Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
Vom Netzwerk:
»Glaubst du mir nicht? Das ist doch die Höhe!«
    Marc drückte Juliettes Hand fester und sah, daß Mathias ihm einen Blick zuwarf.
    »Juliette, hör mir zu: Du hast gesehen, wie Alexandra vergangene Nacht weggefahren ist, und du weißt, daß sie uns anlügt. Also lügst du ebenfalls, um sie zu schützen. Du bist lieb, aber du hast mir gerade unfreiwillig das Gegenteil dessen klargemacht, was du mir klarmachen wolltest. Ich bin nämlich um zwei Uhr morgens draußen gewesen, stell dir vor! Und sogar direkt vor deinem Tor, weil ich zusammen mit Mathias versucht habe, Lucien zu beruhigen und ihn ins Haus zu bringen. Du aber hast mit deiner Schlaftablette wie ein Murmeltier geschlafen und hast nicht einmal uns gehört! Du hast geschlafen! Und weil du mich gerade darauf bringst, kann ich dir auch noch sagen, daß im Zimmer von Cyrille kein Licht brannte. Frag Mathias.«
    Mit offenem Mund wandte sich Juliette Mathias zu, der langsam nickte.
    »Sag mir jetzt die Wahrheit«, nahm Marc das Gespräch wieder auf. »Das ist besser für Lex, wenn wir sie intelligent verteidigen wollen. Denn dein System hier wird nicht funktionieren. Du bist zu naiv, du hältst die Bullen für kleine Kinder.«
    »Drück meine Hand nicht so«, sagte Juliette. »Du tust mir weh! Die Gäste sehen uns.«
    »Also, Juliette?«
    Stumm und mit gesenktem Kopf machte Juliette sich wieder daran, Gläser zu spülen.
    »Wir brauchen das doch nur alle zu sagen«, schlug sie plötzlich vor. »Ihr wart nicht draußen, um Lucien reinzuholen, ich habe nichts gehört, und Lex war nicht weg. So.«
    Marc schüttelte erneut den Kopf.
    »Aber Lucien hat draußen herumgeschrien. Vielleicht hat ihn ein anderer Nachbar gehört. Die Geschichte wird Leguennecs Fragen nicht lange standhalten, und das wird’s nur noch schlimmer machen. Sag mir die Wahrheit, ich schwöre dir, das ist besser. Danach sehen wir dann, wie wir am besten lügen.«
    Juliette wrang unentschlossen ihr Gläsertuch. Mathias ging zu ihr, legte seine große Hand auf ihre Schulter und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
    »Gut«, sagte Juliette. »Ich habe mich angestellt wie eine dumme Gans, möglich. Aber ich konnte doch nicht ahnen, daß ihr um zwei Uhr morgens alle draußen wart. Alexandra ist mit dem Auto weggefahren, das stimmt. Sie ist ganz leise und ohne Licht losgefahren, sicher, um Cyrille nicht zu wecken.«
    »Wann?« fragte Mathias mit zugeschnürter Kehle.
    »Viertel nach elf. Als ich runtergegangen bin, um ein Buch zu holen. Denn das stimmt. Wegen dem Kleinen war ich genervt, als ich gesehen habe, daß sie schon wieder wegfährt. Ob sie ihn nun mitgenommen hat oder ob sie ihn allein gelassen hat, ist egal, ich war genervt. Ich habe mir gesagt, daß ich am nächsten Tag den Mut finden muß, mit ihr drüber zu reden, auch wenn es mich vielleicht nichts angeht. Das Nachtlicht im Schlafzimmer war aus, das stimmt auch. Gut, ich bin nicht unten geblieben, um zu lesen. Ich bin wieder hoch und hab die Tablette genommen, weil ich so genervt war. Ich bin fast sofort eingeschlafen. Und als ich das heute morgen in den Zehn-Uhr-Nachrichten gehört habe, bin ich in Panik geraten. Ich habe gehört, wie Lex dir vorhin gesagt hat, daß sie nicht aus dem Haus gegangen sei. Da habe ich gedacht... Ich habe gedacht, das beste wäre...«
    »Ihre Version zu stützen.«
    Juliette nickte traurig mit dem Kopf.
    »Ich hätte besser den Mund gehalten«, sagte sie.
    »Mach dir keine Vorwürfe«, erwiderte Marc. »Die Bullen werden es in jedem Fall herausfinden. Denn Alexandra hat ihren Wagen nicht wieder am selben Platz abgestellt, als sie zurückkam. Jetzt, wo ich es weiß, erinnere ich mich sehr gut, daß Sophias Auto gestern vor dem Abendessen fünf Meter vor deinem Tor geparkt war. Ich bin dran vorbeigelaufen. Ein rotes Auto, das fällt auf. Als ich heute morgen gegen halb elf raus bin, um die Zeitung zu holen, stand es nicht mehr da. Auf dem Platz stand ein anderes Auto, ein graues, ich glaube, das von den Nachbarn da hinten. Alexandra muß ihr Auto woanders abgestellt haben, als sie zurückgekommen ist, weil ihr Platz besetzt war. Für die Bullen ist das ein Kinderspiel. Die Straße ist klein, die Autos alle bekannt, andere Nachbarn werden solche Details sicher bemerkt haben.«
    »Das will nichts heißen«, wandte Juliette ein. »Sie hätte heute morgen wegfahren können.«
    »Das werden sie überprüfen.«
    »Aber wenn sie getan hätte, was Leguennec glaubt, dann hätte sie dafür gesorgt, daß das Auto heute morgen

Weitere Kostenlose Bücher