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Die Schöne des Herrn (German Edition)

Die Schöne des Herrn (German Edition)

Titel: Die Schöne des Herrn (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Cohen
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Buffet und räumen Sie den Tisch ab. Los, beeilen Sie sich, und bringen Sie erst mal alles in die Küche. Ich werde Ihnen später sagen, was endgültig damit geschehen wird, und passen Sie auf mein Tischtuch auf, falten Sie es, wie es sich gehört, damit es keine zusätzlichen Falten gibt. Das Diner werde ich den Rampals Junior überlassen«, sagte sie zu ihrem Mann. »Ich werde sie morgen früh gleich anrufen.«
    »Wie? Die Rampals? Sind sie denn in Genf?«
    »Ach ja, richtig, bei all dem Trubel habe ich ganz vergessen, es dir zu sagen. Sie haben heute Nachmittag angerufen, um mir zu sagen, dass sie eben angekommen seien. Charmant wie immer. Am liebsten hätte ich sie für heute Abend zu uns eingeladen, es ist ja genug da, sie hätten von dem Menü profitieren können, und der Herr Untergeneralsekretär hätte gleich gesehen, mit was für Leuten wir verkehren.«
    »Bleiben sie lange?«
    »Drei oder vier Tage, sie sind ja nur wegen du weißt schon was gekommen, wie immer. Es bleibt ihnen ja gar nichts anderes übrig angesichts dieser schrecklichen Steuern in Frankreich. Sie hat es am Telefon übrigens sehr nett angedeutet, als sie sagte, sie würde sich noch eine Hornhaut holen vom vielen Benutzen der Schere. Du scheinst nicht zu begreifen, dabei ist es doch sonnenklar, das war eine Anspielung auf die Kupons, die sie auf der Bank abschneiden werden, du weißt doch, in diesen hübschen kleinen Salons neben dem Raum mit den Schließfächern. Also, wie ich eben sagte, als du mich unterbrachst, am liebsten hätte ich sie gleich für heute Abend eingeladen, aber Adrien war nicht da, und da ich nicht wusste, wie er darüber denkt, habe ich mich nicht getraut, denn von seinem Standpunkt aus will er jetzt beim ersten Mal bestimmt zunächst einen intimen Kontakt mit seinem Vorgesetzten herstellen, und deshalb habe ich alles offengelassen und nur gesagt, ich würde morgen wieder anrufen, da ich heute Abend einen großen großen Empfang hätte und bei all den Vorbereitungen nicht wüsste, wo mir der Kopf steht. Es kann nichts schaden, dass sie es wissen. Ich werde sie also gleich morgen früh anrufen.«
    »Aber Ssätzchen, glaubst du nicht, dass morgen alles vertrocknet sein wird?«
    »Ich werde schon die entsprechenden Maßnahmen treffen. Bei unserem Kühlschrank kann man beruhigt sein, und aufgewärmt schmeckt das Essen ebenso gut.«
    »Ja«, murmelte Herr Deume ohne Begeisterung.
    »Dieses Galamenü kommt wie gerufen für die Rampals, zumal sie ja dem Adel angehören«, sagte Frau Deume so, dass Martha sie hörte, die im Übrigen nichts von alledem begriff.
    »Alter französisser Adel«, ergänzte Herr Deume mechanisch.
    (Seit einigen Generationen vererbten die Eltern Leerberghe ihren Kindern den Respekt vor den Rampals, die in Belgien Landgüter besaßen, die sie seit Generationen von den Leerberghes verwalten ließen, die getreue Lehensleute waren. Das Vermögen, das Schloss und die Treibjagdreviere der Rampals waren seit mehr als einem Jahrhundert bei den Leerberghes an den Winterabenden der Stoff für lange Plaudereien am Kamin. Bereits im Alter von drei Jahren hatte der kleine Adrien die Rampals mit Adele, dem damaligen Dienstmädchen, verglichen und voller Überzeugung geschrien: »Dele Kaka! Ampal nett, nicht Kaka, o nein!« Wie man sieht, war er schon damals ein vielversprechender Junge gewesen. Frau Deume hatte ihren Mann bald angesteckt, der den ehrwürdigen Namen der Rampals seinen Genfer Bekannten gegenüber nie aussprach, ohne mit einem leichten Zittern in der Kehle und mit niedergeschlagenem Blick hinzuzufügen: »alter französisser Adel.«)
    »Na ja, ich werde morgen früh mit Didi darüber reden. Heute Abend will ich ihn in Ruhe lassen, damit er für seinen Vorgesetzten gut in Form ist. Sollte er es vorziehen, dass wir diese berühmten Rassets einladen, die ich noch nie gesehen habe, dann liegt die Entscheidung bei ihm. Jedenfalls veranstalten wir morgen Abend ein großes Diner, sei es mit den Rampals, sei es mit den Rassets, oder notfalls auch mit Madame Ventradour, und ich sage notfalls, weil sie nicht dasselbe Format hat, und außerdem, der ganze Kaviar für einen einzigen Gast, das wäre doch zu schade. Ehrlich gesagt, ich glaube, ich würde die Rassets vorziehen, das wäre eine Gelegenheit, Bekanntschaft in adligen Kreisen zu machen. Los, Martha, beeilen Sie sich, ein bisschen dalli, wenn ich bitten darf! Und übrigens hören Sie mir einmal gut zu, Martha. Diese hohe Persönlichkeit kommt also um zehn,

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