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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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der Mann spürte, dass sie keine nennenswerten Knöchel besaß. »Aber ja. Er bemüht sich sehr. Er hat in einem Tag schon mehrere Buchstaben gelernt und kann schon seinen Namen schreiben.«
    Eine dunkle Braue wanderte nach oben, und Phillipa fragte sich, was sie da gerade gesagt hatte. Diese silbernen Augen lösten bei ihr ein Unwohlsein aus – als könne er damit Dinge erkennen… Lügen, zum Beispiel.
    »Ich verstehe«, sagte er. »Ich freue mich schon darauf, mehr von Ihren Wundertaten zu sehen, Phillip.«
    Oh. Nicht gut. Phillipa deutete ein Lächeln an, nickte und entfernte sich rückwärts. »Nun, die Gentlemen müssen offenbar zu einem Termin. Ich… ich gehe besser ins Schulzimmer. Der Unterricht für morgen… wissen Sie. Ich kann auch noch später mit Mr. Cunnington über die Rechnungen reden.«
    Sie war schon fast an der Tür. Zwei Schritte noch und – Collis sah sie mit schief gelegtem Kopf an. »James, du solltest Phillip hin und wieder nach draußen lassen. Der arme Junge ist ja blass wie der Tod.«
    James schaute sie an. Phillipa bemühte sich angestrengt, weniger blass zu erscheinen. »Du hast Recht, Col. Er ist wirklich etwas bleich.«
    »Zu dumm, dass wir ihn heute Abend nicht mitnehmen können. Ein Abend bei Hofe würde ihn aufmuntern. Wäre vielleicht auch gut für seine Karriere, wenn man es sich genau überlegt. Ein paar Leute kennen lernen, von der einen oder anderen Stelle hören -«
    James riss die Augen auf. »Nein!« Er warf Collis einen vorwurfsvollen Blick zu. »Phillip arbeitet für mich.« Er wandte sich an Phillipa.
    Nur noch ein Schritt
… Der sichere Flur winkte bereits. Keine scharfsichtigen Lords, keine witzigen Freunde, keine verwirrenden körperlichen Reaktionen auf ihren Arbeitgeber.
    »Haben Sie irgendwelche anständigen Klamotten, Flip? Ich bin den Trapp-Töchtern und ihrer Mutter in die Falle gegangen und muss sie in ein paar Tagen zu einem Ball begleiten. Ich brauche noch jemanden, und Collis will mir nicht aushelfen.« Collis nickte. »Ich lehne aus Gründen der Eheverweigerung ab.«
    »Kommen Sie schon, Flip. Ich kaufe Ihnen einen neuen Anzug, wenn Sie mitgehen. Die Mädchen sind Zwillinge. Und hübsch… in gewisser Weise.«
    Phillipa sah von einem zum anderen. Warum taten sie ihr das an? Ein Ball?
    Zwillinge?
    Sie war ein Mann, erinnerte sie sich wieder. Ein junger, mittelloser Bursche, der verzweifelt nach Einfluss und Beziehungen gierte… Ein Mann, von dem man erwartete, dass er die Chance beim Schopf packte, wenn er seine Position durch eine vorteilhafte Verheiratung verbessern konnte.
    Sie spürte im Rücken schon die Tür. »Ja,… sehr gut. Wenn ich bis dahin einen passenden Anzug habe -«
    James grinste erleichtert. »Ganz kapital! Ich lasse morgen den Kammerdiener meines Schwagers kommen, und wir rüsten Sie für die Schlacht.«
    Phillipa nickte wieder, zwang sich zu einem Lächeln und zu einer Verbeugung und flüchtete, fast um ihr Leben laufend, auf den Flur.
    Schlacht?
    Später am Abend saß James in seiner dunklen Kutsche, nachdem er Dalton und Collis vor Etheridge House abgesetzt hatte, und fuhr sich mit der Hand durch die Haare – was Dennys kunstvolle Arbeit schlagartig zunichte machte. Egal. Er wollte heute Abend nur noch nach Hause.
    Es war noch nicht sonderlich spät. Ein Bursche, der es auf Ablenkung abgesehen hatte, hätte noch eine Menge fröhliche Begleiter, aber kaum noch legale Vergnügungen gefunden, um bis zum Morgengrauen durchzumachen. Und die Begegnung mit der Frau im Park hatte ihm gezeigt, dass er dringend Abwechslung brauchte. Er vermisste das Gefühl, die Haut einer Frau zu spüren, das seidige Streichen ihres Haares auf seinem Fleisch.
    Lieber Gott, was hatte die mysteriöse Frau für Haar gehabt! Lang und tiefrot, falls das trübe Laternenlicht die Wahrheit gezeigt hatte. Und sie hatte auch gut gerochen. Unparfümiert und sauber. Allein ihr eindeutig weiblichen Duft hatte seine Sinne gekitzelt.
    Sicher, er war so ausgehungert, dass ihn vermutlich schon eine Gartenstatue erregte. Lavinia war Beweis genug, dass er seinen Sinnen in dieser Sache nicht trauen konnte.
    Nein, Buße war der einzige Weg. Arbeit und noch mehr Arbeit, bis sein gepeinigter Schlaf traumlos war, bis die Gerechtigkeit sich vor den Männern verneigte, die seinetwegen gestorben waren…
    James schnaubte über seine Melodramatik. Er war todmüde und konnte nicht mehr klar denken. Er war in einem Musterbeispiel staatlicher Scheinheiligkeit an den Hof beordert

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