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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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Säule steht?“, erkundigte die angebliche Adelaide Cooper sich bei ihrem Tanzpartner.
    „Das ist der Earl of Stockport. Aber er möchte vermutlich unerkannt bleiben. Er trägt eine Maske, nicht wahr?“
    „Genau wie wir.“
    „Hm. Nur dass es bei ihm sinnlos ist. Jeder, der ihn auch nur einmal gesehen hat, würde ihn erkennen. Kein anderer Gentleman verfügt über eine so vornehme Haltung und einen so eleganten Stil. Er muss den besten Schneider der Welt haben …“
    „Heißt es nicht, dass er maßgeblich an dem Bau der Fabrik beteiligt ist?“
    „Allerdings. Und ich bewundere ihn dafür! Die meisten Aristokraten verachten all jene, die sich an solchen Unternehmungen beteiligen. Er jedoch vertritt die Ansicht, dass die Fabrik eine sinnvolle Investition in unsere Zukunft ist. Er ist ein ungewöhnlich fortschrittlich denkender Gentleman.“
    Welche Heldenverehrung! Nora musste unwillkürlich schmunzeln. Doch gleich darauf erwachte ihr Zorn. Stockport hatte anscheinend alle Welt davon überzeugt, dass seine schmutzige Fabrik eine Wohltat für die ausgebeuteten Arbeiter werden würde. Welche Arroganz und Falschheit!
    „Könnten Sie mich dem Earl vorstellen?“, bat sie Frederick.
    Er erfüllte ihr den Wunsch, sobald die Musik verklang. Stockport begrüßte sie höflich, aber abwesend. Offenbar ahnte er nicht, wer sich hinter der Maske der Adelaide Cooper verbarg. Er behandelte sie so, wie er auch die Töchter des Squires behandelt hatte, als er in Manchester mit ihnen, ihrer Mutter und Miss Habersham Tee getrunken hatte. Offenbar interessierte er sich weder für junge Damen, die so still und zurückhaltend waren wie die Bradley-Töchter, noch für solche, die lebenslustig und dabei ein wenig naiv auftraten wie Miss Cooper.
    Nora fragte sich, welche Art von Frauen der Earl anziehend finden mochte. Und plötzlich wurde ihr klar, dass er ausgerechnet die Katze wirklich mochte. Deren Mut, deren Tapferkeit und deren Risikobereitschaft beeindruckten ihn. Sie hatte ihn herausgefordert, und gerade dieses für eine Dame so untypische Verhalten schien ihn anzuziehen. Dass er die Einbrecherin bei den beiden nächtlichen Treffen nicht ergriffen und den Behörden übergeben hatte, konnte nur einen Grund haben: Sie faszinierte ihn.
    Ihr Herz begann schneller zu schlagen. Längst hatte sie sich eingestehen müssen, dass sie Stockport ungeheuer anziehend fand. Die Gespräche mit ihm waren interessanter als alle, die sie während der letzten Jahre geführt hatte. Und sein Körper war so männlich und verführerisch, dass sie Nacht für Nacht von ihm träumte.
    Leider konnte kein Zweifel daran bestehen, dass er – obwohl er so heftig auf ihre sinnliche Natur reagiert hatte – niemals daran denken würde, eine Frau wie sie zu heiraten. Sie mochte ihn als Mätresse reizen. Aber er würde sie gewiss nicht zu seiner Countess machen.
    Hör auf, dich so unsinnigen Grübeleien hinzugeben, schalt Nora sich selbst. Sie zwang sich, ihre Aufmerksamkeit auf das Gespräch zu richten, das der Earl mit Frederick führte.
    Nun, eigentlich sprach hauptsächlich der Jüngere der beiden. Das allerdings verschaffte Nora die Gelegenheit, Stockport noch einmal unauffällig und doch gründlich zu mustern. In seiner dunklen Abendkleidung sah er wirklich hinreißend aus. Um die breiten Schultern und die schmalen Hüften mochte ihn so mancher Gentleman beneiden. Sein weißes Leinenhemd war von bester Qualität, seine Weste aus cremefarbenem Brokatstoff saß wie angegossen, das helle Krawattentuch war zu einem kunstvollen Knoten geschlungen. Er sah besser aus als jeder andere Mann im Saal.
    „Wie denken Sie darüber, Miss Cooper?“, wollte Frederick sie höflich ins Gespräch ziehen.
    Verflixt, sie hatte schon wieder nicht zugehört! Rasch hob sie den Fächer, verbarg ihr Gesicht halb dahinter und meinte: „Ich bemühe mich, nicht so viel zu denken. Mama sagt, Mädchen, die sich zu viele Gedanken machen, würden die Gentlemen nur abschrecken.“
    Frederick griff nach ihrer Hand, drückte sie kurz und strahlte, als habe sie eine überaus geistreiche Bemerkung gemacht. Stockport hingegen schien weniger begeistert. Er schaute sogar leicht misstrauisch drein. Also sah sie ihn unter halb gesenkten Wimpern hervor bewundernd an, schenkte ihm ein verführerisches Lächeln und bemühte sich, recht dümmlich auszusehen. Einen Moment lang musterte er ihr Gesicht forschend. Dann wandte er seine Aufmerksamkeit von ihr ab und ließ den Blick durch den Raum

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