Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Die Schockwelle: Thriller (German Edition)

Titel: Die Schockwelle: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
weckender Stern in der Nacht. Dina, daheim in London, war stocksauer, weil sie glaubte, er hätte eine andere Frau. Das schmeichelte ihm, auch wenn er wusste, dass Dina ihn nicht nur wegen seines Charismas geheiratet hatte. Sie liebte alles an ihm – und dazu gehörte insbesondere sein Geld.
    Feliks richtete den Blick wieder auf den Bildschirm und die Meldung über die am nächsten Tag bevorstehende Eröffnung des dritten Reaktorblocks in Olkiluoto. Die Fertigstellung des Atomkraftwerks weckte überall in der Welt Interesse, man betrachtete es als Projekt, das der Kernkraft womöglich doch noch zu einer neuen Renaissance verhelfen konnte.
    In Olkiluoto war alles einigermaßen erträglich verlaufen, auch wenn die angeheuerten Männer ausgetauscht werden mussten. Der Pole hatte seine Schuldigkeit getan, jetzt konnte der Pole gehen. Gerade eben hatte Richter mitgeteilt, die Angelegenheit sei erledigt. Der gierige Mensch hatte sich das allein selbst zuzuschreiben, dachte Feliks.
    Das Telefon neben dem Computer klingelte. Bykow aus Sankt Petersburg.
    Feliks merkte sofort, wie er wieder innerlich schäumte. Hoffentlich hatte der verdammte Nichtsnutz diesmal gute Nachrichten.
    »Wir haben Olga Rybkina gefunden«, sagte Bykow.
    »Und Tanner?«
    »Hat es geschafft zu verschwinden.«
    Feliks versuchte ruhig zu bleiben. »Wo war die Rybkina?«
    »Bei einer Freundin.«
    »Ich gehe davon aus, dass du sie ordentlich zum Sprechen gebracht hast. Was hast du aus ihr herausbekommen?«
    »Tanner ist klar geworden, dass die Rybkina seinen Vater gekannt hat.«
    Feliks fluchte heftig. Genau das hätte nicht passieren dürfen. »Alles geht zum Teufel! Wir müssen Tanner finden.«
    »Du hast selbst gesagt, Tanner wird nach Finnland kommen, und du kümmerst dich um ihn. Erklär mir lieber, was wir hier mit der Oma anfangen sollen.«
    Feliks seufzte. Das Missgeschick war bereits geschehen. »Hat sie Familie?«
    »Eine Tochter. Arbeitet in Moskau in einer Bank.«
    »Droh ihr, dass es ihre Tochter nicht überlebt, wenn sie redet. Das müsste genügen.«
    Feliks beendete das Gespräch und starrte über den Computerbildschirm hinweg durchs offene Fenster auf die dunkle Ostsee. Seine wichtigste Aufgabe bestand nun darin sicherzustellen, dass nicht Einzelne die Operation gefährdeten. Dafür waren gewisse Maßnahmen notwendig. Sie bargen Risiken, aber die musste er eingehen, wenn nicht die gesamte Operation scheitern sollte.
    Tatsache war, dass Tanner in Sankt Petersburg Dinge über seinen Vater erfahren hatte, die ihn wahrscheinlich veranlassten, zwanzig Jahre zurückliegende Ereignisse ans Tageslicht zu zerren. Und jetzt war er verschwunden.
    Feliks erinnerte sich gut an Ralf Tanner, dessen Führungsoffizierer in Helsinki gewesen war. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehörte damals die Suche nach Kontakten in der Westwirtschaft, die bereit waren, das Handelsembargo des Westens zu brechen. Wie manch anderer Mann der Technik hatte sich Tanner nie für einen Agenten gehalten, sondern sich immer als reinen Geschäftsmann und Ingenieur gesehen, zu dessen Kundschaft zufällig eben auch staatliche Behörden zählten.
    Von Tanners Kontakten und Aktivitäten hatten in Moskau vor allem das Staatliche Komitee für Rüstungsindustrie, das für die Militärtechnologiespionage zuständig war, sowie der GRU und die Abteilung T des KGB profitiert. Das Komitee gab Tausende von Informationsbeschaffungsmaßnahmen in Auftrag, die direkt verschiedenen sowjetischen Forschungs- und Entwicklungsprojekten zugutekamen.
    Auch der Sektor Wissenschaft und Technik der Stasi bediente sich Tanners Dienste, und zwar über Peter Richter, als der in Helsinki war. Richter hatte an der Karl-Marx-Universität in Leipzig eine Ausbildung zum Diplom-Ingenieur absolviert. Später war er als Ingenieuroberst in der ersten Unterabteilung des Sektors für Wissenschaft und Technik tätig gewesen, die sich auf Kernphysik, Chemie und Bakteriologie konzentriert hatte.
    Es machte Feliks rasend, dass Tanners Sohn jetzt zu einer echten Bedrohung wurde. Claus Bergers Sohn wiederum schnüffelte in Deutschland herum. Feliks sah vor seinem inneren Auge bereits, wohin das führen würde. Und dies galt es zu verhindern. Zwar würde die Operation schlussendlich wohl kaum gefährdet werden, aber es durften keinerlei Beweise zurückbleiben.
    Er wählte die Nummer von Melker Schwarz in Berlin. Der Mann war früher als Offizier für illegale Unterstützungsmaßnahmen der Stasi zuständig gewesen und wusste

Weitere Kostenlose Bücher