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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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schlafe, höre ich, glaube ich, überhaupt nichts. Du kannst dich selbst überzeugen: Ich habe drei Batteriewecker auf meinem Nachttisch, um sicherzugehen, daß ich die Schule nicht verschlafe. Außerdem...«
    »Außerdem?«
    Alexandra runzelte die Stirn und zögerte. Marc spürte, daß auch er zögerte, aber er hatte einen Befehl.
    »Außerdem nehm ich im Augenblick immer was, um einzuschlafen. Um nicht soviel denken zu müssen. Ich schlafe dadurch noch fester als normal.«
    Marc nickte. Das beruhigte ihn. Auch wenn er fand, daß Alexandra ihm ein bißchen zuviel über ihren Schlaf erklärte.
    »Aber Pierre...«, fuhr Alexandra fort. »Das ist doch nicht möglich. Wie hätte er wissen sollen, daß Dompierre in Paris war, um ihn zu sprechen?«
    »Dompierre hat ihn vielleicht später über das Ministerium noch telefonisch erreicht. Vergiß nicht, daß auch er seine Beziehungen hatte. Er schien hartnäckig zu sein, weißt du. Und in Eile.«
    »Aber Pierre ist in Toulon.«
    »Mit dem Flugzeug kein Problem. Hin und wieder zurück. Ist alles möglich.«
    »Ich verstehe«, sagte Alexandra. »Aber sie irren sich. Pierre hätte Sophia nie etwas getan.«
    »Immerhin hatte er eine Geliebte, und das seit mehreren Jahren.«
    Lex’ Gesicht verdüsterte sich. Marc bedauerte seine letzte Bemerkung. Er hatte nicht die Zeit, um schnell noch einen halbwegs intelligenten Satz zu finden, denn Leguennec betrat das Restaurant. Der Pate hatte richtig vermutet. Leguennec versuchte ihn zu überholen.
    Der Inspektor näherte sich ihrem Tisch.
    »Mademoiselle Haufman, wenn Sie mit dem Essen fertig sind und Ihren Sohn für eine Stunde einem Ihrer Freunde anvertrauen können, so wäre ich Ihnen sehr verbunden, wenn Sie mich begleiten würden. Noch ein paar Fragen. Ich bin dazu verpflichtet.«
    Arschloch. Marc würdigte Leguennec keines Blickes. Trotzdem mußte er anerkennen, daß er seine Arbeit tat, die Arbeit, die er selbst gerade ein paar Minuten zuvor getan hatte.
    Alexandra machte das nichts aus, und Mathias bestätigte mit einer Geste, daß er auf Cyrille aufpassen würde. Sie folgte dem Inspektor und stieg in seinen Wagen. Marc war der Appetit vergangen, er schob seinen Teller zur Seite und setzte sich an die Theke. Er bestellte bei Juliette ein Bier. Ein großes, wenn möglich.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie zu ihm. »Er kann ihr gar nichts anhaben. Alexandra war diese Nacht nicht weg.«
    »Ich weiß«, sagte Marc seufzend. »Das sagt sie. Aber warum sollte er ihr glauben? Von Anfang an hat er uns nichts geglaubt.«
    »Das ist sein Job«, erwiderte Juliette. »Aber ich kann dir bestätigen, daß sie nicht weg war. Das ist die Wahrheit, und ich werde sie ihm sagen.«
    Marc griff nach Juliettes Hand.
    »Sag, was weißt du?«
    »Was ich gesehen habe«, sagte Juliette lächelnd. »Gegen elf Uhr war ich mit meinem Buch fertig, ich habe das Licht ausgemacht, konnte aber nicht einschlafen. Das passiert mir häufig. Manchmal, weil ich Georges im Stockwerk drunter schnarchen höre, und das ist nervtötend. Aber gestern abend hat er nicht mal geschnarcht. Ich bin runtergegangen, um mir ein neues Buch zu holen, und habe dann unten gesessen und bis halb drei gelesen. Dann habe ich mir gesagt, daß ich jetzt unbedingt ins Bett muß, und bin wieder hoch. Ich habe mich entschlossen, eine Tablette zu nehmen, und bin eingeschlafen. Ich kann dir aber sagen, daß Alexandra von viertel nach elf bis halb drei das Haus nicht verlassen hat. Ich habe keinerlei Geräusch gehört, weder die Tür noch das Auto. Außerdem nimmt sie den Kleinen mit, wenn sie umherfährt. Ich mag das übrigens gar nicht. Na ja, diese Nacht war die ganze Zeit das Nachtlicht in Cyrilles Zimmer an. Er hat Angst im Dunkeln. Das ist jetzt das Alter.«
    Marc fühlte, wie alle Hoffnung ihn verließ. Betrübt sah er Juliette an.
    »Was ist los?« fragte sie. »Das sollte dich doch beruhigen. Lex hat nichts zu befürchten, absolut nichts!«
    Marc schüttelte den Kopf. Er warf einen Blick auf das Restaurant, das sich langsam füllte, und beugte sich zu Juliette.
    »Du behauptest, daß du gegen zwei Uhr morgens absolut nichts gehört hast?« flüsterte er.
    »Ich sag’s dir doch!« flüsterte Juliette zurück. »Du brauchst dir überhaupt keine Sorgen zu machen.«
    »Das ist lieb von dir, Juliette«, sagte er sanft. »Sehr lieb.«
    Juliette sah ihn an, ohne zu verstehen.
    »Aber du lügst«, fuhr er fort. »Du lügst auf der ganzen Linie!«
    »Nicht so laut«, befahl Juliette.

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