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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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nicht mehr lange dauern. Relivaux war kein Typ, der lange im Bett rumlag. Er war ein Arbeitswütiger, eine ziemlich nervige Gattung.
    Gegen halb zehn hatte Vandoosler nach einigem erahnten Hin und Her im Haus den Eindruck, daß Pierre Relivaux nun bereit sei. Bereit für ihn, Armand Vandoosler. Er stieg die vier Stockwerke hinunter in den Gemeinschaftsraum und grüßte die bereits dort versammelten Evangelisten. Die Evangelisten Seite an Seite beim Frühstück: vielleicht war es der Kontrast zwischen ihren Worten und ihren Taten, der ihm gefiel. Vandoosler ging und klingelte beim Nachbarn.
    Pierre Relivaux schätzte solcherart Eindringen nicht. Vandoosler hatte es erwartet und sich für den direkten Angriff entschieden: ehemaliger Polizist, Besorgnis über das Verschwinden seiner Frau, ein paar Fragen, drinnen wäre es sicher besser. Pierre Relivaux antwortete, was Vandoosler erwartet hatte, nämlich daß das nur ihn allein etwas anginge.
    »Das ist schon richtig«, sagte Vandoosler und nahm in der Küche Platz, ohne dazu aufgefordert worden zu sein, »aber die Sache hat einen Haken. Womöglich wird die Polizei Ihnen einen kleinen Besuch abstatten, weil sie denkt, daß sie das etwas angeht. Darum dachte ich, ein paar Ratschläge eines ehemaligen Polizisten könnten Ihnen im Vorfeld nützlich sein.«
    Wie erwartet, runzelte Pierre Relivaux die Stirn.
    »Die Polizei? Mit welcher Begründung? Meine Frau hat doch das Recht, wegzufahren, soviel ich weiß?«
    »Selbstverständlich. Aber es ist zu einer mißlichen Verknüpfung verschiedener Umstände gekommen. Erinnern Sie sich an die drei Arbeiter, die vor etwa vierzehn Tagen hier waren, um einen Graben in Ihrem Garten auszuheben?«
    »Natürlich. Sophia hat mir gesagt, sie würden alte elektrische Leitungen überprüfen. Ich habe dem keinerlei Bedeutung beigemessen.«
    »Das ist bedauerlich«, entgegnete Vandoosler. »Denn es handelte sich weder um Arbeiter von der Stadt noch von den Elektrizitätswerken, noch von sonst irgendeiner seriösen Behörde. In Ihrem Garten hat es nie eine elektrische Leitung gegeben. Die drei Typen haben gelogen.«
    »Das ist doch völlig absurd!« rief Relivaux. »Was ist das für ein Blödsinn? Und was hat das mit der Polizei oder mit Sophia zu tun?«
    »Genau hier verknüpft sich alles«, sagte Vandoosler und schien dies aufrichtig zu bedauern. »Jemand aus dem Viertel, ein Schnüffler, einer, der Sie nicht unbedingt mag, hat den Betrug aufgedeckt. Ich vermute, daß er einen der Arbeiter erkannt und ausgefragt hat. Jedenfalls hat er die Bullen benachrichtigt. Ich habe davon erfahren, weil ich noch ein paar diskrete Verbindungen zur Polizei habe.«
    Vandoosler log mit Leichtigkeit und Vergnügen. Jetzt fühlte er sich wohler.
    »Die Polizei hat gelacht und die Sache ad acta gelegt«, fuhr er fort. »Als derselbe Zeuge aber verärgert weiter geschnüffelt und sie darüber informiert hat, daß Ihre Frau ›ohne Ankündigung verschwunden‹ ist, wie es im Viertel schon heißt, hat sie schon weniger gelacht. Außerdem ist der unzulässige Graben von Ihrer eigenen Frau in Auftrag gegeben worden und zwar so, daß er genau unter der jungen Buche verlief, die Sie da hinten sehen.«
    Vandoosler deutete auf den Baum, indem er nachlässig seinen Finger zum Fenster streckte.
    »Das war Sophia?« fragte Relivaux.
    »Das war sie. Sagt der Zeuge. Damit weiß die Polizei, daß Ihre Frau beunruhigt darüber war, daß jemand ihr einen Baum vor die Nase gesetzt hat. Und daß sie darunter hat graben lassen. Und daß sie seitdem verschwunden ist. Für die Polizei ist das ein bißchen zuviel für vierzehn Tage. Das muß man verstehen. Sie sind wegen jeder Kleinigkeit beunruhigt. Sie werden anrücken, um Sie zu befragen, gar kein Zweifel.«
    »Wer ist dieser ›Zeuge‹?«
    »Anonym. Die Menschen sind feige.«
    »Und was haben Sie mit all dem zu tun? Was geht Sie das an, wenn die Polizei zu mir kommt?«
    Diese schlichte Frage hatte Vandoosler ebenfalls erwartet. Pierre Relivaux war ein gewissenhafter, starrsinniger Mensch ohne sichtbare Spur von Originalität. Das war übrigens der Grund, weshalb der Ex-Kommissar auf eine Samstag-Sonntag-Geliebte tippte. Vandoosler sah ihn an. Eine Halbglatze, halb dicklich, halb sympathisch, alles halb. Einstweilen nicht allzu kompliziert zu lenken.
    »Sagen wir, es würde sie sicherlich beruhigen, wenn ich Ihre Version der Fakten bestätigen könnte. Die kennen mich noch immer.«
    »Warum sollten Sie mir einen Gefallen tun? Was

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