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Die schöne Diva von Saint-Jacques

Die schöne Diva von Saint-Jacques

Titel: Die schöne Diva von Saint-Jacques Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fred Vargas
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dort geht’s zu der Einfahrt, wo nachts nur die Ratten herumlaufen. Außerdem hat jeder Gast einen Schlüssel, mit dem er die kleine Tür zum Hof öffnen kann, da das Hotel seinen Haupteingang abends um elf zumacht. Es war leicht, Dompierre zu später Stunde den Personalaufgang herunter und durch die Tür in den Hof zu locken und hier zwischen zwei Autos mit ihm zu reden. Nach dem, was Sie mir gesagt haben, war der Mann auf der Suche nach Informationen. Er wird nicht sonderlich mißtrauisch gewesen sein. Ein brutaler Schlag auf den Schädel und zwei Messerstiche in den Bauch.«
    Der Arzt, der mit der Leiche beschäftigt war, hob den Kopf.
    »Drei Stiche«, präzisierte er. »Der Mörder hat kein Risiko eingehen wollen. Der arme Kerl muß wenige Minuten danach gestorben sein.«
    Vernant zeigte auf Glassplitter, die auf einem Plastiktablett ausgebreitet waren.
    »Mit dieser kleinen Wasserflasche ist Dompierre niedergeschlagen worden. Natürlich keinerlei Spuren.«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Wir leben in einer traurigen Zeit, in der jeder dahergelaufene Idiot weiß, daß er Handschuhe tragen muß.«
    »Wann ist der Tod eingetreten?« fragte Vandoosler leise.
    Der Gerichtsmediziner stand auf und klopfte sich die Hose ab.
    »Im Augenblick würde ich meinen, zwischen elf Uhr abends und zwei Uhr morgens. Nach der Autopsie kann ich mehr sagen, denn der Hotelbesitzer weiß, wann Dompierre zu Abend gegessen hat. Ich lasse Ihnen heute abend meine ersten Ergebnisse zukommen. Auf jeden Fall nicht nach zwei Uhr morgens.«
    »Was für ein Messer?« fragte Leguennec.
    »Wahrscheinlich ein Küchenmesser, gängiges Modell, ziemlich groß. Gewöhnliche Waffe.«
    Leguennec wandte sich Vernant zu.
    »Ist dem Hotelbesitzer an dem Umschlag, der an Dompierre adressiert war, irgend etwas Besonderes aufgefallen?«
    »Nein. Der Name war mit Kugelschreiber in Großbuchstaben daraufgeschrieben. Ein gewöhnlicher weißer Briefumschlag. Alles ist gewöhnlich. Alles ist unauffällig.«
    »Warum hat er dieses billige Hotel genommen? Dompierre scheint doch nicht arm gewesen zu sein.«
    »Nach Aussage des Hotelbesitzers hat Dompierre als Kind hier im Viertel gewohnt«, antwortete Vernant. »Es gefiel ihm, hierher zurückzukommen.«
    Die Leiche war abtransportiert worden. Auf dem Boden blieb nur noch der unvermeidliche, mit Kreide gezeichnete Umriß zurück.
    »War die Tür heute morgen noch auf?« fragte Leguennec.
    »Sie war wieder zu«, erwiderte Vernant. »Wahrscheinlich hat der Gast sie zugemacht, der nach Auskunft des Besitzers morgens gegen halb acht das Haus verlassen hat. Dompierre hatte den Schlüssel für die Tür noch in der Tasche.«
    »Und dieser Gast hat nichts bemerkt?«
    »Nein. Obwohl sein Wagen direkt neben der Leiche stand. Aber auf der linken Seite, die Fahrertür ging zur anderen Seite. Sein Wagen, ein großer Renault 19, hat die Leiche vollständig verdeckt. Er ist vorwärts raus und muß losgefahren sein, ohne etwas zu bemerken.«
    »O.k.« sagte Leguennec abschließend. »Vernant, ich folge Ihnen wegen der Formalitäten. Ich vermute, Sie haben nichts dagegen, mir den Fall zu übertragen?«
    »Nicht im geringsten«, sagte Vernant. »Im Augenblick scheint mir die Simeonidis-Fährte die einzig überzeugende. Übernehmen Sie die Sache. Wenn nichts dabei herauskommt, geben Sie mir den ganzen Packen wieder zurück.«
    Leguennec setzte Vandoosler an einem Metro-Eingang ab, bevor er Vernant in dessen Kommissariat folgte.
    »Ich komm nachher noch in Eure Gegend«, sagte er. »Ich muß noch Alibis überprüfen. Vorher muß ich das Ministerium erreichen, um herauszufinden, wo sich Pierre Relivaux aufhält. In Toulon oder woanders?«
    »Eine Partie Karten heute abend? Ein Walfangboot?« schlug Vandoosler vor.
    »Mal sehen. Ich komm auf jeden Fall vorbei. Worauf wartest du eigentlich, um dir ein Telefon legen zu lassen?«
    »Auf Geld«, erwiderte Vandoosler.
    Es war kurz vor zwölf. Besorgt suchte Vandoosler erst eine Telefonzelle, bevor er die Metro nahm. Die Zeit für die Metrofahrt durch halb Paris war zu lang, er mußte die Information schnell haben. Er mißtraute Leguennec. Er wählte die Nummer vom Tonneau und hatte Juliette am Apparat.
    »Ich bin’s«, sagte er. »Kannst du mir den heiligen Matthäus geben?«
    »Haben sie was gefunden?« fragte Juliette. »Wissen sie, wer’s war?«
    »Wenn du glaubst, das geht so in zwei Stunden. Nein, das wird komplizierter, vielleicht sogar unmöglich.«
    »Gut«, seufzte Juliette. »Ich geb

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