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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Glück, mein Kätzchen.
    Kam ich nach Hause, wenn sie draußen war, am anderen Ende der Wiese, kam sie wie eine Wilde angerannt, sobald sie mich von ferne erblickte, raste wie ein Rennwagen den Hang hinunter auf mich zu, und das war Liebe. Vor mir angelangt, blieb sie abrupt stehen, nahm eine würdevolle Haltung an, schritt langsam um den Freund herum, majestätisch, kokett und gleichgültig, den prachtvollen Schwanz stolz erhoben vor Glück. Bei der zweiten Runde kam sie näher, schmiegte ihren Schwanz um meine Stiefel, erhob die Augen, um mich anzusehen, machte einen Buckel, umschmeichelte mich und sperrte ihr rosa Schnäuzchen auf, um taktvoll ihr Futter einzufordern.
    Nach beendeter Mahlzeit ging sie in den Salon, um ihr Nickerchen zu machen, legte sich auf den besten Sessel, das heißt den zerkratztesten, und schlief ein, eins ihrer Samtpfötchen über den geschlossenen Augen, um sie besser vor dem Licht zu schützen. Doch plötzlich richteten sich die Ohren der schlafenden Timie auf und wandten sich dem Fenster und irgendeinem wichtigen Geräusch von draußen zu. Dann erhob sie sich, plötzlich vom Schlaf zu gespannter Aufmerksamkeit wechselnd, erschreckend und schön, konzentriert auf das spannende Geräusch, und setzte zum Sprung an. Auf dem Fensterbrett vor dem Gitter verharrte sie einen Augenblick wie erstarrt, leidenschaftlich interessiert, die Augen auf eine unsichtbare Beute gerichtet, leise abgehackte und klagende Schreie katzenhafter Begierde ausstoßend. Endlich, nach vorbereitenden Windungen und Wendungen, Hüftbewegungen und einem letzten Anspannen, sprang sie durch das Gitter. Sie war auf der Jagd.
    Sie liebte es, gemeinsam mit mir zu schlafen. Das war eines ihrer Lebensziele. Wenn sie auf der Terrasse ein Sonnenbad nahm oder mit einem kleinen gierigen Zucken einem Spatzen auflauerte, sprang sie, sobald sie hörte, dass ich mich auf das Sofa im Salon legte, durch das offene Fenster herein, und ihre Krallen machten ein leises Geräusch wie Hagel auf dem Parkett. Sie sprang auf meine Brust und bearbeitete sie sorgfältig mit ihren Pfoten, um sich ihren Platz zurechtzumachen. Wenn sie ihren kleinen rituellen Tanz des Knetens beendet hatte, der vielleicht in dem prähistorischen Wald entstanden war, in dem ihre Vorfahren sich zum Schlafen ein Lager aus trockenen Blättern gerichtet hatten, streckte sie sich auf meiner Brust aus, legte sich zurecht, langgestreckt plötzlich und prinzessinnenhaft, vollkommen glücklich, und der kleine Motor in ihrer Kehle setzte sich in Bewegung, zuerst im ersten und dann im hohen Gang, und das Glück des gemeinsamen Schläfchens nahm seinen Lauf. Sie legte ihre Pfote auf meine Hand, um ganz sicher zu sein, dass ich auch da war, und wenn ich ihr sagte, sie sei ein liebes Kätzchen, drückte sie mir ganz leicht ihre Krallen in die Hand, ohne mir wehzutun, gerade so viel, wie nötig war, um mir zu danken, um mir zu zeigen, dass sie verstanden hatte, um mir zu sagen, dass wir beide uns gut verstünden, dass wir Freunde seien. So, jetzt bin ich fertig, ich verführe nicht weiter.«
    »Schön, verführen Sie nicht weiter, aber erzählen Sie mir von den anderen Spielchen, tun Sie so, als sei ich ein Mann.«
    »Ein Mann«, wiederholte er mit plötzlicher Begeisterung. »Ja, ein junger und sehr schöner Cousin von mir, der mich um Rat fragt, wie er seiner Idiotin den Kopf verdrehen soll! Nathan soll er heißen. Unter Männern wird man sich wohlfühlen. Also fangen wir an. Wo war ich stehen geblieben?«
    »Die Grausamkeit.«
    »Also die Grausamkeit. Ja, mein lieber Nathan, ich verstehe dich. Du liebst sie und willst, dass sie dich liebt, und du kannst schließlich nicht einen Hund lieben, nur weil er besser ist als sie! Also verführe, verrichte deine schändliche technische Arbeit und verliere deine Seele. Zwing dich zu List und Abgefeimtheit. Dann wird sie dich lieben, und tausendmal mehr, als wenn du ein guter kleiner Deume wärst. Wenn du ihre große Liebe kennenlernen willst, zahle den schmutzigen Preis und wühle im Misthaufen der Wunder.
    Aber Vorsicht, Nathan, keinen zu großen Eifer am Anfang, nicht bevor das Versuchskaninchen Leidenschaft zeigt. Du hast dich noch nicht eingenistet, und allzu deutliche Bösartigkeit würde sie abstoßen. Am Anfang bleibt ihnen noch ein bisschen gesunder Menschenverstand. Folglich sei taktvoll und halte Maß. Beschränke dich darauf, sie spüren zu lassen, dass du fähig bist, grausam zu sein. Diese Fähigkeit wirst du sie zwischen zwei

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