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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Sophia da drunter finden können? Und du amüsierst dich noch? Wo ich seit fünf Tagen keinen Satz mit ein bißchen Niveau mehr herausbringe? Keinen Satz mit mehr als sieben Wörtern?«
    »Ich habe es bemerkt«, erwiderte Lucien. »Du enttäuschst mich.«
    »Und du könntest dich ein bißchen zurückhalten. Nimm dir ein Beispiel an Mathias. Der ist zurückhaltend. Er hält die Klappe.«
    »Bei Mathias ist das ganz natürlich. Und es wird auch irgendwann böse für ihn ausgehen. Hörst du, Mathias?«
    »Ich höre. Ist mir scheißegal.«
    »Du hörst nie jemandem zu. Du hörst immer nur so vage hin. Das ist falsch.«
    »Sei doch ruhig, Lucien«, rief Marc. »Ich sage dir, es ist ernst. Ich habe Sophia Simeonidis gemocht. Wenn sie da gefunden wird, kotz ich und zieh aus. Ruhe! Einer der Bullen sieht sich was an. Nein... Er macht weiter.«
    »Was bedeutet das denn?« sagte Mathias. »Dein Pate kreuzt hinter Leguennec auf. Was macht der da? Könnte der sich nicht einmal ruhig verhalten?«
    »Unmöglich, der Pate will immer überall sein«, erwiderte Marc. »Überall existieren. Das ist übrigens genau das, was er im Leben macht. Jeder Ort, an dem er nicht existiert, erscheint ihm wie ein trostloser Raum, der ihm die Arme hinstreckt. Weil er sich vierzig Jahre lang so vervielfältigt hat, weiß er schon nicht mehr recht, wo er sich befindet, niemand weiß es mehr. Der Pate ist eigentlich ein Konglomerat aus Tausenden von Paten, die in denselben Typen gestopft worden sind. Er redet normal, er geht, er kauft ein, aber in Wirklichkeit weißt du nicht, was rauskommt, wenn du da reinlangst. Ein Schrotthändler, ein Bulle, ein Verräter, ein Straßenverkäufer, ein Schöpfer, ein Retter, ein Zerstörer, ein Seemann, ein Pionier, ein Penner, ein Mörder, ein Beschützer, ein Faulenzer, ein Prinz, ein Dilettant, ein Phantast, kurz, alles was du willst. In gewisser Weise ist das sehr praktisch. Nur, daß niemals du derjenige bist, der aussucht. Sondern er.«
    »Ich hatte gedacht, wir sollten den Mund halten«, bemerkte Lucien.
    »Ich bin nervös«, sagte Marc. »Ich habe das Recht zu reden. Schließlich bin ich in meinem Stockwerk.«
    »Apropos Stockwerk, hast du die Seiten hingekritzelt, die ich da auf deinem Schreibtisch gelesen habe? Über den Handel in den Dörfern zu Anfang des 11. Jahrhunderts? Sind das deine Überlegungen? Ist das überprüft?«
    »Niemand hat dir erlaubt, das zu lesen. Wenn’s dir nicht paßt, aus deinen Schützengräben herauszukommen, zwingt dich auch keiner dazu.«
    »Doch. Es hat mir nämlich gefallen. Was macht dein Pate da?«
     
    Vandoosler hatte sich leise den Männern genähert, die mit Graben beschäftigt waren. Er hatte sich hinter Leguennec gestellt, den er um Kopfeslänge überragte. Leguennec war ein kleiner Bretone, untersetzt, mit kräftigem Haar und breiten Händen.
    »Salut, Leguennec«, sagte Vandoosler mit sanfter Stimme.
    Der Inspektor fuhr zusammen und drehte sich um. Er starrte Vandoosler überrascht an.
    »Ja wie?« fragte Vandoosler. »Hast du deinen Chef vergessen?«
    »Vandoosler...«, sagte Leguennec langsam. »Also... du steckst hinter dieser Sache?«
    Vandoosler lächelte.
    »Natürlich«, antwortete er. »Es ist mir ein Vergnügen, dich wiederzusehen.«
    »Mir auch«, erwiderte Leguennec, »aber...«
    »Ich weiß. Ich werde mich nicht zu erkennen geben. Nicht sofort. Das würde keinen guten Eindruck machen. Mach dir keine Sorgen, ich werde genauso schweigen, wie auch du schweigen solltest, wenn du nichts findest.«
    »Warum hast du ausgerechnet mich anrufen lassen?«
    »Es schien mir genau das Richtige für dich zu sein. Und außerdem ist es dein Sektor. Und außerdem warst du früher von Natur aus neugierig. Du hast gerne Fische und sogar Meeresspinnen gefangen.«
    »Glaubst du wirklich, daß die Frau ermordet worden ist?«
    »Ich habe keine Ahnung. Aber ich bin mir sicher, daß irgendwas nicht stimmt. Sicher, Leguennec.«
    »Was weißt du?«
    »Nicht mehr, als was dir heute morgen am Telefon gesagt worden ist. Ein Freund von mir. Übrigens, müh dich nicht ab, die Typen zu suchen, die den ersten Graben ausgehoben haben. Auch Freunde. Das erspart dir Zeit. Kein Wort zu Relivaux. Er glaubt, ich will ihm helfen. Eine Wochenend-Geliebte im 15. Arrondissement. Ich geb dir die Adresse, falls es nötig wird. Ansonsten gibt es keinen Grund, ihm weiter auf den Wecker zu fallen, wir lassen’s bleiben und schlagen die Sache nieder.«
    »Natürlich«, sagte Leguennec.
    »Ich

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