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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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flüsterte James ins Ohr. »Sieht ganz so aus, als steckten sie ihr Revier ab. Du lieber Himmel, Zwillinge. Ein Jammer, dass es nicht mehr solche Burschen gibt.«
    James nickte. »Ich nehme ihn ab jetzt überallhin mit. Ich war noch nie derart vor Nachstellungen gefeit.« Umso leichter konnte er seinen eigenen Angelegenheiten nachgehen. Collis versetzte ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen. »Moment! Das war meine Idee. Ich sollte ihn zu meinen eigenen gesellschaftlichen Verpflichtungen mitnehmen dürfen.«
    James schürzte die Lippen. »Stimmt. Du kannst ihn dienstags haben. Dienstags gehe ich nämlich nur selten aus.«
    »Hervorragend.« Dann stutzte er. »Augenblick! Am Dienstag geht ohnehin niemand aus!« James grinste und klopfte Collis auf die Schulter. »Sehr richtig. Gut, dass du nicht darauf bestehst. Phillip sollte dienstags etwas Zeit mit Robbie verbringen.«
    »Verdammt«, murmelte Collis fröhlich. »Also gut, dann schließe ich mich von jetzt ab euch beiden an.« James zuckte die Achseln. »Mir soll’s recht sein.« Er studierte eine Zeit lang die anderen Gäste. Hatte es Sinn, im Ballsaal zu bleiben?
    Collis nickte. »Und was ist mit ihm?« Er nickte in Richtung Phillip. James zuckte wieder die Achseln. »Ich nehme ihn ein andermal ins Spielzimmer mit. Heute Abend will ich es einfach nur genießen, vor den heiratswilligen Mädchen Londons meine Ruhe zu haben.« Collis grinste. »Ich bin dabei.«
    Phillipa schaute zufällig genau in dem Augenblick auf, als James wieder in der Menge verschwand. Hatte er nach ihr gesehen? Sie hoffte, er war ihretwegen nicht verärgert. Die Trapp-Schwestern hatten ihr keinen Moment Ruhe gegönnt.
    Sie konnte allerdings nicht bestreiten, dass sie in gewisser Weise ihren Spaß hatte. Wenn ein Mann sich zum Thema Mode äußerte, nahm man ihn – so schien es jedenfalls – um einiges ernster als eine Frau. Sie hatte heute Abend im Alleingang aus den Kleiderschränken von nicht weniger als zwanzig Mädchen das Braunrot verbannt.
    Sie wünschte, sie hätte auch sämtliche »Figurverbesserer« für tot erklären können, aber ein Gentleman konnte sich in der Gesellschaft junger Damen schlecht über die neusten Torheiten der Miedermacher auslassen. Schade eigentlich, denn sie hatte heute Abend nicht nur eine junge Dame wegen eines zu engen Korsetts einen Schwindelanfall erleiden sehen. Die Dinger waren eine Plage – ungesund und lächerlich. Und wurden höchstwahrscheinlich von Männern erfunden.
    Dennoch, genug war genug. Die Trapp-Zwillinge würde den sie in ihrem Wetteifer noch wie eine Wünschelrute entzweireißen, und im Ballsaal wurde es langsam unangenehm stickig.
    Sie brauchte eine ganze Weile, um sich zu entschuldigen, bevor die Mädchen sie ziehen ließen. Sie schaute sich um, konnte aber keine Spur von Collis oder James entdecken. Tatsächlich waren überhaupt nur sehr wenige Herren zu sehen. Seltsam. Sie war sich sicher, dass es vorhin noch mehr waren. War an die Männer irgendein geheimes Signal ergangen, den Ballsaal zu verlassen?
    Umso besser. Je mehr Zeit ihr vor ihrer ersten Lektion mit dem Thema »Wege und Mittel zur Männlichkeit« blieb, desto lieber war es ihr. Sie würde sich jetzt erst einmal eine Limonade holen und sich hinter einer Palme verstecken, bis sie wieder bei Atem war.
    Sie machte es sich in ihrem Versteck recht bequem und ließ sich Zeit. Endlich unbeobachtet, konnte sie in Ruhe die Träume aus Spitze und Organza bewundern, die die anderen jungen Damen trugen. Sie selbst hatte natürlich nie etwas so Hübsches besessen. Sie hatte für ein solches Kleid schlichtweg keine Verwendung gehabt.
    Wie auch immer, hätte sie mit ihrem verstümmelten Haar nicht ohnehin wie eine Vogelscheuche ausgesehen? Außerdem war sie immer noch dünn wie ein Stecken, auch wenn sie sich nach vier Tagen guten Essens schon viel besser fühlte. Sie seufzte vor sich hin und gönnte sich noch einen Augenblick freudvollen Neids, bevor sie dann genug hatte.
    Der Abend war weit vorangeschritten. Sie schaute sich im Ballsaal um, aber von James war immer noch nichts zu sehen. Was sollte sie jetzt tun?
    Ihr ging auf, dass er vielleicht gegangen war. Schließlich war sie nicht seine Begleitung. Männer ließen einander vermutlich die ganze Zeit über nach Belieben stehen. Als Mann konnte auch sie gehen, wann immer es ihr in den Sinn kam. Welch eine bezaubernde Vorstellung! Sich einfach zu verabschieden und zu gehen, ohne Begleitung, ohne Lakai, ohne Anstandsdame. Sie seufzte

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