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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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sich, wenn man gemeinsam hasst.
    Er dachte an seine Unschuldige und sah ihr aufgeregtes Gesicht vor sich, als sie ihm gestern von der Einladung der Forbes erzählt hatte. Das Leben war zurückgekehrt, war wieder interessant. Sie hatte heftig an die Tür geklopft und war ins Zimmer gestürmt, viel selbstsicherer als sonst, ohne den üblichen übertriebenen Ernst. Und gleich danach ein wirklich tief empfundener Kuss, zum ersten Mal seit Wochen. Und mit einem Mal liebte sie Tennis und fand die schreckliche Rothaarige sympathisch. Und war rasch nach Cannes gefahren, um sich ein Tennisdress zu kaufen. Gleich zwei hatte sie mitgebracht, die Arme, ein anständiges mit Shorts und ein gewagtes mit Röckchen, und hatte sie gleich vor ihm anprobiert. Sie war so lebhaft geworden, dass sie sogar die Pummelige nachgeahmt hatte, herumgehüpft war, in die Hände geklatscht und gekreischt hatte, sie wolle einen Chrysler. Und in der Nacht war sie so leidenschaftlich gewesen wie damals in Genf. O die Macht des Gesellschaftlichen. Heute Morgen um neun schon im Tennisdress, zwei Stunden vorher, und vor dem Spiegel hatte sie mit ihrem Tennisschläger imaginäre Bälle gespielt. Dann das Klingeln des Telefons, und die Mühlen der Gesellschaft hatten zu mahlen begonnen.
    Nach einem erneuten Lächeln der Verbundenheit in der Tugend wechselte Madame de Sabran zu einem anderen angenehmen Thema, dem Wohltätigkeitsball, den sie jedes Jahr im Royal zu organisieren pflegte, um mehrere arme Familien in Agay und Saint-Raphaël zu unterstützen, über deren schreckliches Elend sie sich lang und breit ausließ, sich dabei äußerst mildtätig vorkam und es richtig genoss, sich vor allem Unglück geschützt zu wissen.
    Ja, eine reizende Freundin aus Cannes, die ständig Leute bei sich empfange, stelle ihr jedes Jahr eine aktualisierte Liste von Personen zur Verfügung, die sich in der Gegend aufhielten und geneigt wären, an einer Wohltätigkeitsveranstaltung teilzunehmen. Morgen würde sie Einladungen an alles, was an der Côte d’Azur Rang und Namen habe, verschicken, unter anderem auch an eine Königliche Hoheit, die sich zur Zeit in Monte Carlo aufhalte. Gutes tun und sich dabei unterhalten, was gebe es Besseres? Und außerdem treffe man manchmal interessante und sympathische Leute auf diesen Wohltätigkeitsbällen. Aber das sei natürlich nur ein Nebenaspekt, die Hauptsache sei und bleibe die gute Tat.
    Mrs. Forbes war begeistert, sagte, sie liebe Wohltätigkeitsbälle und überhaupt alles, was philanthropisch sei und mit Nächstenliebe und Mitleid mit den Armen zu tun habe. Daher erklärte sie sich bereit, Madame de Sabran nach bestem Vermögen bei der Verschickung der Einladungen zu helfen. Sie sah sich bereits der Königlichen Hoheit vorgestellt.
    In diesem Augenblick erschienen der Generalkonsul und sein Cousin, beide im Golfdress. Nach den Vorstellungen, gebührendem Zähneblecken und einer nochmaligen Erwähnung von Sascha dear ergänzte der entzückende Huxley den Bericht seiner Tante und stimmte ein Loblied auf den armen betrogenen Ehemann an, einen ausgezeichneten, sehr arbeitsamen und von seinen Kollegen geschätzten Beamten. Er habe sich von seiner Verletzung schnell erholt, glücklicherweise habe die Kugel die Schläfe durchdrungen, ohne das Gehirn zu berühren. Er müsse die Waffe ungeschickt gehalten haben, oder seine Hand habe gezittert, was ja verständlich sei. Wirklich ein charmanter junger Mann, der bei näherem Kennenlernen noch gewinnen würde. Vor fast zwei Monaten habe er seine Arbeit im Palais wieder aufgenommen, und all seine Kollegen seien sehr glücklich gewesen, ihn wiederzusehen, hätten ihm ihre Sympathie bezeugt, sich hilfreich seiner angenommen und ihn häufig eingeladen. Auch sein Chef sei sehr anständig zu ihm gewesen und habe ihn auf eine lange Dienstreise nach Afrika geschickt, um ihn auf andere Gedanken zu bringen, und der brave junge Mann sei am letzten Montag nach Dakar geflogen.
    Dann kam er auf seinen ehemaligen Chef zu sprechen, unterstrich jede schlüpfrige Einzelheit mit einem genüsslichen Lächeln, fuhr sich mit gelenkiger und spitzbübischer Zunge rasch über die Oberlippe und erzählte, gute Freunde vom Quai d’Orsay, denen die Entlassung dieses Herrn Solal aus Gründen, die geheim gehalten würden, zu Ohren gekommen sei, hätten eine Unregelmäßigkeit bei der Einbürgerung des erwähnten Herren festgestellt, nämlich dass er vorher nicht ausreichend lange im Land gelebt habe. Daher sei ihm die

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