Die Schöne des Herrn (German Edition)
drei Arianen im Segelkleid, schlank und hochgewachsen, bezaubernde Geschöpfe.
LXVII
Triumphierend ging sie in ihrem Segelkleid durch die Straßen, weißes Schiff der Jugend, ging mit raumgreifenden Schritten und lächelte, sich ihrer Nacktheit unter dem dünnen Leinen bewusst, ihrer Nacktheit, welche die Brise mit ihrer Kühle umspielte. Ich bin schön, wisset es, ihr alle, die ich nicht anblicke, wisset es und schaut euch eine glückliche Frau an. Hochgewachsen schritt sie dahin, stolz den Fahrplan in der Hand, auf dem sie, von Zeit zu Zeit stehenbleibend, die Fahrt des Zuges verfolgte, der ihn zu ihr brachte. O Wunder der Liebe, o Faszination des Lebens.
Sie hielt an, erbost über eine Katze, die direkt vor einem Auto die Straße überquert hatte und eines Tages noch mal überfahren werden würde, das dumme Tier! Auch sie musste auf die Autos aufpassen, nur heute nicht sterben, sich nicht verunstalten lassen. Heute war sie kostbar. Oh, heute Abend! Sie setzte ihren Weg fort und rannte auf den Bürgersteig. Die beiden Männer, die sie angerempelt hatte, drehten sich bezaubert um, aber sie war schon weit weg. Sie stieß mit einem dritten zusammen, und weil er ihr zulächelte, begriff sie, dass er wusste, dass sie glücklich war und zu einem Geliebten ging, wie es sonst keinen gab. Ja, alle blickten sie an, alle wussten Bescheid, alle freuten sich über ihr Glück.
Eine Wolke dort oben. Wenn es heute Abend regnete, könnten sie nicht Hand in Hand im Garten spazieren gehen. Herr, es ist mir sehr wichtig, lass es heute Abend schön sein. Ich brauche einen Himmel voller Sterne. Ihm Tee anbieten heute Abend, keine alkoholischen Getränke, Tee, wie einem Bruder, der von der Reise zurückkehrt, ausgezeichneten Ceylontee mit weißen Spitzen. Nein, diese weißrosa Babywolke ist ungefährlich. Liebe kleine Wolke, sei brav und wachse bitte nicht.
Eine Göttin vor ihr, im Spiegel eines Juweliers. Sie liebte die Schwere ihrer Unterlippe und den Ausdruck sanfter Intelligenz, die nachdenklich herabgezogenen Mundwinkel, die goldenen und wie vor Durchsichtigkeit leuchtenden Wangen, den dunkelgoldenen Schönheitsfleck auf der Wange und die bebenden Nasenflügel, die das Leben einatmeten und dem keuschen Antlitz einen leicht ironischen Ausdruck verliehen. »Gegrüßet seist du, Ariane voll der Gnade, der Herr ist mit dir«, murmelte sie.
Der See tauchte auf, und sie begrüßte ihn mit einem Kopfnicken. O diese Zärtlichkeit, wenn er an sie geschmiegt schlief. Auf der Terrasse dieses Cafés all diese Idioten, die nicht liebten und Zeitung lasen, all diese Erbärmlichen, die nicht geliebt wurden und sich mit großen Portionen Schokoladeneis und viel Schlagsahne trösteten. Mein Gott, wozu war diese dicke Alte mit ihrem plattnasigen Pekinesen überhaupt noch gut? Los, auf den Friedhof mit euch!
Schon drei. In sechs Stunden würde sie ihn sehen. Schnell nach Hause und mit den Vorbereitungen beginnen, mit den kolossalen Vorbereitungen, um ihm die schönste Frau der Welt zu bieten. In einer Woche, am nächsten Samstag, würde der Bärtige zurückkommen. Sie schüttelte den Kopf wie eine Stute, die von einer Bremse belästigt wird. Sie würde später daran denken, heute war ein heiliger Tag. Ein Peitschenknall ließ sie zusammenzucken, sie, die sich für jedes Pferd verantwortlich fühlte. Sie drehte sich um. Nein, es war nicht geschlagen worden. Übrigens sah es gut gepflegt aus und trug keine Scheuklappen, was ein gutes Zeichen war.
Quai Gustave-Ador. Sie ging am blaurosa Wasser entlang, rasch, nackt unter ihrem zitternden Kleid, das zuweilen beim Gehen im Wind wie mit zwei Flügeln aufflatterte. Zwei Straßenarbeiter ließen die Spitzhacken ruhen, um das hochgewachsene Mädchen mit den halbgeöffneten Lippen zu betrachten, das auf sie zukam. Sie ignorierte sie, ging weiter, und ihre hohen Brüste hoben und senkten sich leicht im Rhythmus ihres raumgreifenden ungezwungenen Schritts. »Tolle Figur«, sagte einer der Arbeiter. Sie lächelte und ging schneller.
Chemin de la Côte. Im Gras leuchteten Blümlein. Sie ging und fand alles allerliebst. Die Schweiz war ein schönes Land, und die drei Kühe da auf der Wiese, Schwestern vielleicht, hatten einen außergewöhnlichen Charme. »Ihr Hübschen«, sagte sie zu ihnen. »Heute Abend!«, rief sie den stolzen Pappeln und den Mohnblumen im Korn zu, das sich in der Brise neigte. Zu Hause sich den Arm mit einer Zigarette verbrennen, um es ihm zu beweisen. Sehen Sie, Geliebter, für
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