Die schöne Ballerina (German Edition)
sie den Hörer auf den Schreibtisch. Einen Augenblick lang blieb sie im Türrahmen zum Studio stehen.
Seth sah ihr entgegen, wartete darauf, sie erneut in die Arme zu schließen.
Am liebsten wäre Lindsay zu ihm gerannt, es gelang ihr nur schwer, ihm nicht entgegenzulaufen. »Es ist für dich«, sagte sie, »Mr Worth.«
Seth nickte. Als er an ihr vorüberging, zog er sie kurz an sich. Einen Augenblick standen sie beieinander. »Es dauerte nicht lange.«
Als Lindsay hörte, dass er mit Worth redete, begann sie – wie nach einem anstrengenden Tanzpart – Atemübungen zu machen, gezielte Übungen, die mit unwillkürlichem Luftholen nichts gemeinsam hatten. Sie füllte ihre Lungen mit Sauerstoff und atmete danach tief aus. Ein und aus. Und ein und aus. Sie glaubte zu spüren, wie ihr Kreislauf reagierte. Der Pulsschlag verlangsamte sich, und das Kribbeln auf ihrer Haut ließ nach.
Und während die Gefühle sich normalisierten, klärte sich auch der Verstand. Bald sah Lindsay ein, dass sie gerade zu weit gegangen war. Sich mit Seth Bannion auf ein Liebesverhältnis einzulassen, hieße das Schicksal herauszufordern. Die Karten waren in diesem Spiel von Anfang an nicht gleichmäßig verteilt.
Zugegeben, an der augenblicklichen Lage der Dinge war sie nicht unschuldig, aber wenn sie sich noch weiterhin so gehen lassen würde, gäbe es für sie bald ein schlimmes Erwachen.
Wie ist es nur möglich, dachte sie, dass ich ihm so verfallen bin? Ich kenne ihn doch erst ein paar Wochen.
Zögernd machte sie einen Schritt auf die Stelle zu, an der immer noch ihre Hemdbluse lag, blieb aber stehen, als sie in der Spiegelwand eine Bewegung hinter sich wahrnahm. Wieder begegneten ihre Augen Seths begehrendem Blick. Kleine kalte Nadelstiche schienen an ihrem Rücken hochzulaufen.
Schnell bückte sie sich nach der Bluse und drehte sich zu ihm um. Sie wusste, dass sie jetzt nicht daran vorbeikam, einiges klarzustellen.
»Es gibt ein Problem«, erklärte Seth knapp. »Ich muss nach Hause, um einige Zahlen zu überprüfen.« Er kam auf sie zu. »Komm mit zu mir.«
Seth ließ keinen Zweifel über die Bedeutung dieser Aufforderung, und in der Einfachheit und Direktheit, mit der er ihr seinen Wunsch mitteilte, lag etwas überwältigend Verführerisches.
Betont sorgfältig zog Lindsay ihre Bluse wieder an. »Nein, ich kann nicht. Ich habe noch zu arbeiten, und dann …«
»Lindsay.« Er unterbrach sie mit diesem einen Wort und legte ihr die Hand an die Wange. »Ich möchte mit dir schlafen. Ich möchte mit dir aufwachen.«
Der lange Seufzer schien tief aus ihrem Inneren zu kommen. »Ich habe dir schon einmal gesagt, dass ich nicht gewöhnt bin, so ohne Weiteres mit jemandem ins Bett zu steigen«, erklärte sie entschlossen und sah ihm dabei fest in die Augen. »Ich gebe zu, dass ich mich zu dir mehr hingezogen fühle als je zu einem anderen Mann, und, offen gestanden, weiß ich noch nicht recht, was ich dagegen tun kann.«
Seths Hand glitt von ihrer Wange zur Kehle. »Glaubst du, du könntest mir das so einfach mitteilen und mich dann allein nach Hause schicken?«
Lindsay schüttelte den Kopf und versuchte ihn zurückzudrängen. »Ich sage es dir, weil ich leider immer das Herz auf der Zunge habe.« Eine senkrechte Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. »Ich will dir nur klar machen, dass ich nichts tun werde, bevor ich nicht absolut sicher bin, es wirklich zu wollen. Und ich werde nicht mit dir schlafen.« Ihre Stimme klang entschlossen.
»Das wirst du doch!« Er packte sie fester. »Wenn nicht heute Nacht, dann morgen. Und wenn nicht morgen, dann übermorgen!«
»Da wäre ich an deiner Stelle nicht so sicher!« Lindsay schüttelte seine Hände ab. »Ich mag es nicht, wenn man mir sagt, was ich tun soll. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.«
»Du hast deine Entscheidung schon getroffen, als ich dich zum ersten Mal geküsst habe. Heuchelei passt nicht zu dir.«
»Heuchelei?« Lindsay hielt einen Augenblick den Atem an vor Empörung. »Wie kannst du es wagen, mir gegenüber dieses Wort in den Mund zu nehmen? Ich bin also eine Heuchlerin, weil ich deinen Antrag nicht annehme!«
»Ich glaube wirklich, ›Antrag‹ ist in diesem Fall nicht ganz der korrekte Ausdruck.«
»Ich streite mich nicht mit dir wegen einer albernen Definition! Und jetzt tu mir den Gefallen und geh! Ich habe noch zu tun!«
Er handelte schnell. Mit einem fast groben Griff schwang er sie zu sich herum. »Stoß mich nicht zurück, Lindsay!«
Sie
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