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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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wollen Sie von mir? Geld?«
    Vandoosler schüttelte den Kopf und lächelte. Relivaux war auch noch halb ein Arschloch.
    »Mir scheint doch«, fuhr Relivaux hartnäckig fort, »daß in der Bruchbude, in der Sie wohnen – entschuldigen Sie, wenn ich mich irre –, Sie alle so aussehen, als ob sie ganz gehörig...«
    »In der Scheiße säßen«, ergänzte Vandoosler. »Das stimmt. Ich sehe, daß Sie besser informiert sind, als es den Anschein hat.«
    »Soziale Absteiger sind mein Beruf«, erwiderte Relivaux. »Außerdem hat Sophia es mir gesagt. Also, warum?«
    »Die Bullen haben mir mal unnötig Ärger gemacht. Wenn es sie einmal packt, kann das lange so gehen, sie hören nicht mehr auf. Seitdem neige ich dazu, dafür zu sorgen, daß anderen dieser Unsinn erspart bleibt. Eine kleine Rache, wenn Sie so wollen. Eine Anti-Bullen-Vorkehrung. Und außerdem habe ich auf diese Weise ein bißchen Beschäftigung. Umsonst.«
    Vandoosler ließ Pierre Relivaux Zeit, über dieses trügerische und schlecht begründete Motiv nachdenken. Er schien es zu schlucken.
    »Was wollen Sie wissen?« fragte Relivaux.
    »Dasselbe wie die Bullen.«
    »Das heißt?«
    »Wo ist Sophia?«
    Pierre Relivaux erhob sich, breitete die Arme aus und ging in der Küche auf und ab.
    »Sie ist weggefahren. Sie wird zurückkommen. Kein Grund, die Pferde scheu zu machen.«
    »Sie werden wissen wollen, warum Sie die Pferde nicht scheu machen wollen.«
    »Weil ich keine Pferde habe. Weil Sophia mir gesagt hat, daß sie wegfährt. Sie hat von einer Verabredung in Lyon erzählt. Das ist doch nicht das Ende der Welt!«
    »Die Polizei ist nicht verpflichtet, Ihnen zu glauben. Seien Sie genau, Monsieur Relivaux. Es geht um Ihre Ruhe, an der Ihnen, glaube ich, viel liegt.«
    »Die Sache ist völlig unbedeutend«, sagte Relivaux. »Dienstag hat Sophia eine Postkarte erhalten. Sie hat sie mir gezeigt. Darauf war ein gekritzelter Stern und eine Verabredung zu der und der Zeit in dem und dem Hotel in Lyon. Hinfahrt mit dem und dem Zug am nächsten Abend. Keine Unterschrift. Anstatt ruhig zu bleiben, ist Sophia losgestürzt. Sie hat sich in den Kopf gesetzt, daß die Karte von einem früheren Freund von ihr stammt, einem Griechen, Stelyos Koutsoukis. Wegen des Sterns. Vor meiner Heirat habe ich mit dem Typen mehrfach zu tun gehabt. Ein Anhänger der impulsivrhinozerosartigen Gattung.«
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts. Ein ergebener Bewunderer von Sophia.«
    »Ihr ehemaliger Geliebter.«
    »Gewiß«, sagte Pierre Relivaux. »Ich habe Sophia die Fahrt auszureden versucht. Wenn die Karte von wer weiß wem stammte, konnte sie Gott weiß was erwarten. Wenn die Karte von Stelyos stammte, wäre es kaum besser. Aber es war nichts zu machen, sie hat ihre Tasche genommen und ist gefahren. Ich muß gestehen, daß ich gestern mit ihrer Rückkehr gerechnet habe. Mehr weiß ich nicht.«
    »Und der Baum?« fragte Vandoosler.
    »Was soll ich Ihnen über den Baum erzählen? Sophia hat eine große Geschichte daraus gemacht! Ich habe nicht geahnt, daß das so weit geht, daß sie darunter graben lassen würde. Was sie sich dabei wohl gedacht hat? Unaufhörlich redet sie sich Geschichten ein... Der Baum wird ein Geschenk sein, das ist alles. Sie wissen vielleicht, daß Sophia recht bekannt war, bevor sie sich von der Bühne zurückgezogen hat. Sie hat gesungen.«
    »Ich weiß. Aber Juliette Gosselin sagt, daß Sie den Baum gepflanzt hätten.«
    »Ja, das habe ich ihr erzählt. Eines Morgens hat mich Juliette am Gartentor gefragt, was das für ein neuer Baum sei. Angesichts von Sophias Beunruhigung hatte ich keine Lust, ihr zu erklären, daß wir nicht wüßten, woher er kommt, weil das dann im ganzen Viertel die Runde gemacht hätte. Wie Sie ganz richtig verstanden haben, liegt mir sehr an meiner Ruhe. Ich habe einfach das Nächstliegende erzählt. Um das Thema zu beenden, habe ich gesagt, daß ich Lust gehabt hätte, eine Buche zu pflanzen. Das hätte ich übrigens auch Sophia sagen sollen. Es hätte uns eine Menge Ärger erspart.«
    »Das ist alles ganz wunderbar«, sagte Vandoosler, »aber Sie sind der einzige, der das sagt. Es wäre gut, wenn Sie mir die Postkarte zeigen könnten. Damit wir Sophia erreichen können.«
    »Bedaure«, erwiderte Relivaux. »Sophia hat sie wegen der Hinweise, die sie befolgen sollte, mitgenommen. Das sollte Ihnen einleuchten.«
    »Ah ja. Das ist ärgerlich, aber nicht allzu schlimm. All das hat Hand und Fuß.«
    »Natürlich hat es Hand und Fuß! Warum sollte

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