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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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einer Cheapside-Absteige zu verhungern. Sic war fähig, sich in eine Situation zu bringen, wo ihr Überleben an einem seidenen Faden hing. Das Einzige, was sie offensichtlich wirklich beherrschte, war, sich vom Regen in die Traufe zu bringen.
    »Der Körper einer Frau ist ihre Macht. Sie kann einem Mann den Kopf verdrehen, bis er ihr willfähriges Spielzeug ist.«
James’ Stimme in ihrem Kopf klang ziemlich real. Sie konnte sogar den bitteren Unterton heraushören, den Zynismus, der dieser empörenden Behauptung einen Anstrich von Wahrheit verlieh. Phillipas Hände wanderten über ihr Gesicht, dann auf den flachgebundenen Busen. Das Fleisch war da, wenn auch im Verborgenen. Konnte sie – konnte sie James dazu
verführen.
, ihr die notwendigen Informationen zu geben?
    Ein rachsüchtiger, rebellischer Teil ihres Herzens hüpfte bei dem Gedanken.
Ja
. Lass ihn dich wollen. Trickse ihn aus. Lass ihn dafür bezahlen, dass er dich will. Doch ein anderer Teil von ihr – vermutlich das ehrbare Mädchen, das sie einst gewesen war – verzagte bei der Vorstellung. Was war aus ihr geworden, dass sie auch nur an so etwas denken konnte? Ihr Charakter wandelte sich, war fast nicht wiederzuerkennen. Sie war immer so still gewesen, so folgsam!
    Wie praktisch für deine Eltern
, sagte die neue Rebellin in ihr schnippisch.
Sie hatten ihre große Leidenschaft, ihre unendliche Romanze. Und du? Du warst die perfekte Tochter, hast dich jeder Welt angepasst, hast dich um die beiden gesorgt und gekümmert.
    Aber was war daran falsch? Mama hatte Pflege gebraucht. Und wenn sie auch keinen einzigen Verehrer gehabt hatte, den sie ihr eigen hätte nennen können, was machte es schon? Die Familie kam zuerst. Diese Lektion hatte sie nun wahrhaftig gelernt.
    Und was ist mit dir? Wann kommst du einmal zuerst? Hat dich je einer gefragt, was du willst? Was hättest du gebraucht?
    Eine Wahl, kam die Antwort, fast gegen ihren Willen. Ich hätte eine Wahl gebraucht.
    Sie schüttelte beide Stimmen ab. Es hatte keinen Sinn gehabt, eine Wahl treffen zu können. Sie hätte sich in jedem Fall dafür entschieden, sich um Rupert und Isabella zu kümmern.
    Eines Tages vielleicht… wenn Papa zu ihr zurückgekehrt war und James Cunnington nur noch eine böse Erinnerung war … eines Tages würde sie vielleicht eine andere Wahl für ihre Zukunft treffen.
    Vielleicht.
    Jetzt galt es herauszufinden, was James Cunnington über Verbleib von Rupert Atwater wusste. Bevor sie oder ihr Vater noch
eliminiert
wurden. Eine Erinnerung schoss ihr durch den Kopf – an eine Akte die sie vorhin im Arbeitszimmer nicht mehr gesehen hatte, und an James, der etwas aus dieser Akte in ein kleines ledergebundenes Buch kopiert hatte. Das Buch, das er bei sich trug, egal wo er auch hinging.
    Wäre sie eine Spionin gewesen, hätte sie nichts in ihrem Arbeitszimmer herumliegen lassen. Wäre sie eine Spionin gewesen und hätte bestimmte Informationen verfügbar haben wollen, dann hätte sie sich in einem kleinen Etwas Notizen gemacht, das in jede Tasche passte. So etwas wie ein kleines, ledergebundenes Buch.
    Ein paar Stunden verstrichen. Als der Nachtwächter eine unzüchtig späte Stunde ausrief, stand Phillipa vor James Cunningtons Schlafzimmer, während in ihr der Mut der Verzweiflung mit der Angst kämpfte. In ihrem Zimmer hatte sie den Einfall noch für gut gehalten.
    Sie hatte das Buch nie irgendwo anders als in James’ innerer Rocktasche gesehen. An James selbst jedenfalls. Aber auch ein Mann wechselte seine Kleider, nicht wahr? Und wo wechselte ein Mann seinen Gehrock? In seinem Schlafzimmer.
    Phillipa legte die Hand an den Türknauf. Ein Teil von ihr schrie:
Sei unversperrt, sei unversperrt.
Ein anderer Teil betete:
Sei versperrt, sei versperrt.
Sich mitten in der Nacht in das Schlafzimmer eines Gentlemans zu schleichen, stand definitiv auf der Liste der Missetaten einer Lady. Ihre Erziehung übte bis heute so einen Einfluss auf sie aus, dass sie um ein Haar wieder in ihr Zimmer zurückgelaufen wäre.
    Womöglich hatte sie das Schreiben ja falsch verstandenen war spiegelverkehrt gewesen. Sie hatte vielleicht falsch gelesen – Die Tür ging auf. Die panische Stimme in ihrem Kopf verstummte. Sie war drin.
    Sie hatte eine Kerze dabei, hatte sie allerdings noch nicht entzündet. Eigentlich hatte sie sie am Kamin anstecken wollen, aber jetzt sah sie, dass es gar nicht nötig war. Das Fenster stand weit offen und ließ die kühle feuchte Nachtluft ins Zimmer wehen, und der fast

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