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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Pantoffeln aus, um es bequem zu haben, streichelte seine nackten Füße und räusperte sich.
    »Die Stunde der Enthüllung hat in eurem Leben und Schicksal geschlagen«, verkündete er.
    »Hört ihn an!«, rief Salomon.
    »Ruhe, du Erbse!«, donnerte Eisenbeißer. »Der Krebs soll deine geschwätzige Zunge fressen!«
    »Aber ich wollte doch nur, dass ihr ihm zuhört und still seid!«, protestierte Salomon.
    »Ein Hängeschloss vor deinen blöden Mund!«, herrschte Eisenbeißer ihn an. »Wir sind ganz Ohr, geliebter Michael! Lass uns deine kostbaren Worte hören!«
    »Zuerst einmal, o Eisenbeißer, möchte ich dich fragen, warum du zu keiner Tages- und Nachtzeit dein Kauen und Schmatzen einstellst.«
    »Vitamine, mein Lieber. Und häufige Verzweiflung, möchte ich hinzufügen, die eines Trostes bedarf. Das Essen ist tatsächlich eher ein Bedürfnis meiner Seele als meines Körpers! Und nun, o Tapferer, öffne die Pforte des Geheimnisses und sprich deine geschmackvollen und kunstreichen Worte! Vorwärts!«
    »Also«, begann Michael. »Heute früh waren wir noch in Athen, wo der verehrte Saltiel in dem plötzlichen Wunsch, seinen Herrn Neffen wiederzusehen, unsere Abfahrt in der fliegenden Maschine beschloss.«
    »Ich glaubte zu sterben«, bemerkte Salomon.
    »O du schnurrbärtiger Wüstling, was erzählst du uns da von Ereignissen der Vergangenheit, die wir ebenso gut wie du kennen?«, empörte sich Eisenbeißer. »Zur Sache! Erkläre uns, warum wir hier sind mit zwei Pferden und einem Benzinkraftwagen!«
    »Warte, lieber Michael, fang noch nicht an, denn ich muss schnell noch mein kleines Bedürfnis verrichten«, sagte Salomon.
    »Soll ein zusätzlicher Krebs deine lästige Blase fressen, du Verhinderer von Enthüllungen!«, schrie Eisenbeißer.
    »Ich entferne mich nur des Anstands wegen, aber ich bin in einem Minütchen zurück«, sagte Salomon, verbeugte sich anmutig und ging.
    »Lass dich nicht von diesem unbedeutenden Störenfried aufhalten und beginne ohne ihn!«, sagte Eisenbeißer.
    »Wir werden auf ihn warten«, sagte Michael. »Der arme Kleine, warum sollte ich ihn um den Genuss des Geheimnisses bringen?«
    So sprach er, spielte mit seinen Zehen, um sich die Zeit zu vertreiben, und sang dann gähnend ein Liebeslied, während Mattathias, ein Stück Harz kauend, mit dem Bleistift Zahlen addierte und Eisenbeißer sich, um sich selbst Gesellschaft zu leisten, nervös mit den Zehen seiner großen nackten Füße amüsierte.

***

    »So, das wäre erledigt!«, posaunte Salomon, der überaus zufrieden mit sich zurückgekehrt war. »Ich habe schnell gemacht, nicht wahr, Freunde? Und ich versichere euch, es war notwendig, da ich im Hotel viel Sprudellimonade getrunken habe! Übrigens ausgezeichnet diese Limonade! Ich werde meiner lieben Frau welche mitbringen! Ach, meine Freunde, ich fühle mich jetzt leicht wie eine Feder! Aber wie saß mir die Angst im Nacken, als ich ganz allein hinter diesem Baum stand, wie zitterte ich bei dem Gedanken, Geister von Toten könnten mir etwas zuleide tun! Na ja, jetzt ist es Gott sei Dank vorüber, und ich bin in Sicherheit bei meinen lieben Vettern!«
    »Nun los, verehrter Janitschar, rede!«, rief Eisenbeißer. »Sprich deine köstlichen Worte, denn unsere Ohren sind aufgesperrt, ganz weit!«
    »So wisset, o ihr, meine Freunde und Zicklein«, begann Michael, »wisset und erfahret, ihr, die ihr mir zuhört, o ihr, meine Getreuen seit Zeiten und Jahren, wisset, dass es sich um einen Fall von Galanterie handelt und dass der Herr Solal sich in großer Leidenschaft und Verliebtheit befindet!«
    »Ist sie auch schön?«, fragte Salomon.
    »Eine Wassermelone«, erwiderte Michael.
    Überzeugt und mit vor Bewunderung glänzenden Augen fuhr sich Salomon mit der Zunge über die Lippen.
    »Eine wahre Rose Arabiens und wie der Mond an seinem vierzehnten Tag!«, kommentierte er. »Er wird sie heiraten, ihr werdet sehen, das sage ich euch!«
    »Ausgeschlossen«, sagte Michael. »Sie ist im Besitz eines Ehemanns.« (Salomons Haarbüschel sträubte sich vor tugendhaftem Entsetzen.)
    »Schön, in großer Leidenschaft, einverstanden«, sagte Eisenbeißer. »Aber was hat diese Leidenschaft mit den beiden Pferden und dem detonierenden Wagen zu tun? Und was hast du eben getrieben, als du dich zu diesem Haus in unserer Nähe begabst, mit strengem Verbot, dir zu folgen, und unter Androhung eines nach japanischer Art aufgeschlitzten Bauches?«
    »Den ersten Teil meiner Mission ausgeführt, gemäß den in

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