Die schöne Diebin
machen.“
„Wenn es mir nur darum ginge, hätte ich dich schon längst verraten können.“
Sie schüttelte abwehrend den Kopf.
„Liebes!“ Er streckte die Arme nach Nora aus und zog sie an sich. „Als ich sagte, dass ich dich beschützen möchte, sprach ich nicht nur vom heutigen Tag oder von der nächsten Woche. Ich halte es für meine Pflicht, dir für den Rest deines Lebens Schutz zu bieten. Wenn nicht Witherspoon The Cat fängt, wird es früher oder später ein anderer tun. Ich könnte es nicht ertragen, dass du gehängt wirst. Du darfst das Leben der Katze nicht weiterführen.“
Sie stand stocksteif und schien nur darauf zu warten, sich aus seiner Umarmung befreien zu können.
„Nora“, versuchte er es noch einmal, „hör auf, die Katze zu sein. Hör auf, Eleanor Habersham oder irgendeine andere erfundene Person zu sein. Sei du selbst und bleib bei mir. Für immer. Bitte!“
Das Blut wich aus ihren Wangen. Sie war zu verwirrt, um auch nur ein Wort über die Lippen zu bringen.
Also wiederholte Brandon noch einmal: „Bleib für immer bei mir. Hier bist du sicher. Ich habe nicht vergessen, dass du einmal gesagt hast, es wäre zwecklos, das Leben der Katze aufzugeben. Man würde dich wegen deiner Vergangenheit auf jeden Fall verurteilen. Nun, davor brauchst du keine Angst zu haben, wenn du bei mir bleibst. Niemand würde es wagen, dir etwas anzutun, solange ich dich beschütze.“
„Aber …“
Er unterbrach sie. „Ich bin noch nicht am Ende. Deine anderen Gründe dafür, das Leben einer Einbrecherin zu führen, habe ich nicht vergessen. Also: Du brauchst deine Ziele keineswegs aufzugeben. Ich stelle dir mein Vermögen zur Verfügung, damit du den Bedürftigen weiterhin helfen kannst. Und ich verspreche, all meinen politischen Einfluss geltend zu machen, damit Kinderarbeit verboten wird und alle, die in den Fabriken arbeiten, gerechter entlohnt werden. Bleib bei mir! Gemeinsam könnten wir viel erreichen!“
Mit einem tiefen Seufzer entspannte sie sich und schmiegte sich an ihn. „Ich bin dir für dein Angebot sehr dankbar. Trotzdem kann ich es nicht annehmen.“
Jetzt war es Brandon, der „Aber …“ sagte.
„Ich kann nicht bei einem Mann bleiben, nur weil er sich mir verpflichtet fühlt“, erklärte Nora.
„Aber“, wiederholte er der Verzweiflung nahe, „was willst du tun, wenn du ein Kind bekommst?“
Eigentlich hatte er dieses Argument gar nicht anführen wollen. Eigentlich war er fest davon überzeugt gewesen, Nora würde sein Angebot freudig annehmen. Doch wieder einmal hatte sie das Unerwartete getan. Und jetzt spürte er, wie Angst und Unsicherheit in ihm wuchsen. Warum, um Himmels willen, war Nora so fest entschlossen, ihn zu verlassen?
„Sag mir, wo das Problem liegt, damit ich mich daranmachen kann, es zu lösen“, bat er.
Sie schluckte. Dann barg sie den Kopf an seiner Schulter und murmelte: „Ich bin eine verheiratete Frau. Solange ich an einen anderen Mann gebunden bin, kann ich nicht mit dir zusammenleben.“
Ein kalter Schauer lief Brandon den Rücken hinunter. Er ließ die Hände sinken und trat unwillkürlich einen Schritt zurück. „Du bist verheiratet?“, stieß er entsetzt hervor. Ich werde sie verlieren! Ich kann doch kein Bigamist werden. O Gott, was soll ich tun?
„ Ich habe meinen Ehemann zuletzt vor sieben Jahren gesehen. Aber wenn er noch lebt, bin ich vor dem Gesetz nach wie vor seine Gattin.“
Sieben Jahre? Das war ein Hoffnungsschimmer. Er würde …
In diesem Moment klopfte es. Mit einer Geste gab er Nora zu verstehen, sich in den kleinen Ankleideraum zurückzuziehen. Dann rief er: „Herein!“
„Mylord“, der Butler verbeugte sich, „die Schneiderin ist angekommen und wartet auf Sie und Ihre Verlobte im Salon.“
„Gut. Wir sind in wenigen Minuten bei ihr.“
15. KAPITEL
Nora hatte sich schließlich bereit erklärt, die Schneiderin zu treffen. Brandon hatte ihr berichtet, dass er Madame Nourell erklärt habe, seine Verlobte hätte durch einen unglücklichen Zwischenfall während der Reise von London nach Stockport-on-the-Medlock ihre gesamte Garderobe verloren.
Nun stand Nora auf einem Schemel, und die Schneiderin war damit beschäftigt, ihre Maße zu nehmen. Madame hatte zudem drei Assistentinnen mitgebracht, die der zukünftigen Countess ehrerbietig Stoffmuster zum Prüfen hinhielten und sie bei der Auswahl der Schnitte ebenso wie bei der Zusammenstellung ihrer Garderobe berieten.
Tatsächlich fiel es Nora schwer, sich auf
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