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Die schöne Diebin

Die schöne Diebin

Titel: Die schöne Diebin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BRONWYN SCOTT
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Lass uns aufbrechen. Daheim werde ich dir alles erzählen.“
    Vergeblich hatte Jack versucht, seinem Freund klarzumachen, dass es Wahnsinn war, The Cat schützen zu wollen. „Unmöglich, sie zu zähmen!“, rief er ärgerlich aus. Doch Brandons Bericht hatte ihn nicht nur zornig, sondern auch neugierig gemacht. So sah er dem Silvesterball bei Mr. Flack mit großer Spannung entgegen. Denn dort sollte er Miss Habersham kennenlernen.
    Als Jack am Abend des Festes an der Seite des Freundes den Saal betrat, saß sie mit einigen älteren Damen zusammen.
    „Seht nur“, meinte eine der Matronen aufgeregt, „Lord Stockport gibt sich die Ehre. Und er hat einen Freund mitgebracht.“
    Unauffällig wandte Nora den Kopf. Ja, da war der Earl! Ihr Herz begann schneller zu schlagen. In seiner dunklen Abendgarderobe sah er hinreißend aus! Aber er war ja selbst dann attraktiv, wenn er spätabends mit Bartstoppeln und unordentlicher Kleidung auf dem Bett lag.
    Verflixt, daran hatte sie jetzt nicht denken wollen! Eine leichte Röte stieg ihr in die Wangen. Hoffentlich zeigt er heute kein Interesse an Miss Habersham. Es könnte mir schwerfallen, meine Rolle überzeugend zu spielen.
    Stockport begrüßte die Gastgeber und war wenig später von Menschen umringt, die darauf brannten, sich mit ihm zu unterhalten. Schließlich bot sich nicht jeden Tag die Gelegenheit, mit einem echten Earl zu sprechen. Nora war erleichtert.
    Zu früh! Einige Zeit später näherte er sich gemeinsam mit seinem Freund der Gruppe der älteren Damen und begann höflich zu plaudern. Zunächst war Nora so damit beschäftigt, sich wie eine alte Jungfer zu benehmen, dass sie Jack Hanley kaum beachtete. Aber je länger er sich in ihrer Nähe aufhielt, desto merkwürdiger kam er ihr vor. Er war gekleidet wie ein Dandy und unterhielt sich mit der Gewandtheit eines Londoner Salonlöwen. Doch seine breiten Schultern, die muskulösen Oberschenkel und die klugen Augen widersprachen diesem Bild. Offenbar versuchte er, sowohl seine körperliche Kraft als auch seine scharfe Intelligenz zu verbergen. Dafür musste es einen Grund geben.
    Besonders beunruhigend fand Nora, wie viel Aufmerksamkeit er ihr schenkte. Warum beobachtete er sie mit diesem durchdringenden Blick? Warum versuchte er immer wieder, sie ins Gespräch zu ziehen?
    „Ich muss mich entschuldigen“, sagte Brandon in diesem Moment, „die Investoren wollen ein kleines geschäftliches Treffen abhalten.“
    Das ist interessant. Vielleicht kann ich ein wenig lauschen.
    „ Wenn Sie, Miss Habersham …“, sie zuckte zusammen, als sie angesprochen wurde, … so freundlich sein könnten, meinen Freund, den Viscount, unter Ihre Fittiche zu nehmen, solange ich fort bin?“
    „Natürlich, Mylord“, gab sie innerlich vor Zorn kochend, doch scheinbar geschmeichelt zurück. „Es ist mir eine Ehre.“

10. KAPITEL

    Sechs Gentlemen hatten sich in Flacks mit Walnussholz vertäfelter Bibliothek versammelt. Jeder von ihnen hielt ein Glas mit Brandy in der Hand.
    Brandon ließ den Blick von einem zum andern wandern. Vor drei Wochen noch hätte er die Diskussion darüber, wie man The Cat ergreifen konnte, für notwendig und gleichzeitig amüsant gehalten. Heute war das anders. Denn zwischenzeitlich hatte er die Katze kennengelernt. Sein Wunsch, den Dieb – nein, die Diebin – hinter Gitter zu bringen, hatte sich in Luft aufgelöst. Trotzdem musste er natürlich an die Zukunft der Tuchfabrik denken. Er musste The Cat daran hindern, seine eigenen Pläne zu vereiteln. Aber er wollte auch irgendwie dafür sorgen, dass sie nicht zu Schaden kam. Sie war keine gewöhnliche Verbrecherin. Sie war überhaupt nicht gewöhnlich. Sie war etwas ganz Besonderes!
    Verbarg sie sich tatsächlich hinter der Maske der Eleanor Habersham? Beim Anblick der alten Jungfer, die schüchtern zu Jack aufgeschaut hatte, war Brandon bewusst geworden, dass er sich in einer äußerst unangenehmen Situation befand. Einerseits spürte er das Bedürfnis, The Cat zu schützen. Andererseits durfte er keinesfalls den Verdacht der anderen Investoren erregen, die sich sonst womöglich entschlossen hätten, ihr Geld in ein anderes Projekt zu stecken. Zudem hatte er sich noch nicht wirklich mit dem abgefunden, was Jack ihm über die Einbrüche in Birmingham, Leeds und Bradford berichtet hatte.
    In diesem Moment räusperte sich Cecil Witherspoon, der wichtigste der Geldgeber. „Gentlemen“, begann er, „ich bedaure sehr, dass ich Sie bitten musste, der

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