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Die schöne Betrügerin

Die schöne Betrügerin

Titel: Die schöne Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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ihn Robbie vor der Notwendigkeit bewahren würde, sein Leben durch Frau und Kinder zu komplizieren. Es war ihm damals nahe liegend und simpel erschienen, Robbie bei sich aufzunehmen. Du brauchst einen Erben? Such dir einen passenden Jungen.
    Nun, sobald Robbie noch etwas Wissen aufgeholt hatte, konnte er ihn ja auf eine Schule schicken. Viele Knaben verließen ihr Zuhause, um im Internat zu wohnen; es war fast Tradition. Natürlich würde es dann verdammt still werden.
    Und James würde eine neue Stelle für Phillip finden müssen, es sei denn, er verfolgte sein Rekrutierungsvorhaben weiter. Die Idee gefiel ihm sehr. Der junge Mann war ihm ein Freund geworden, den er ungern verlor. Außerdem konnte der Bursche bei seinem Potenzial, dem klugen Kopf und der einfallsreichen Art so viel mehr erreichen.
    Vielleicht würden ein paar Lebensjahre und ein paar Zentimeter an Körpergröße mehr Phillip ja sein hasenherziges Verhalten ablegen lassen. James gratulierte sich selbst. Ein kapitaler Plan, durch und durch. Robbie war auf der letzten Seite angekommen. »Z steht für Zap! Z-A-P.«
    »Gut. Und jetzt ab mit dir!« James erhob sich und ließ Robbie allein in dem riesigen Sessel versinken. Er sah auf die Uhr. Er hatte noch Zeit, im Club vorbeizuschauen, bevor er sich auf seine Tour durch die Pensionen machte. Er sah nach Robbie, während er seine Weste straffzog.
    Robbies Augen waren tiefe blaue Seen aus Vorfreude. James zwinkerte. Worauf wartete der Junge noch? »Na, los. Geh nach Phillip schauen. Er fühlt sich jetzt nach der Pause bestimmt schon besser.«
    Robbie schob sich aus dem Sessel und landete auf den Füßen, ohne James aus den Augen zu lassen. Verdammt, er hatte sich doch die ganze Fibel angehört, oder?
    Die Vorfreude in den Augen des Jungen schwand und wich – wie üblich – der Enttäuschung. James war beinahe verärgert, weil ihn plötzlich das Gefühl, versagt zu haben, überkam. »Gütiger Gott, Junge! Gib mir einen Tipp! Was, zum Teufel, willst du denn hören?«
    Robbie schaute weg und zuckte die Achseln. James fuhr sich ungeduldig mit der Hand übers Gesicht. »Also gut. Was sagt Phillip zu dir, nachdem ihr gelesen habt?«
    »Er sagt, ›gut gemacht‹ oder manchmal ›guter Junge‹.«
    James ließ mit einem zischenden Lachen die Luft ab. »Ist das alles?« Er gestikulierte in Robbies Richtung. »Schön. Gut gemacht, Robbie. Guter Junge.«
    Robbies Gesicht verzog sich langsam zu einer fast angewiderten Miene. »Lüg doch nicht so!« Er schleuderte die Fibel auf den Boden. »Dummes Buch! Ich will es nicht mehr haben. Ich will überhaupt nicht mehr lesen!«
    James spürte, wie ihm die Kinnlade herunterklappte. »Robbie, was -«
    Aber Robbie drehte sich um und lief davon. An der Tür blieb er stehen und sah James verächtlich über die schmale Schulter an. »Wenn man was nicht so meint, dann ist es eine Lüge.« Er duckte sich hinaus und rannte fast Phillip über den Haufen, der gerade noch zur Seite sprang, um den Jungen vorbeizulassen. Der Hauslehrer lehnte sich mit der Schulter an den Türstock und schüttelte den Kopf. »Das hätten Sie besser machen können.«
    »Wie? Ich weiß noch nicht einmal, was ich getan habe.«
    Phillip seufzte entnervt, kam herein und ließ sich auf einen der Stühle fallen. »Es ist nicht, was Sie tun, es ist, was Sie nicht tun, Sie selbstsüchtiger Narr.«
    Verblüfft von Phillips beleidigendem Benehmen, sah James den jungen Mann genauer an. Dunkle Schatten lagen um seine Augen, und seine Haut war ungesund bleich. »Verdammt, Phillip. Sie sehen ja wie der Tod aus.«
    »Danke, das weiß ich auch. Ich bin nämlich kein so gewaltiger Esel, wie manch anderer hier im Raum.«
    »Esel? Also, Phillip, sehen Sie…«
    Phillip sprang auf und starrte ihm ins Gesicht. »Sehen doch lieber Sie, James! Ich bin soeben Zeuge geworden, wie Sie einem Jungen mit einer einzigen achtlosen Handbewegung das Herz gebrochen haben. Ich weiß, dass Sie nicht die leiseste Ahnung haben, was es bedeutet, ein Vater zu sein, aber das gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, grausam zu sein!«
    »Wann war ich grausam? Ich habe ihn nie geschlagen. Ich schimpfe ihn nicht einmal aus. Ich habe ihm doch bloß zugehört, wie er das Alphabet vorgelesen hat. Und dann habe ich ihm gesagt, er solle nach Ihnen sehen. Wo, zum Teufel, waren Sie überhaupt?«
    »Wechseln Sie nicht das Thema, James. Sie waren sehr wohl grausam, weil Sie nämlich Robbie auch nicht im Geringsten gelobt haben. Haben Sie eine Vorstellung, wie

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