Die schöne Diebin
The Cat und der alten Jungfer bestand.
Inzwischen zweifelte er an der Klugheit seiner Entscheidung. Wenn er noch lange in der Kälte stand, würde er Frostbeulen bekommen. Außerdem war er es nicht gewohnt, auf andere zu warten. Im Allgemeinen bemühten seine Mitmenschen sich, ihm das Leben so bequem wie möglich zu machen.
Jetzt nahm Miss Habersham ein Päckchen entgegen, legte es in ihren Korb und öffnete ihr Retikül. Sie bezahlte ihre Einkäufe. Endlich! Brandon stieß einen Seufzer der Erleichterung aus und beschloss, seine Taktik zu ändern. Er überquerte die Straße, und als Eleanor aus der Bäckerei kam, trat er ihr, einen Ausdruck freudiger Überraschung auf dem Gesicht, entgegen. „Miss Habersham, wie nett, Sie hier zu treffen! Und wie unerwartet!“ Er verbeugte sich. „Was führt Sie an einem so unfreundlichen Tag nach Manchester? Ah, Sie haben Einkäufe erledigt! Bitte, gestatten Sie mir, Ihnen den Korb abzunehmen.“
„Lord Stockport!“ Auch Eleanor sah erstaunt drein.
Nicht so erstaunt allerdings, wie sie das eigentlich sein müsste! Man könnte fast meinen, sie hätte mich bereits bemerkt und nur nicht damit gerechnet, dass ich sie ansprechen würde. Seltsam …
„Sind Sie geschäftlich in Manchester, Mylord?“, wollte sie wissen.
Bei Jupiter, wie unangenehm ihre nasale Stimme war!
„Ja. Glücklicherweise ließ sich die Angelegenheit schneller regeln, als ich zunächst angenommen hatte. Und so beschloss ich, noch einen kleinen Bummel zu machen.“
Ausgerechnet in dieser Straße? Er hält mich wohl für sehr dumm …
„ Ich freue mich wirklich, Sie getroffen zu haben, Miss Habersham. Nun können wir unsere Bekanntschaft ein wenig vertiefen. Haben Sie noch mehr zu erledigen?“ Er warf einen Blick in den Korb, in dem bisher nur ein einziges Päckchen lag. Bestimmt war sie nicht nach Manchester gekommen, nur um Gebäck zu kaufen. „Darf ich Ihnen meine Begleitung anbieten?“
Sie schaute lächelnd zu ihm auf, und wieder fielen ihm die klugen grünen Augen hinter den dicken Brillengläsern auf. „Gern, Lord Stockport“, sagte sie. „Ihre Gesellschaft ist mir willkommen.“
Ein leichter Sieg! Da sie ihn bei seinem Besuch in Old Grange zwar höflich, aber dabei irgendwie kühl und abweisend behandelt hatte, hatte er mit mehr Widerstand gerechnet. Andererseits tat es ihm nach den Erfahrungen, die er mit der Katze gesammelt hatte, gut, einer Frau zu begegnen, die ihm nicht ständig widersprach.
Es dauerte allerdings nicht lange, bis er sich fragte, ob ein ordentlicher Streit nicht weitaus angenehmer gewesen wäre als Miss Habershams unablässiges oberflächliches Geplapper. Besonders, als sie eine Metzgerei betraten, wurde seine Geduld auf eine harte Probe gestellt. Zwar hörte er nur mit einem Ohr zu, wie sie sich ausführlich mit dem Fleischer über die Vorteile verschiedener Soßen unterhielt, die man zu Wild servieren konnte. Trotzdem machte ihn die endlose Diskussion nervös. Eine halbe Ewigkeit schien zu vergehen, ehe Miss Habersham ein Stück Rinderbraten ausgesucht und bezahlt hatte. Sie legte das eingewickelte Fleisch in den Einkaufskorb. Dann verabschiedete sie sich wortreich von dem redseligen Metzger und trat wieder auf die Straße hinaus.
„Ich möchte noch etwas Käse besorgen“, verkündete sie gut gelaunt. Um dann in besorgtem Ton hinzuzusetzen: „Der Korb ist Ihnen doch hoffentlich nicht zu schwer, Mylord?“
Tatsächlich schien das Gewicht des Bratens mit jedem Schritt, den Brandon tat, zuzunehmen. Wer, um Himmels willen, sollte dieses Riesenstück Fleisch essen? Miss Habersham lebte doch allein und beschäftigte, soweit er wusste, nur zwei Bedienstete.
War es denkbar, dass sie ein Spiel mit ihm spielte, dessen Regeln er nicht durchschaute? Nun, er würde ihr schon noch auf die Schliche kommen! Entschlossen verdoppelte er seinen Charme.
Als Brandon Miss Habersham und sich eine Portion heiße Kastanien von einem Straßenverkäufer erstand, hoffte er, der ermüdende Einkaufsbummel würde sich langsam seinem Ende zuneigen.
Die Hoffnung trog. Der Korb wurde schwerer und schwerer. Ein Suppenhuhn lag jetzt darin, und auch ein Kohlkopf wanderte hinein. Das Geplapper der alten Jungfer schien immer weniger Sinn zu ergeben. Aber noch war Brandon nicht bereit, sich geschlagen zu geben. Tatsächlich hatte er das Gefühl, dass er irgendwie in einen heimlichen Krieg verwickelt worden war. Warum Miss Habersham ihn quälte, wusste er nicht. Trotzdem war er sich sicher, dass
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