Die schöne Ballerina (German Edition)
deinen Vorsatz nicht, befahl sie sich. Lass dich nur ja auf nichts ein! Vor allem nicht so schnell! Denk daran, dass du es hier mit einem besonders erfolgreichen Don Juan zu tun hast.
An den hohen Flügeltüren blieb sie stehen, stieß sie beide weit auf und trat auf den Balkon hinaus. Sofort wurde sie von einer Windböe erfasst. Von unten her drang das Rauschen der schäumenden Brandung herauf, und die Luft schmeckte nach feuchtkaltem Salz. Lindsay sah zu den Wolken auf, die der Wind vor sich herjagte. Sie beugte sich über das Geländer und blickte hinunter. Die Felsen fielen tödlich steil zur Bucht ab. Die aufgewühlten Wellen zerfetzten an dem zerklüfteten Gestein und wichen nur zurück, um mit neuer Gewalt heranzustürmen.
Lindsay war so in die wilde Szenerie versunken, dass sie nicht bemerkt hatte, wie Seth ganz nahe hinter sie getreten war. Als er sie zu sich herumdrehte, war ihre Reaktion so natürlich und spontan, als hätte sie nur darauf gewartet.
Sie schlang die Arme um seinen Nacken, als er sie an sich zog. Ihre Körper berührten sich, und ihr Mund kam seinem entgegen. Von plötzlicher Leidenschaft überwältigt, beantwortete sie seine Küsse mit dem gleichen Hunger. Ihre Zunge erforschte das Innere seines Mundes, und sie zitterte. Nicht aus Angst oder Ablehnung, sondern weil sie in seinen Armen so glücklich war.
Seine Hand glitt unter ihr T-Shirt und strich vorsichtig über ihre Rippen. Dann umschloss sie zärtlich ihre Brust. Langsam bewegten sich seine Hände nach unten, über die sanften Hügel ihres Bauches, und seine Küsse folgten ihrer Spur. Sie griff mit den Händen in sein Haar und klammerte sich daran, als müsse sie sich vor einer alles überschwemmenden Flut von Begehren retten, die sie unaufhaltsam in immer tieferes Gewässer zog.
Von seinen Händen auf ihrem Körper gingen warme Wellen des Entzückens aus. Als er seinen Mund von ihrem Bauch löste, um ihren Nacken zu liebkosen, wurde es Lindsay mit einem Schlag heiß. Den kalten Wind, der ihr Gesicht erfasste, empfand sie wie einen Schock, der jedoch seltsamerweise den Genuss nur intensiver machte. Auch der winzige Schmerz, den sie fühlte, als Seth mit den Zähnen an ihren Lippen nagte, verstärkte das Gefühl der Lust.
In ihrem Kopf dröhnte das Geräusch der anrollenden Flut, doch durch das Dröhnen hörte sie ihn ihren Namen rufen. Als sein Mund wieder fordernd auf ihrem lag, dachte sie, es gäbe kein größeres Begehren als das ihre.
Seth löste sich von ihren brennenden Lippen. Er hielt sie eng an sich gepresst und beugte ihren Kopf zurück, um ihr tief in die Augen zu sehen. Lindsay erkannte Zorn und Leidenschaft in den seinen. Eine neue Welle der Erregung rieselte an ihrer Wirbelsäule hinunter. Hätte er sie nicht fest in seinen Armen gehalten, sie wäre zusammengesunken.
»Ich will dich ganz.« Der Wind zerrte an Seths Haar, und er sah sie fast wild an.
Das Klopfen ihres Herzens schwoll in ihrem Kopf zur Lautstärke der Brandung an. Sie hatte sich in die Gefahr begeben, war sich ihrer bewusst und hatte sie sogar willkommen geheißen. Aber irgendwo tief in ihrem Inneren regte sich ein winziger Rest von Vernunft.
»Nein!« Sie schüttelte den Kopf, obgleich sie immer noch vor Sehnsucht nach ihm brannte. »Nein.«
Der Boden schien unter ihr zu schwanken. Sie griff Halt suchend nach dem Geländer und zwang sich, tief die kalte Seeluft einzuatmen. Zitternd richtete sie sich auf.
Seth packte ihre Arme, dass es schmerzte. »Was, zum Teufel, meinst du damit?« Seine Stimme klang gefährlich kalt.
Lindsay schüttelte wieder den Kopf. Der Wind blies ihr das Haar ins Gesicht, und sie schob es zurück, um Seth klar zu sehen. Sein Gesicht wirkte so wild und unzähmbar wie das Meer unter ihnen. Er zog sie heftig an sich und ließ sie nicht mehr los.
»Was bis jetzt geschehen ist, war wohl unvermeidbar, aber es darf nicht darüber hinausgehen«, sagte sie.
Seths kräftige Hand fasste sie fast grob am Nacken. Sie konnte jeden seiner Finger einzeln fühlen. »Das glaubst du doch wohl selbst nicht!«
Sein Mund senkte sich wieder auf ihren, aber statt zu fordern, verführte er. Sanft strich seine Zunge über ihre Lippen, bis sie sich vor Sehnsucht öffneten. Nun wurden seine Küsse drängender, aber nur wenig drängender, und ihre Wirkung war umso verheerender. Lindsay umklammerte Seth mit beiden Armen, um ihr Gleichgewicht zu halten. Der Atem war ihr abgeschnitten, als stürze sie kopfüber von der Brüstung des Balkons auf die
Weitere Kostenlose Bücher