Computer dabeihatte.«
»Könnte sein. Oder er hat den Vortrag woanders vorbereitet und hatte ihn auf einem Datenträger dabei, einem USB-Stick oder so. Was mir am wahrscheinlichsten vorkommt. Ich seh nicht ein,
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