Die Schöne des Herrn (German Edition)
und blickt sie leidenschaftlich an, in der Hoffnung auf einen Kuss und Komplimente, aber sie antwortet ihm auf Englisch, sie sei beschäftigt,
›Mother is busy, dear‹
, und schaut ihn nicht einmal an, so interessiert hört sie den üblen Klatschgeschichten der strickenden Grashüpferin zu, und da beginnt der kleine Hund erneut zu springen und sagt sein Gedicht noch einmal auf, während ganz in seiner Nähe ein vor Eifersucht sterbendes Gürteltier seinerseits schnell für seine Tante ein Gedicht improvisiert. Auf meiner Beerdigung sind natürlich auch jüdische Nasen, die auf kurzen Beinen herumlaufen, eine Zwergin namens Nanine, die herumhüpft, umringt von sieben Kätzchen, einem ledigen Hasen, der betet, einem melancholischen prinzlichen Rehkitz und Küken aus Satin mit zu kleinen Zylinderhüten, die in einem Miniaturbus stehend diskutieren, das ist die Gruppe der Rabbiner, und das allerheiligste Küken aus dreifachem Satin ist der Großrabbiner. Soll ich weitererzählen?«
»Ja«, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
»Ein Pekinese ist auch dabei, der, um sich Respekt zu verschaffen, von Zeit zu Zeit ›es ist nicht zu leugnen‹ oder ›ich nehme an‹ sagt, und dann ist da noch ein Biber, der das Loch für mein Herz gräbt, für mein der Leidenschaft schuldiges Herz, und ein Koala mit Tirolerhut, der die Grabrede liest und sich verhaspelt, und auch mein Kätzchen Timie ist da, es trägt einen Witwenschleier und schnäuzt sich vor schelmischem Kummer, aber der Schleier verfängt sich in den Stacheln eines sehr ernsten Igels, den ich einmal im Kanton Waadt kennengelernt habe und der ganz aufrichtige Tränen weint, während mein Kätzchen, nun ohne ihren Schleier, sich auf ein grasbewachsenes Grab setzt und sich in der Sonne eifrig putzt, sich jedoch plötzlich unterbricht, um die mit Federn und Turbanen geschmückten Zwergponys zu betrachten, die meinen, zur Feier des Tages mit ihren Vorderhufen scharren und sich auf ihren Hinterhufen aufrichten zu müssen. Und dann ist da noch ein Äffchen mit Samtmütze, das in Ermangelung der Orgel auf einem Akkordeon eine Polka spielt, während ein verrücktes Kätzchen, das keine Ahnung hat, was hier vorgeht, sich wie ein Araberpferd gebärdet, um bewundert zu werden, und ein sehr böses Pferd ist, mutig überall jeden angreift, die Ohren kriegerisch hochgestellt und Feuer im Hintern, und glaubt, der Schrecken der Entenküken zu sein, die unter Lachkrämpfen Bonbons austauschen. So, das ist der Trauerzug für mein Herz, das begraben wird, es ist bezaubernd, entzückend und sehr gelungen. Jetzt, da mein Herz begraben ist, trage ich es nicht mehr mit mir. Der Friedhof ist verlassen, und alle sind gegangen, außer einer Fliege, die sich mit zufriedener Miene auf meinem Grab die Vorderbeine einseift, und ich stehe da, ganz leer und bleich. Woran denken Sie?«
»Wie geht das Gedicht des kleinen Hundes?«, fragte sie, nachdem sie ihn schweigend angeblickt hatte.
»›Hündsen sagt zu seiner Mami Wenn is groß bin kämpfe is für den König Goldene Tressen an den Pfoten Auf dem Kopf Satin Zwischen den Zähnen ein Röhrsen Damit mas is piffpaff Und der gute König wird sagen Drei kleine Knossen Drei Brötsen Für den tapferen kleinen Hund.‹ Ja, er hat nämlich einen Sprachfehler«, erklärte er ernsthaft, »er kann nicht ›Hündchen‹ sagen, er sagt ›Hündsen‹, und statt ›ich‹ sagt er ›is‹.«
»Und wie geht das Gedicht des kleinen Gürteltiers?«
»›Gürteltierchen sagt zur Muhme Ach mein Gott o jemineh Eben aß ich eine Krume Und jetzt tut der Bauch mir weh.‹«
»Und dieses Kätzchen Timie, gibt es das wirklich?«
»Ja, das gibt es wirklich, aber sie ist tot. Für sie hatte ich die Villa Bellevue gemietet, denn sie fühlte sich hier im Ritz nicht wohl. Ja, eine ganze Villa nur für sie, damit sie Bäume hatte, auf die sie klettern oder an denen sie sich die Krallen wetzen konnte, und eine Wiese mit guten Naturgerüchen, wo sie herumspringen oder jagen konnte. Den Salon hatte ich für sie mit einem Sofa, Sesseln und einem Perserteppich möbliert. Ich liebte sie, diese Kleinbürgerin mit ihren Gewohnheiten und Bequemlichkeiten, Kapitalistin in ihrem Sessel, aber auch Anarchistin, die es hasste zu gehorchen, wenn ich ihr sagte, sie solle liegen bleiben, ein kleptomanischer Engel, ein ernstes Gesichtchen, selbst wenn sie schäkerte, ein Schnurrwerk, ein pausbäckiges und samtenes Frauchen, ein stilles, schnurrbärtiges Dämchen, ganz Friede und Sanftmut vor dem
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