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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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schenkte. (Salomon, der wieder zuhörte, seufzte.) Ja, ein äußerst wohlwollendes Lächeln, denn wahrscheinlich hatten sie die Breite meiner Schultern und die Stickereien meiner Uniform beeindruckt. Wisset nämlich, dass die Damen Europas die äußeren Anzeichen verheißungsvoller Manneskraft lieben. Um es kurz zu machen, trennten sich die beiden Verliebten nach zahlreichen erhabenen Sätzen der Reizenden, denn die Europäerinnen, wisset auch das, lieben es, die Gelüste und das Jucken des Fleisches mit überaus edlen und tugendhaften Worten zu verschleiern.«
    »Du bist scharfsichtiger, als ich dachte«, sagte Eisenbeißer.
    »In diesen Dingen kenne ich mich aus«, sagte Michael. »Nun hört weiter. In sein mit allen Reichtümern ausgestattetes Hotel zurückgekehrt, warf ich dem Herrn seine Geduld vor und appellierte an seine Mannesehre! Wie können Euer Hochwohlgeboren, sagte ich zu ihm, bis morgen warten wollen, um Euch an einer solch warmen und köstlichen Erdnussbutter, die so vorteilhaft mit den vier notwendigen Rundungen ausgestattet ist, zu ergötzen? Kurz, ich schlug ihm vor, mich die Anmutige aus guter Familie entführen zu lassen und diese Entführung ohne ihn durchzuführen, um den Ruhm einzustreichen. Das ist meine Angelegenheit, sagte ich zu ihm, und das verjüngt mich. Meine Argumente überzeugten ihn, er stimmte zu, erlaubte mir sogar, euch mitzunehmen, und gab mir einen Brief für die Dame seines Herzens. Groß ist die Gunst meines herrlichen Gebieters. Und so stellte ich mich vorhin also unter das Fenster des Zimmers, in welchem sie mit gespielter Aufmerksamkeit ihrem armen Rindvieh zuhörte, das ihr ernsthafte Reden hielt, anstatt das mit ihr zu tun, was zwischen Mann und Frau die Hauptangelegenheit ist. So erzählte dieser Narr ihr zum Beispiel von Gesprächen, die er mit Direktoren und Ministern geführt habe, also von Dingen, die für eine wohlausgestattete Dame, die sich Handfestes wünscht, ohne jedes Interesse sind. Durch den Spalt der Fensterläden sah ich, wie sie sich auf die Unterlippe biss, um innerlich mit geschlossenem Mund zu gähnen, und dann wieder starr lächelte, während der Gehörnte eifrig und begeistert seine hohen Persönlichkeiten beschrieb. Doch plötzlich unterbrach er sich und hatte die Stirn, ihr seine Darmprobleme und sein dringendes Latrinenbedürfnis anzuvertrauen, ein Bedürfnis, das du immer verbergen solltest, denn nichts wirkt abkühlender auf eine Schöne. Der blöde Schlappschwanz entfernte sich also, ich klopfte an das Fenster, sie öffnete und war nicht im geringsten erstaunt, mich zu sehen, da ich ihr ja von ihrem Heißbegehrten vorgestellt worden war. Ein Knie am Boden, übergab ich ihr den Brief, der mich bevollmächtigte und beauftragte, sie in dieser Nacht an einen Ort des Tanzes und auserlesener Sorbets zu bringen, welcher Donon heißt, denn der Tanz ist eine gute Vorbereitung für die Hauptangelegenheit.«
    »Was für ein Narr!«, brummte Mattathias. »Gott weiß, was er dort für ein einfaches Sorbet berappen muss!«
    »In diesem Brief standen auch ein paar Worte über euch drei, damit sie nicht erschrickt, wenn sie euch zu Gesicht bekommt.«
    »Was hat er über mich gesagt?«, fragte Eisenbeißer begierig.
    »Dass du eine Art von Genie seist, was mich sehr erstaunte.«
    »Warum eine Art?«, entrüstete sich Eisenbeißer. »Na gut, darüber wird die Zukunft entscheiden. Und was dein Erstaunen angeht, o Stiergehirn, so behalte es für dich!«
    »Und was hat er über mich gesagt?«, fragte Salomon.
    »Ruhe!«, brüllte Eisenbeißer. »Lass den reden, der das Recht dazu hat! Was hat sie auf diesen Brief geantwortet?«
    »Nun, ihre Antwort hat sie mir mit zarter Stimme gegeben, und ich hörte ihr ergeben zu. Sie sagte, sie käme gewiss noch in dieser Nacht zum Stelldichein mit unserem Herren, aber zu unbestimmter Zeit, da sie nicht wisse, wann sie wieder allein wäre. Ja, allein hat sie gesagt. Freunde, bewundert dieses Zartgefühl! Eine andere hätte gesagt, ich weiß noch nicht, wann ich meinen Hahnrei loswerden kann. Oder, ich mache mich davon, sobald mein Scheusal schnarcht. Aber diese hier ist eine wohlerzogene Person. Ich gebe euch auch zu bedenken, dass sie, obwohl sie mit unserem Herrn die bewusste Hauptangelegenheit treibt, mit den obligaten Sprüngen im Bett, ihn während der ganzen Unterredung im Garten immer gesiezt hat. So sind die Damen hoher Abstammung, Prinzessinnen und Herzoginnen, temperamentvoll und hüpfend im Bett, aber von großer

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