Die schöne Ballerina (German Edition)

Titel: Die schöne Ballerina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts

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wusste sie aus eigener Erfahrung, wie schwierig die Schritte waren und welches Können dazugehörte, mit einer so unwahrscheinlichen Leichtigkeit zu tanzen.
    Als zum Schluss Romeo und Julia auf dem Boden knieten, sich nur mit den Fingerspitzen berührten und sich auch einige Sekunden, nachdem die Musik zu Ende war, nicht bewegten, hielt Ruth immer noch den Atem an.
    Nick zog Lindsay lächelnd zu sich herüber. »Nein, du brichst nicht zusammen, mein Vögelchen. Komm mit mir. Ich brauche dich.«
    »Oh Nick.«
    Erschöpft legte sie den Kopf an seine Schulter. Sie hatte vergessen, wie herrlich es war, mit ihm zu tanzen. Ihre Gefühle befanden sich in Aufruhr. Sie liebte Seth und dachte sehnsuchtsvoll an das verschneite Haus auf dem Berg. Doch sie liebte auch den Tanz. Wie sehr, das war ihr eben wieder klar geworden. Sie klammerte sich an Nick wie an einen Rettungsanker.
    »Sie waren wunderbar«, flüsterte Ruth, die vor Begeisterung kaum sprechen konnte. »Sie waren beide wundervoll, nicht wahr, Onkel Seth?«
    Dessen Gesicht war ausdruckslos. »Ich habe noch nie zwei Menschen sich in so vollkommener Harmonie bewegen sehen.« Er nahm seinen Mantel. »Ich muss jetzt gehen.«
    Ruths Protest schnitt er ab, indem er ihr die Hand auf die Schulter legte. »Vielleicht darf Ruth noch bleiben? Es ist ja nur noch eine Stunde, bis der Unterricht beginnt.«
    »Natürlich.« Lindsay empfand die Kälte in seiner Stimme schmerzhaft. In einer hilflosen Gebärde hob sie die Hände. »Seth …«
    »Ich hole Ruth heute Abend ab«, fuhr Seth fort, als hätte er sie nicht gehört. »Es hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Mr Davidov.«
    »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite.«
    Nikolai merkte, wie Lindsay sich verkrampfte, als Seth die Tür hinter sich ins Schloss warf. »Lindsay …« Er legte ihr die Hand auf die Schulter, doch sie schüttelte wütend den Kopf.
    »Nein. Bitte, lass mich. Ich muss ein paar Telefongespräche führen.« Sie rannte aus dem Zimmer.
    Nick seufzte und wandte sich an Ruth, die ihn mit großen Augen ansah.
    »Sehr emotional, diese Tänzerinnen. Also, dann kommen Sie bitte her und lassen Sie mich sehen, warum Lindsay Sie zu mir schicken will.«
    »Ich soll … Ich soll Ihnen vortanzen?« Ruth hatte das Gefühl, ihre Beine wären aus Blei und sie könnte sich nicht von der Stelle regen.
    Nick ging zum Plattenspieler. »Ja, wie soll ich sonst erfahren, was Sie können. Ziehen Sie Ihre Schuhe an!«
    Das ist kein Traum, sagte sich Ruth, es ist Wirklichkeit. Das Gefühl war in ihre Beine zurückgekehrt, sie hatte aufgehört zu zittern und sogar den Mut gefunden, ein paar Schritte an der barre zu machen.
    Nick forderte sie sachlich auf, sich in der Mitte des Raums aufzustellen. »Ich werde Ihnen Anweisungen geben, die Sie exakt ausführen sollen.«
    Ruth schluckte und versuchte sich einzureden, es ginge um eine ganz gewöhnliche Übung. Aber sie brachte es kaum fertig, die Hand von der barre zu lösen.
    Davidov merkte, wie nervös das Mädchen war, und lächelte ihr aufmunternd zu. »Nun kommen Sie schon! Ich beiße doch nicht.«
    Während Ruth sich aufstellte, schaltete er den Plattenspieler ein.
    Lindsay hatte recht mit ihrer Beurteilung, das sah er schon nach den ersten Bewegungen. Aber er gab weiterhin ruhig seine Befehle und schaute Ruth konzentriert zu.
    Nachdem sie sich erst beruhigt hatte, ließ sich Ruth von der Musik davontragen und tanzte eine arabesque , ein soubresaut und einige kleine schnelle pirouettes . Als er ihre keine Instruktionen mehr gab, sondern eine neue Platte auswählte, wartete Ruth geduldig, bis er das gefunden hatte, was er suchte.
    »Die Nussknacker-Suite , das übt Lindsay doch sicher mit euch für Weihnachten ein?«
    »Ja.«
    »Dann sind Sie die Carla.« Er gab ihr schnell die Schrittkombination an, kreuzte die Arme über der Brust und sagte: »Also los!«
    Lindsay hörte in ihrem Büro Nicks Anweisungen und die Musik. Sie hatte aufgehört zu weinen, doch der tiefe Schmerz in ihrem Innern wollte nicht weichen.
    Sie war so sicher gewesen, dass sie das Ende der Romanze mit Seth ohne Bedauern und ohne Tränen hinnehmen könnte. Aber nun war sie zutiefst verletzt.
    Wie gut, dass ich mich ihm wenigstens nicht an den Hals geworfen und ihm meine Liebe gestanden habe, dachte sie. Aber kann ich je aufhören, ihn zu lieben, fragte sie sich verzweifelt. Wie soll das gehen? Wenn ich ihn jetzt anrufen würde, könnte er mir dann erklären, warum er das Studio so brüsk verlassen hat?
    Sie wollte