Die Schöne des Herrn (German Edition)
Schicklichkeit und feierlichem Gebaren außerhalb des Bettes. Nachdem sie mir also ihre Antwort gegeben, reichte sie mir ihre Hand zum Kuss, und ich entfernte mich, nachdem ich ihr, die Faust in die Hüfte gestemmt, einen glühenden Blick zugeworfen hatte. Und nun, Salomon, schenk uns zu trinken ein!«
Im Kreis sitzend, löschten die vier Tapferen ihren Durst und aßen gesalzene Pistazien. Knabbergeräusche hallten durch die erhabene Stille der Nacht, während sich in der Ferne die Klage einer verschmähten Nachtigall erhob.
LXXV
»Aber was sollen diese Pferde?«, fragte Salomon, nachdem alle Pistazien aufgegessen waren.
»Eins für sie und das andere für mich«, sagte Michael.
»Aber warum Pferde?«
»Hast du je gehört, du Unwissender und Sohn eines Unwissenden, hast du je gehört, dass eine Entführung zu galanten Zwecken anders als zu Pferde stattfindet, vor allem, wenn die Dame verheiratet ist?«
»Das wusste ich nicht«, sagte Salomon. »Aber jetzt weiß ich es, und bitte sei mir nicht böse.«
»Außerdem war der Herr über meinen Vorschlag mit den Pferden sehr erfreut.«
»Und ich«, sagte Mattathias, »bin durchaus nicht erfreut und erkläre, dass der Neffe Saltiels ein Irrer ist und weder seine hohe Stellung noch die dafür einkassierten Dollars verdient! Wahrhaftig ein Narr ist er!«
»Und du bist ein Weiser«, sagte Michael, »aber schöner macht es dich auch nicht.«
»Und wozu dann diese rauchende Karosse dort hinten?«, fragte Salomon.
»Falls sie nicht reiten will.«
»Richtig«, sagte Salomon. »Aus Höflichkeit, damit die Dame die Wahl hat. Sie ist sehr schön, hast du gesagt?«
»Ein rosa Seifenengel. Überdies scheint sie mir für das Hüftgewackele sehr geeignet, denn sie ist fest und geschmeidig wie die auf italienische Art gekochten Makkaroni, und sie ist vorne und hinten besser ausgestattet als eine Elefantin. Schenkel prall wie Daunenkissen! Ja, der Herr versteht sich darauf, sie auszuwählen! Was für eine herrliche Kamelstute, was für ein Leckerbissen fürs Bett! Paschatochter und wahrer Honigkrapfen! Und ein Mund wie geschaffen für vierfach überlagerte Arabeskenküsse! (Salomon wich zurück, und die Haare standen ihm zu Berge.) Andererseits habe ich bei meinem Spähen durch den Spalt der Fensterläden auch ihren Jammerlappen beobachten können, und an seiner Nase habe ich feststellen können, dass er ein Mann von geringer Potenz ist und sie ihn schon deshalb kolossal hassen muss. Denn es ist eine bekannte Tatsache, dass die Frauen große Nasen lieben, die ein Zeichen von Manneskraft und ein Versprechen von Größe sind. Ihr könnt also beruhigt sein, sie wird ihr Rindvieh schon loswerden, und in wenigen Augenblicken werdet ihr sie ankommen sehen, mit anmutig sich wiegendem Hinterteil! Das sage ich euch, denn ich kenne mich auf diesem Gebiet gründlich aus.«
»Will die Frau mit Fremden ficken, kann der Mann nur finster blicken«, improvisierte Eisenbeißer und lächelte seinem Talent zu, während Mattathias sein Harzkauen unterbrach, um angewidert auszuspucken, und Salomon den Kopf zwischen die Hände nahm, zerrissen zwischen seiner Bewunderung für diese so schöne Dame und seiner Verehrung der Zehn Gebote.
»Was für eine Wassermelone«, seufzte Michael und blickte schmachtend den Kringeln des aus seiner Nase entweichenden Rauchs nach.
»Wassermelone hin, Wassermelone her«, sagte Mattathias, »aber inzwischen läuft die Uhr der Dampfkarosse wegen dieser Wassermelone weiter, und die Schweizer Franken fallen dem Goi dieses höllisch lärmenden und pferdelosen Vehikels in die Taschen. Das nenne ich einen Beruf! Du wartest, ohne etwas zu tun, am Steuerrad, und jede Minute bringt dir neues Geld ein!«
»Nimmer sah ich eine herrlichere Reiterin noch einen derart für das Treiben und die Bewegungen im Bett geschaffenen Körper«, sagte Michael träumend. »Sie erinnert mich an meine Rothaarige aus dem Kephalonia Palace, die auch für eine gewisse Sache vollkommen war und deren einziger Fehler darin bestand, dass sie während dieser gewissen Sache Englisch mit mir sprach.«
»Aber sag mal«, unterbrach ihn Salomon, »wo sie doch mit einem Mann verheiratet ist, wie kann sie da einwilligen, in dieses Sorbetlokal zu gehen, um mit einem anderen Mann zu tanzen?«
»So sind die Europäerinnen eben«, sagte Michael. »O meine Freunde, wenn alle Gehörnten Europas Lampions tragen würden, was für eine Festbeleuchtung wäre das!«
»Genug der Philosophie«, sagte Eisenbeißer
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