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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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niemand hatte ungewollte Aufmerksamkeit erregen wollen. Bei seiner Rückkehr war sein Gesicht bleich gewesen, und er hatte sie nicht ansehen können.
    Rupert Atwater sei verschwunden, hatte er ihr mitgeteilt. Dann hatte er ihr ein Bündel Banknoten in die Hand gedrückt und ihr gesagt, sie solle nach England zurückkehren, weil sie durch ihre Anwesenheit alle in Gefahr bringe. Er hatte ihr nicht in die Augen gesehen, kein einziges Mal.
    Sie verstand seine Scham und seine Angst. Der Weg zur Küste, wo sie ein Schiff nach London bestiegen hatte, war schwierig und einsam gewesen, auch wenn das Geld ihres Vaters und ihres Onkels manch widerspenstiges Zahnrädchen geschmiert hatte. Doch sie hatte sich auf die Aussicht konzentriert, bei dem Freund ihres Vaters in Cheapside eine sichere Zuflucht zu finden. Aber Mr. Upkirk war nicht da gewesen. »Gestorben«, hatte eine Nachbarin ihr erklärt, nachdem Phillipa das Haus dunkel und ohne Türklopfer vorgefunden hatte. Die Dame hatte sie ein wenig widerwillig hereingebeten, hatte ihr Tee und die Geschichte von Upkirks Hinscheiden aufgetischt.
    »Der arme Mann ist höchstwahrscheinlich einem Straßenräuber zum Opfer gefallen. Brave Leute sind auf diesen Straßen heutzutage nicht mehr sicher. Als ich ein junges Mädchen war, bin ich zum Vergnügen ausgegangen – nur mit ein, zwei Lakaien. Dieser Tage wage ich es kaum noch, auf die Straße zu gehen, es sei denn in die Bond Street.« Die Frau hatte an ihrem Tee genippt und vermutlich den nächsten Einkaufsbummel geplant.
    »Wie auch immer, sie haben den armen Mr. Upkirk jedenfalls vor ein paar Wochen aus dem Fluss gefischt.« Die Frau hatte die Stirn gerunzelt. »Ich weiß nicht, was mit dem Haus passiert.« Sie hatte mit leichtem Argwohn Phillipas gut geschneidertes, aber mitgenommenes Reisekostüm beäugt. »Ich hoffe nur, dass niemand Unpassendes einzieht.«
    Phillipa war fassungslos gewesen, konnte sich nur noch bei der Lady bedanken und gehen.
Das kann nicht wahr sein,
war ihr einzig zusammenhängender Gedanke gewesen. Sie war von so weit gekommen, hatte großzügig Geld ausgegeben, um sich den Weg frei zu kaufen. Sie hatte sich keine Gedanken um den Zustand ihrer Börse gemacht, sondern nur daran gedacht, Mr. Updike Papas Unterlagen zu bringen, wie Papa es gewollt hatte.
    Als sie auf der fremden Straße stand, hatte sie begriffen, dass sie nirgendwo hingehen konnte. Sie hatte auf dieser Welt kein Zuhause. Kein Freunde, keine Mittel, keine elterliche Fürsorge. Sie war vollkommen allein. Angst und Unruhe brachten sie fast um.
    Sie hatte insgeheim immer geglaubt, dass sie eine andere, stärkere, aufregendere Frau sein würde, wäre ihr Leben nur anders verlaufen. Doch wie es schien, war sie doch nur Phillipa.
    Das schiere Überleben wurde zum obersten Ziel. Sie war gezwungen, die Sorge um Papa und die eigene Einsamkeit in den dunkelsten Keller ihrer Seele zu verbannen, aus dem sie nur in jenen leeren Momenten auftauchten, wenn Phillipa aus einem ihrer Albträume erwachte.
    Aber letzte Nacht in diesem schönen Haus hatte es keine Albträume gegeben. Bestimmt hatte sie diesmal alle Spuren verwischt. Und jetzt, da sie sich um mögliche Verfolger keine Sorgen mehr machen musste, würde sie auch herausfinden, was mit Papa geschehen war. Falls Mr. Cunnington der richtigen Seite stand, war sie vielleicht in der Lage, etwas für Papa zu tun. Phillipa schüttelte den Tagtraum ab und konzentrierte sich auf die Gegenwart.
    Insbesondere, da diese ein Frühstück beinhaltete.
    Phillipa stand zögernd vor der Tür des Frühstückszimmers, zupfte nervös an ihrer Halsbinde und sah an sich hinab, ob sie nicht womöglich irgendein männliches Attribut vergessen hatte.
    Die Halsbinde ordentlich geknüpft – ein schreckliches Ding, aber sie verbarg den fehlenden Adamsapfel; die Weste; die frisch polierten Stiefel; das nach hinten geglättete Haar; die überzeugend rauen Hände, weil seit Monaten die Creme fehlte. Sie war gut gerüstet. So weit das ging… ohne das eigentliche Rüstzeug. Sie machte sich so groß wie nur möglich, straffte die Schultern und sagte sich zum tausendsten Mal, dass sie tief sprechen und grobschlächtig sitzen musste. Dann öffnete sie mit einem nervösen Lächeln die Tür…
    Keiner da. Nicht eine Menschenseele. Ihre Schultern sackten nach unten. All die verdammte Arbeit! Sie war zwei Stunden früher aufgestanden, nur damit keiner der Dienstboten sie dabei ertappte, wie sie sich ihre Brüste platt band und die Hose

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