Die Schockwelle: Thriller (German Edition)
umblickte.
»Ich habe Sebastian gebeten, im Wagen zu warten, weil ich unter vier Augen mit dir reden wollte … Ich darf doch Du sagen?«
»Klar. Schieß los.«
»Er hat mir strikt verboten, irgendjemandem etwas davon zu erzählen, aber ich weiß nicht, ob ich ihm vertrauen kann …«
Elina sprach schnell, mit vor Angst gepresster Stimme. Sie hatte Ringe unter den Augen, ihre Haare waren nicht gekämmt, und die Haut unter den Sommersprossen sah unnatürlich blass aus.
»Ich habe in seiner Wohnung eine Waffe gefunden. Er behauptet, seine Mutter sei nicht bei einem Autounfall ums Leben gekommen, sondern ermordet worden … das hab ich ja schon erzählt … aber er behauptet auch, sein Vater sei Stasi-Agent gewesen und der Mörder einer der KGB-Kollegen. Sebastian sucht jetzt nach dem Mörder seiner Mutter. Es ist seltsam, wie schnell er die Identität eines Stasi-Agenten, densein Vater erwähnt hatte, herausgefunden hat, trotz des Decknamens …«
»Ah, da seid ihr ja«, rief plötzlich jemand von hinten.
Kurz darauf stand Sebastian neben ihnen. Elina zwang sich zu einem munteren Gesichtsausdruck. »Na, dann mal los. Wo steht der Wagen?«
»Auf dem Kurzzeitparkplatz.«
Sebastian musterte Riku und Elina kurz, bevor er den beiden zum Ausgang vorausging.
Elinas Worte wirbelten kaleidoskopartig in Rikus Kopf herum. Er warf einen Blick auf den Mann vor ihm, der ruhig wirkte, unter der Oberfläche jedoch eindeutig nervös war – der Deutsche war eine Wildcard, bei der man sehr auf der Hut sein musste.
Draußen war es genauso warm wie in Sankt Petersburg, trotz der späten Abendstunde. Die tief hängenden Wolken reflektierten die Lichter der Millionenstadt.
Sie gingen zum Landrover, Riku kletterte auf die Rückbank, Elina auf den Beifahrersitz.
»Was haben Sie in Russland herausgefunden?«, fragte Sebastian, als er den Wagen startete.
»Ich wollte gerade fragen, was Sie über meinen Vater wissen?«
»Ich weiß gar nichts. Aber mein Vater kennt Leute, die Informationen über Ralf Tanner haben.«
»Ich möchte mit Ihrem Vater sprechen. Kann man gleich am Morgen Besuche im Gefängnis machen?«
Sebastian warf einen finsteren Blick auf Elina, während er den Geländewagen vom Parkplatz lenkte. Riku hatte gerade verraten, dass Elina mit ihm über Sebastian geredet hatte, das war ihm klar, aber er konnte jetzt einfach keine Rücksicht mehr auf die Beziehung des Liebespaars – oder ehemaligen Liebespaars – nehmen.
»Eins nach dem anderen«, erwiderte Sebastian kalt. »Zuerstwill ich alles über Ihren Vater und seine Aktivitäten im Jahr 1989 in Moskau wissen.«
Riku begriff, dass er keine Informationen zurückhalten konnte, wenn er selbst etwas erfahren wollte. Also berichtete er in konzentrierter Form von den Geschäften seines Vaters zwischen Ost und West, auch das, was er von Olga Rybkina gehört hatte.
»Äußert seltsam finde ich, dass Olga Rybkina von einem russischen Drogenhändler entführt wurde«, erklärte Riku. »Trotzdem sieht es so aus, als ginge es hier nicht um Drogen. Elina, sagt dir der Name Feliks etwas? Könnte er ein ehemaliger Mitarbeiter der russischen Botschaft in Helsinki sein?«
»Wie lautet der Nachname?«
»Weiß ich nicht.«
»Leider kann ich mich an keinen Feliks erinnern.«
Sebastian mischte sich ein: »Viele Stasi- und KGB-Mitarbeiter haben die Identität gewechselt, als sie in eine andere Branche gingen. Einer von ihnen ist mir bekannt, ein Mann namens Gerhard Frey. Stasi-Deckname ›Martin‹. Auch er hat in den letzten zwanzig Jahren eine falsche Identität benutzt. Ich werde mich mit ihm treffen, um einige Dinge zu erfahren, bevor ich morgen früh meinen Vater besuche. Aber zuerst bringe ich euch in meine Wohnung.«
»Weiß Frey etwas über meinen Vater?«
»Möglicherweise.«
»In dem Fall komme ich mit.«
Zu Rikus Überraschung wies Sebastian den Vorschlag nicht sofort zurück.
»Ich werde auch nicht in deiner Wohnung warten«, sagte Elina bestimmt. »Lieber bin ich bei euch und mache mir Sorgen, als dass ich alleine dasitze und Angst habe.«
Sebastian schwieg lange. Die Scheibenwischer bewegten sich hypnotisierend im Sprühregen hin und her. Schließlich gab sich Sebastian einen Ruck und begann zu erzählen.
»Meine Mutter kam bei einem Autounfall ums Leben. Die Stasi war ganz groß darin, einen Mord so zu inszenieren, dass es wie ein Unfall aussah. Ihr Spezialgebiet war das Manipulieren von Autos. Ihr müsst wissen, dass Gerhard Frey in einer Abteilung für
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