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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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der kleine Prinz selbst gebückt, sich hingekniet und die Schuhbänder eines einfachen Soldaten zugebunden haben! Man muss schon von königlichem Blut sein, um sich so einfach geben zu können! Das ist doch einfach zu höbsch! Schließlich hätte er dem Soldaten auch sagen können, ›in meiner Eigenschaft als Prinz befehle ich Ihnen, sich zu bücken‹! Angeblich verbietet Marie-Adelaide, dass man dem kleinen Prinzen und der kleinen Prinzessin zujubelt, wenn sie im Wagen durch die Straßen fahren. Doch trotz ihrer Einfachheit weiß sie auch Würde zu bewahren! Ein hoher Adeliger soll ihr gegenüber einmal von ›Ihrem Vater‹ gesprochen haben, und da soll sie ganz einfach erwidert haben, ›Sie meinen Seine Majestät, den König!‹ Der Adelige war ganz verlegen! Aber ich muss sagen, er hatte es verdient, finden Sie nicht auch? Ich finde, sie hätte ihm einfach den Rücken zukehren und ihn stehen lassen sollen! Emmeline, da fällt mir plötzlich ein, haben Sie gestern in der Zeitung die Geschichte von dieser kleinen Laurette gelesen?«
    »Nein, meine Liebe, was ist das für eine Geschichte?«
    »Oh, das muss ich Ihnen erzählen, das ist so höbsch! Also, es handelt sich um ein kleines zwölfjähriges Mädchen, ihr Vater ist ein einfacher Maurer, und doch hat sie so viel Feingefühl, Sie werden sehen! Stellen Sie sich vor, als der König und die anmutige Königin von Griechenland in ihrem herrlichen Flugzeug in Genf angekommen sind, stand in der ersten Reihe der Persönlichkeiten, die gekommen waren, um das Königspaar respektvoll zu begrüßen, stellen Sie sich vor, die kleine Laurette in einem ganz einfachen Kleid mit einem Rosenstrauß! Und nun kommt die Erklärung dieser großen Ehre. Die kleine Laurette, die natürlich die junge Königin von Griechenland sehr bewundert, war so glücklich, als sie von der Geburt eines kleinen Erbprinzen gehört hatte, der die Dynastie fortsetzen konnte, sie war so glücklich, dass sie die Kühnheit hatte, an Ihre Majestät zu schreiben, um ihr zu sagen, wie glücklich sie sei und wie sehr sie sie bewundere! Darauf hat Ihre Majestät der kleinen Laurette versprochen, sie zu treffen, wenn sie in die Schweiz käme! Und so hatte die kleine Laurette die Ehre, einer Königin Blumen zu überreichen! Ist das nicht höbsch? Sie hat eine schöne Seele, diese Kleine, obwohl sie aus einfachem Mijöh stammt! O ja, aus der wird mal was! Und was für eine kostbare Erinnerung für sie, für ihr ganzes Leben, von einer Königin geküsst worden zu sein!«
    Daraufhin kommentierten die beiden Damen die Liebesidylle zwischen Edward VIII. und Mrs. Simpson. »Eine Bürgerliche, die Königin werden wollte, das ist doch entsetzlich!«, rief Frau Deume. Diese Person solle gefälligst bleiben, wo sie hingehöre! Dass eine Prinzessin Königin werde, sei gerecht und normal, schließlich habe sie königliches Blut, und es entspreche ihrem Rang, aber eine Bürgerliche, was für eine Unverschämtheit! Und dieser König, der sich habe einwickeln lassen! Die arme Königinmutter müsse sehr gelitten haben, sie, die so vornehm sei und ein so edles Herz habe! Ach, wie viele Tränen seien da im geheimen vergossen worden! Und diese arme kleine Prinzessin Eulalia, die aus einer demokratischen Anwandlung heraus einen Mann aus dem Volk geheiratet habe! Oh, sie würde nicht lange glücklich sein, das sei ja gar nicht möglich! Eine Prinzessin könne doch nicht mit jemandem glücklich sein, der nicht von königlichem Blut sei! Und noch dazu ein Innenarchitekt, wie schrecklich! Und der in der Boheme verkehrt hatte! Was sei nur in diese Prinzessinnen gefahren, Bürgerliche heiraten zu wollen? Wüssten sie denn nicht, dass so etwas ein Verrat an der Dynastie und auch am Volk, an den Untertanen des Königreiches sei? Es sei ihre Pflicht, ihren Rang einzuhalten, den Platz, an den Gott sie gestellt habe! Nein wirklich, am liebsten würde sie nicht mehr an diese Messalliancen denken, das tue ihr einfach zu weh. Und daher wechselte sie zu einem tröstlicheren Thema und fragte die liebe Emmeline, ob sie in der vorigen Woche den Artikel gelesen habe, in dem von der so rührenden Geste einer Erbprinzessin berichtet wurde.
    »Nein? Oh, dann muss ich es Ihnen erzählen, denn es ist einfach zu höbsch! Stellen Sie sich vor, Prinzessin Mathilde, also die Kronprinzessin, saß im Flugzeug, das sie in die Vereinigten Staaten oder nach Kanada, ich erinnere mich nicht mehr, bringen sollte, jedenfalls ein offizieller Besuch. Wie es sich

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