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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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Informationen, die wir brauchen!«
    Marc nickte langsam. Er kapierte. Er hatte einen Kloß im Hals. »Das läßt mich völlig kalt.« Der Satz des Paten erinnerte ihn an etwas. Ach ja, vergangene Nacht, als sie Lucien in die Baracke zurückgeschleppt hatten. Mathias war es warm gewesen, und er selbst hatte trotz Schlafanzug und Pullover gefroren. Unglaublich, dieser Jäger und Sammler. Na ja, unwichtig. Erst war Sophia umgebracht worden und jetzt Dompierre. Wem hatte Dompierre seine Hoteladresse hinterlassen? Allen. Ihnen, den Leuten in Dourdan und vielleicht noch vielen anderen, ganz abgesehen davon, daß ihm vielleicht jemand gefolgt war. Alles Leguennec sagen? Aber Lucien? Lucien, der weggewesen war?
    »Ich geh«, sagte Vandoosler. »Ich kläre Leguennec auf, und wir fahren dann bestimmt sofort zum Tatort. Ich häng mich an seine Fersen und berichte euch alles, was ich herauskriegen kann. Rühr dich, Marc. Habt ihr heute nacht diesen Lärm veranstaltet?«
    »Ja. Lucien hatte seinen kleinen Bleisoldaten auf der Straße verloren.«

 
     
28
     
    Leguennec war wütend. Er fuhr in rasendem Tempo und hatte die Sirene eingeschaltet, um die Ampeln ignorieren und das Ausmaß seiner Wut ausdrücken zu können.
    »Tut mir leid«, sagte Vandoosler, der neben ihm saß. »Meinem Neffen war die Bedeutung von Dompierres Besuch nicht sofort klar, deswegen hat er mir nichts davon erzählt.«
    »Ist dein Neffe bescheuert, oder was?«
    Vandoosler spürte, wie er sich verkrampfte. Er konnte stundenlang mit Marc streiten, ertrug es aber nicht, daß irgend jemand ihn kritisierte.
    »Kannst du vielleicht mal deine Sirene abschalten?« fragte er. »Man versteht kein Wort in dieser Karre. Jetzt, wo Dompierre tot ist, kommt es auch nicht mehr auf die Minute an.«
    Wortlos schaltete Leguennec die Sirene ab.
    »Marc ist nicht bescheuert«, sagte Vandoosler barsch. »Wenn du deine Ermittlungen so gut führen würdest, wie er sein Mittelalter beackert, dann säßest du schon lange nicht mehr in deinem 13. Arrondissement. Also, hör zu. Marc wollte dir heute Bescheid geben. Gestern hatte er ein paar wichtige Termine, er sucht Arbeit. Im Grunde hast du sogar Glück, daß er sich bereit gefunden hat, diesen komischen Typen hereinzubitten und sich seine verworrenen Geschichten anzuhören, sonst wäre die Ermittlung nämlich Richtung Genf gegangen, und das fehlende Glied wäre dir entgangen. Du solltest ihm also eher dankbar sein. O. k., Dompierre ist umgebracht worden. Aber er hätte dir gestern auch nicht mehr gesagt, und du hättest ihn nicht unter Polizeischutz gestellt. Es ändert also nichts an der Sache. Fahr langsamer, wir sind gleich da.«
    »Bei dem Inspektor vom 19. gebe ich dich als Kollegen von mir aus«, brummte Leguennec, der sich etwas beruhigt hatte. »Und du läßt mich machen. Verstanden?«
     
    Leguennec zeigte seine Karte, um durch die Absperrung zum Hotelparkplatz zu kommen; eigentlich war es nur ein kleiner, dreckiger Hinterhof, in dem die Gäste ihre Fahrzeuge abstellen konnten. Inspektor Vernant vom Kommissariat des 19. Arrondissements war von Leguennecs Ankunft bereits informiert. Er war nicht verärgert darüber, ihm die Angelegenheit überlassen zu müssen, da sie sich schon jetzt als schwierig abzeichnete. Keine Frau, keine Erbschaft, keine zweifelhaften politischen Hintergründe, nichts dergleichen in Sicht. Leguennec schüttelte Hände, stellte unhörbar seinen Kollegen vor und hörte, was Vernant, ein junger Blonder, bereits an Informationen zusammengetragen hatte.
    »Der Hotelbesitzer hat uns heute morgen kurz vor acht Uhr angerufen. Er hat die Leiche gefunden, als er die Mülltonnen reinholte. Das hat ihm einen ganz schönen Schock versetzt. Dompierre hat seit zwei Nächten hier gewohnt, er kam aus Genf.«
    »Via Dourdan«, präzisierte Leguennec. »Fahren Sie fort.«
    »Er hat keine Anrufe und keine Post bekommen, nur einen unfrankierten Brief, der gestern nachmittag in den Hotelbriefkasten geworfen wurde. Der Hotelier hat den Umschlag um fünf aus dem Kasten gezogen und ihn Dompierre ins Fach gelegt, Zimmer 32. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, daß der Brief nicht gefunden wurde, weder bei ihm noch in seinem Zimmer. Es ist offenkundig, daß die Nachricht ihn rausgelockt hat. Sehr wahrscheinlich eine Verabredung. Der Mörder wird den Brief wieder an sich genommen haben. Der kleine Hof hier ist für einen Mord bestens geeignet. Bis auf die Rückseite des Hotels haben die beiden anderen Mauern keine Fenster, und

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