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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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sie sich mit Absicht so nervenaufreibend verhielt und ihn Waren schleppen ließ, die sie nicht wirklich brauchte.
    Er war entschlossen, sich weder seine körperliche Erschöpfung noch seine wachsende innere Unruhe anmerken zu lassen. Seine gute Erziehung kam ihm dabei natürlich zu Hilfe. Er behandelte den Quälgeist so zuvorkommend, als handele es sich um die beste Freundin seiner Mutter.
    Endlich erklärte sie fröhlich, sie sei fast fertig. „Ich möchte nur noch einen kurzen Besuch in meinem Lieblingsgeschäft machen.“
    Wenig später betraten sie ein Geschäft, das sich auf den Verkauf qualitativ guter, aber nicht allzu teurer Stoffe spezialisiert hatte. „Schauen Sie sich ruhig um, Mylord“, sagte sie zu Stockport. „Ich habe eine Angelegenheit …“, sie errötete leicht, „… privater Natur zu erledigen.“
    „Selbstverständlich“, gab er, ganz Gentleman, zurück. Insgeheim aber dachte er: Die Mühe hat sich also doch gelohnt; jetzt wird sie das tun, was sie von Anfang an vorhatte, und ich werde ihr Geheimnis aufdecken.
    Während er vorgab, sich für eine Rolle geblümten Musselin zu interessieren, beobachtete er aus den Augenwinkeln, wie Miss Habersham auf einen Verkaufstresen zusteuerte und ein paar Worte zu dem Verkäufer sagte, der sie bedienen wollte. Dieser verschwand und kam gleich darauf mit einer Frau zurück.
    Ein Gefühl des Triumphs erfüllte Brandon. Dass sein Quälgeist nach einer bestimmten Verkäuferin gefragt hatte, musste etwas zu bedeuten haben!
    Komm doch etwas näher, sagte die Spinne zu der Fliege.
    Diese Zeile aus einem alten Kinderlied ging Nora durch den Kopf, während sie von ihrem Platz am Verkaufstresen aus unauffällig beobachtete, was der Earl tat. Er war ihr ins Netz gegangen, ganz so, wie sie es geplant hatte.
    Im Gegensatz zu Stockport hatte sie einen überaus amüsanten Tag verbracht. Zunächst hatte sie nicht geglaubt, dass er die Gesellschaft von Eleanor Habersham lange würde ertragen können. Doch er hatte sich als erstaunlich hartnäckig erwiesen und große Selbstbeherrschung gezeigt.
    Sie wusste nun, dass sie sich noch mehr vor ihm in Acht nehmen musste, als sie bisher angenommen hatte. Denn natürlich war er nicht aus männlicher Fürsorglichkeit an ihrer Seite geblieben. Er musste eigene Ziele verfolgen, wenn er stundenlang Miss Habershams Geplapper über sich ergehen ließ und klaglos den schweren Korb trug. Möglicherweise hoffte er, im Ansehen der kauzigen Jungfer so weit zu steigen, dass sie ihn gelegentlich zum Tee einlud. Dann würde er unauffällig herauszufinden suchen, was sie über The Cat wusste.
    Vielleicht war es doch nicht so klug gewesen, ihn in der vergangenen Nacht darauf hinzuweisen, dass Eleanor ein wenig über das Wirken der Katze wusste.
    Nun, wie dem auch sei, jetzt muss ich ihn loswerden. Und in Zu kunft werde ich wohl noch das eine oder andere Streitgespräch mit ihm führen oder mich – so wie heute – auf einen heimlichen Kampf mit ihm einlassen.
    Sie gestand sich ein, dass sie es genoss, die Klingen mit ihm zu kreuzen.
    Nora beugte sich zu der Verkäuferin hinüber, als habe sie ihr etwas Vertrauliches mitzuteilen. Dennoch sprach sie bewusst so laut, dass Stockport sie hören musste, obwohl er ein Stück entfernt stand. „Jane, ich möchte mir ein paar Flanellstoffe anschauen, weil ich …“, sie zögerte und bemühte sich, ihrer nasalen Stimme einen leicht beschämten Ton zu verleihen, „… weil ich warme Unterwäsche brauche.“ Und mit einem altjüngferlichen Lachen schloss sie: „Stellen Sie sich vor, ich habe nicht einen einzigen guten Unterrock mehr.“
    „Ich könnte ein paar Rollen Flanell hierher holen.“
    Entsetzt hob Nora die Hände. „Ich bitte Sie! Wie könnte ich mir solchen Stoff in aller Öffentlichkeit anschauen?“
    „Wie recht Sie haben, Miss Habersham. Bitte, folgen Sie mir nach hinten.“
    Die Frauen verschwanden.
    Brandon unterdrückte einen Fluch. Er konnte den beiden unmöglich folgen.
    Nora schloss die Tür des Lagerraums hinter sich und sagte: „Wir müssen uns beeilen.“
    „Was ist los?“, erkundigte Jane sich besorgt. „Bisher konnten wir doch immer alles vorn erledigen.“
    „Lord Stockport selbst hat mich heute begleitet.“
    „Oh!“
    „Er stellt keine Gefahr da, noch nicht. Aber wir dürfen natürlich nichts tun, was sein Misstrauen wecken könnte. Deshalb darf er nichts von meiner Bekanntschaft mit Mary Malone erfahren. Auch ein Besuch in der Apotheke erscheint mir nicht

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