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Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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nach Moskau aufgenommen und Kirill Rischnikow erreicht, der befahl, Freys Tat geheim zu halten. Sie alle kannten Frey und waren davon überzeugt, dass er von sich hören lassen würde, wenn sich die erste Erschütterung über die Ereignisse in Berlin gelegt hätte.
    Sie hatten sich getäuscht. Von Frey war nie wieder etwas zu hören gewesen. Die Meteor-Gruppe suchte ihn eine Zeit lang, aber es wurde für sie immer schwieriger, in Deutschland zu agieren. Die KGB-Zentrale in Karlshorst wurde geräumt, und der Fall Frey ging im Chaos unter. Über Meteor wurde eisern geschwiegen. Nur einer stellte hartnäckig Fragen, der Kernwaffeningenieur Jewgeni Rybkin, der das Deaktivieren des Sicherheitscodes übernommen hatte. Er musste eliminiert werden. Der Finne Ralf Tanner, den man bei der Manipulation der Zugangskarte in Ramstein eingesetzt hatte, war rechtzeitig auf die Idee gekommen zu verschwinden; ihn brachte man danndurch Erpressung endgültig zum Schweigen, indem man ihm drohte, seinen Sohn und seine Frau zu töten.
    Richter selbst wurde arbeitslos, wie alle seine Stasi-Kollegen, und Viktor Kovalenko und Kirill Rischnikow lösten sich während der Umwälzungen in der Sowjetunion vom KGB. Das Bunkerdepot in Bärenstetten wurde geräumt, ebenso wie sämtliche Stützpunkte der Roten Armee in der DDR.
    Jahre später hatte nun Richter im vergangenen Frühjahr von Viktor-Feliks erfahren, dass der nach langer, zäher Suche Frey in einem abgelegenen Haus bei Eisenhüttenstadt aufgespürt hatte. Zusammen waren sie hingefahren, um ihren ehemaligen Kollegen zu treffen – mit der Absicht, die Wahrheit über das Schicksal der Kernladung aus ihm herauszuholen. Sie fanden, was sie suchten, in einer Betonkammer unter dem Fußboden eines Nebengebäudes.
    Und in wenigen Minuten würde ebendiese Kernladung explodieren, unter dem Stahlbetonschutzmantel des Atomreaktors, der auf der anderen Seite der Bucht aufragte. Die Entfernung war ausreichend groß, weshalb Richter sich keine Sorgen um seine eigene Sicherheit machte. Bei der Kernladung handelte es sich um die kleinste ihrer Baureihe mit einer Sprengkraft von weniger als einer Kilotonne – was sechzig Tonnen TNT entsprach. Ihre geringe Größe war für die Aktion von enormem Vorteil, die zylinderförmige Bombe war nur fünfundvierzig Zentimeter lang, hatte einen Durchmesser von fünfzehn Zentimetern und wog sechsundzwanzig Kilo. Die Amerikaner nannten die von ihnen entwickelten entsprechenden Atomsprengsätze, die in einen Rucksack passten, Special Atomic Demolition Munition , kurz SADM.
    Die Kuppelform des Reaktorschutzmantels würde die Sprengwirkung der kleinen Ladung verstärken, und das Ergebnis würde eine räumlich begrenzte, aber totale Zerstörung sein. Man würde das Reaktorgehäuse für alle Zeiten mit Beton ausgießen müssen. Und wenn man die Ursache des Vorfalls nichtwürde ermitteln können, geriete der neue Aufschwung der Atomenergie wegen gravierender technischer Risiken wieder ins Stocken. Wenn man allerdings herausfände, dass es sich um einen Anschlag gehandelt hatte, würde man wegen des erhöhten Sabotagerisikos in nächster Zeit Abstand von der Kernenergie nehmen.
    In jedem Fall würde der Handel mit fossilen Energieträgern davon profitieren, also die Öl- und Erdgasindustrie, für die das Comeback der Atomkraft Gift war.
    Richter warf einen Blick auf Anton, der die Fahrertür öffnete.
    »Ich rauche eine«, sagte der Mann und stieg aus.
    »Aber schnell.«
    Richter entfernte den Klebestreifen über dem Auslöseknopf des Senders und zog die Teleskopantenne heraus. In drei Minuten würde die Renaissance der Atomenergie mit einem Schlag vorbei sein.
    Sebastian kniff die Augen zusammen und ließ vorsichtig die Fichtenzweige los, zwischen denen er hindurchgespäht hatte. Er spürte in seinem Inneren diffuse Panik aufkommen. Richter hatte irgendeinen Sender bei sich. Ausgerechnet Richter, der nicht nur früher bei der Stasi Ingenieuroberst für Sonderoperationen gewesen war, sondern auch mit dem Mann zu tun gehabt hatte, der maßgeblich zur Entwicklung des Automationssystems für das in der Ferne aufragende Atomkraftwerk beigetragen hatte …
    Langsam näherte sich Sebastian dem Renault, blieb aber abrupt stehen, als der blonde Mann am Steuer ausstieg und eine Zigarettenschachtel aus der Tasche zog. Er entfernte sich einige Schritte von dem Wagen, steckte sich eine Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, wobei er genussvoll zum Himmel blickte.
    Die Entfernung zum

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