Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
Vom Netzwerk:
hatte die Weste perfekt angepasst und die Vorderpartie verstärkt, damit sie glatt auf den flachgebundenen Brüsten zum Liegen kam. Die Frackschultern waren dezent ausgepolstert, sodass ihre Gestalt etwas zur Wirkung kam, und die Hosen waren einen Hauch zu weit geschnitten, sodass sie die Kurven ihres Hinterteils verbargen. Sie war der Inbegriff eines wohl gekleideten jungen Burschen – insofern sie das von sich sagen durfte.
    Verdammt.
    Sie ließ einen Augenblick die Schultern sinken. Wie lange würde sie diese Maskerade aufrechterhalten müssen? Einen Monat? Ein Jahr? Für immer? Sie hatte sich hoffnungslos in eine Zwickmühle manövriert. Wenn sie sich offenbarte, würde ihr Ruf sich nie wieder erholen. Und mehr noch, wenn sie sich offenbarte, drohte ihr möglicherweise Schlimmeres als nur die Schande.
    Nein, sie musste ihre Identität wahren, bis die Gefahr von Seiten Napoleons vorüber war. Obwohl Frankreich sich über die Pyrenäen zurückgezogen hatte, stellte Napoleon auf dem Kontinent immer noch eine Macht dar. Und sie war noch immer ein Ziel. Wie sollte sie je Papa erreichen, wenn der Kaiser ihn doch bestimmt mit nach Paris genommen hatte.? Sie wollte einfach nicht glauben, dass Papa nicht lebendig gefangengenommen worden war. Er
war
am Leben und zweifelsohne genauso in Sorge um sie wie sie um ihn.
    Das erinnerte sie daran, nach Papas Tasche zu sehen. Sie hatte den kleinen Ranzen sorgsam in der untersten Schublade ihres kleinen Schreibschrankes verstaut. Die Papiere und Bücher im Ranzen brauchten zwar jedes bisschen Platz, aber die Schublade bedurfte nur eines kleinen Rucks, um an ihren Platz zu rutschen. Ihre wenigen eigenen Sachen bewahrte sie in den oberen Schubladen auf.
    Der Rucksack lag unberührt in der Schublade. Denny schien keine Lust zu haben, sich groß in ihrem Schlafzimmer zu schaffen zu machen – eine kleine beleidigte Geste, die sie dankbar hinnahm. Sie berührte das Zeichen auf dem Buchdeckel wie einen Glücksbringer: der griechische Buchstabe Phi.
    Papa hatte sie in liebevollen Momenten so genannt. Ihr wurden die Augen feucht. Es klopfte an der Tür, schnell und hastig, ein dumpfer Ton auf dem geschnitzten Holz. Sie wischte sich die Augen, schob die Schublade zu und richtete sich auf. »Komm rein, Robbie.«
    Die Tür öffnete sich ein wenig, und Robbies blaue Augen spähten durch den Spalt. »Fertig angezogen?«
    »Ja, Sir.« Phillipa lächelte und drehte sich mädchenhaft im Kreis, als hätte sie fliegende Röcke und wehendes Haar. »Wie sehe ich aus?«
    Robbies Augen weiteten sich vor Schreck, und er schaute besorgt über die Schulter. Dann trat er hastig ein und zog die Tür hinter sich zu. »Das
dürfen
Sie nicht!«
    Er war richtiggehend erbost. Phillipa sah ihn stirnrunzelnd an. »Robbie,
ich
weiß, warum ich nicht erwischt werden will, aber warum willst
du
nicht, dass man mich erwischt?« Robbie sah weg, zappelte herum und bohrte eine Zehe den Teppich. »Weiß nicht.« Phillipa ging vor dem Jungen in die Knie und hob mit einem Finger sein Kinn an. Zu ihrer Überraschung zuckte er nicht wie üblich zurück.
    »Rob? Kann es sein, dass du mich ein bisschen gern hast?« Er grummelte etwas und rollte die Augen, aber das kurze Flackern in seinen blauen Augen sagte die Wahrheit. Sie hockte sich hinten auf die Fersen – die Falten in den Hosen kümmerten sie gar nicht. »Also, ich habe keinen männlichen Stolz zu wahren; deshalb sage ich es dir: Ich habe dich gern. Mehr als nur gern. Könnte ich auf dieser Welt eine Familie haben, würde ich dich dabei haben wollen – wenn du willst natürlich.«
    »Die könnten Sie haben, wenn Sie sich James schnappen.«
    Phillipa blinzelte und wich etwas zurück. »Schnappen? Meinst du etwa
heiraten

    »Sie könnten es schaffen. Ich wette, Sie sehen gar nicht so schlecht aus in ’nem Kleid, obwohl Ihre Haare furchtbar sind.«
    »Danke«, antwortete sie automatisch mit dünner Stimme.
James heiraten
? Was für Phantasiegeschichten bastelte sich Robbie in seinem pfiffigen kleinen Kopf denn da zusammen?
    »Ich habe schon fast aufgegeben, eine Mama zu finden, bis Sie gekommen sind. Aber Sie passen bestimmt.« Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie fragend an. »Sie sind alt genug, aber ich könnte bei dem Geschäft sogar noch einen Bruder kriegen.«
    Phillipa zwang sich den Schock aus dem Hirn. »Robbie, ich kann nicht – ich weiß gar nicht, wie ich dir das erklären soll. Ich werde Mr. Cunnington nicht heiraten. Und er wird mich erst recht nicht

Weitere Kostenlose Bücher