Die Schöne des Herrn (German Edition)
genialen Strategien der Marschalle, der Heldentod! Eine schönere Karriere gäbe es nicht! Ach, wäre sie doch ein Mann! Was gäbe es Schöneres, als sein Leben der Verteidigung des Vaterlandes zu widmen! Denn Kriege würde es immer geben, trotz des Geschwätzes des Völkerbunds. Der Oberst komme also bald nach?, fragte sie mit vor Sympathie glänzenden Augen. In drei Tagen? Sie und ihr Mann wären hocherfreut, seine Bekanntschaft zu machen und ihm aus erster Hand zu erzählen, wie es Sascha dear gehe.
Darauf schlug sie Madame de Sabran vor, eine Erfrischung zu nehmen, erkundigte sich nach ihren Vorlieben, winkte mit dem Zeigefinger einen Kellner heran, bestellte Chinatee für Madame und sehr starken Ceylon für sich selbst, verlangte heißen, in eine Serviette eingewickelten Toast, und das alles, ohne den dienstbaren Geist auch nur eines Blickes zu würdigen. Nachdem sie ihm damit zu verstehen gegeben hatte, dass er nichts als Dreck sei und nur dazu da, um die Gattinnen von Militärattachés und Generalkonsuln zu bedienen, wandte sie sich wieder poetisch der reizenden Oberstengattin und Baronin zu. Nach einer kurzen Erwähnung des lieben Sir Alfred Tucker und der Viscountess Layton, einer wirklich auserlesenen Seele, warf sie ihren Köder aus. Welches Glück, hier in Agay zu weilen, nur noch Körper zu sein, endlich einmal jeden Tag Tennis spielen zu können und sich für eine Weile von den Strapazen des schrecklichen gesellschaftlichen Lebens zu befreien, das im Grunde doch so uninteressant sei, nicht wahr?
»Übrigens, wie wäre es mit einer Partie Tennis? Vielleicht morgen um elf?«
Madame de Sabran sagte nur mäßig begeistert und mit einem ziemlich verkniffenen Lächeln zu, denn sie war sich des Abgrunds bewusst, der die diplomatische Karriere von der konsularischen trennte. Dieser Mangel an Begeisterung begeisterte wiederum Mrs. Forbes, ließ er sie doch die Bedeutung des Fangs, den sie gemacht hatte, spüren und verstärkte ihre Begehrlichkeit noch. Sie lächelte Madame de Sabran verliebt an, als diese sich erhob und sagte, sie sei gleich wieder da. Im Bewusstsein ihrer gesellschaftlichen Hochkarätigkeit ging sie majestätisch hinaus.
Als sie zurückkehrte, eine hochmütige Giraffe mit eisblauen Augen, warf sie von weitem einen verächtlichen Seitenblick auf die kleine Pummelige, die in der Hotelhalle ihre übliche Nummer abzog, herumhüpfte und in die Hände klatschte. Die Baronin fuhr sich mit der Hand über ihr mageres Gesäß, um sich, ganz wie die alte Deume, zu vergewissern, dass ihr Rock auch wieder heruntergefallen war, setzte sich und gratulierte Mrs. Forbes zu ihrem guten Französisch. Worauf die Rothaarige bescheiden erwiderte, das sei überhaupt nicht ihr Verdienst, denn seit frühester Kindheit habe sie mit ihrer Gouvernante stets Französisch gesprochen. Dieser Hinweis zauberte ein anerkennendes Lächeln auf die schmalen Lippen von Madame de Sabran, die nach einer Pause fragte, wer eigentlich dieses seltsame Paar sei, das mit niemandem redete. Wer waren diese Leute, wo kamen sie her, was machte der Mann? Der Portier habe ihr zwar den Namen gesagt, aber sie habe ihn vergessen.
»Solal?«, fragte Mrs. Forbes mit hoffnungsvoll glänzenden Augen.
»Ja, das ist der Name, jetzt erinnere ich mich.«
»Wie die Pest zu meiden«, sagte Mrs. Forbes mit liebenswürdigem Lächeln. »Aber hier kommt unser Tee, trinken wir erst einmal, und dann werde ich Ihnen alles erzählen, Sie werden sehen, es ist wirklich unglaublich. Ich habe meine Informationen aus erster Hand. Ich weiß es von meinem Cousin Robert Huxley, der Rat beim Völkerbund ist und ein guter Freund von Sir John Cheyne, den Sie bestimmt kennen. (Da Madame de Sabran ihn nicht kannte, verzog sie keine Miene.) Bob ist gestern Nachmittag mit meinem Mann angekommen und wird ein paar Tage mit uns verbringen, ein charmanter junger Mann, den ich Ihnen gern vorstellen würde. O ja, diese beiden sind wie die Pest zu meiden.«
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Heute früh in Tennisshorts, so glücklich, schon gespornt und gestiefelt für die Verabredung mit der Forbes. In was hatte er sie da nur hineingezogen? Mrs. Forbes stellte ihre leere Tasse ab, seufzte liebenswürdig, sagte, es gäbe nichts Erfrischenderes als eine gute Tasse Tee, lehnte sich in das Sofa zurück, lächelte vor Behagen und begann mit ihrer täglichen guten Tat.
»Wie die Pest zu meiden, liebe Madame«, wiederholte sie. (Nur zu gern hätte sie »liebste Freundin«
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