Die schoene Helena
Tochter einen kurzen Blick zu, und Adam runzelte die Stirn.
Noch ein Geheimnis?
„Halten Sie Jagdhunde, Lord Rathford?“
„Früher hatte ich eine schöne Meute. Aber seit ich nicht mehr so oft jage, sind die Hunde träge geworden. Völlig aus der Übung! Entweder verlieren sie die Witterung, oder sie laufen aufs Geratewohl davon.
Adams Verblüffung wuchs. In Jägerkreisen war ein guter Hund ebenso viel wert wie ein erstklassiges Pferd, und man durfte ihn nicht vernachlässigen oder „davonlaufen“ lassen. „Das verstehe ich nicht.“ Auf einen Ellbogen gestützt, ergriff er sein Weinglas, das ein Lakai soeben gefüllt hatte. „Jagen Sie denn ohne die Hunde?“
„Im Zwinger habe ich eine Hündin, die immer noch recht tüchtig ist. Ein oder zwei Rüden nehmen gelegentlich eine Spur auf. Aber sie ermüden sehr schnell.“
„Dann brauchen sie nur ein gutes Training, um ihr Durchhaltevermögen wiederzuerlangen.“ Adam schaute Helena an, die sich während dieses Gesprächs in sittsames Schweigen gehüllt hatte. „Gehen Sie zur Jagd, Lady Helena?“
Zögernd blickte sie auf. „Nein, Mr Mannion, es widerstrebt mir, wehrlose Tiere zu verfolgen. Wenn ich beweise, dass ich einem armen kleinen Hasen überlegen bin, empfinde ich keine Genugtuung.“
„Wie anschaulich Sie sich ausdrücken erwiderte Adam und beobachtete den Lakaien, der den gebratenen Fasan servierte. „Am liebsten würde ich sofort aufspringen und die bedauernswerten Biester durch den Wald hetzen. Oh, ich halte es sogar für meine gottgewollte Pflicht, diese Tiere zur Strecke zu bringen.“
Helenas Miene blieb kühl. Aber er sah ihre Lippen zucken, bevor sie sich über den Teller beugte. Als ihr der Lakai die Platte hinhielt, nahm sie sich nur ein winziges Stück Fleisch.
„Entschuldigen Sie ... Bissel, nicht wahr?“, fragte Adam. „Wenn Sie mir eine Freude bereiten wollen, Bissel, legen Sie Ihrer Ladyschaft doch eine etwas größere Portion vor.“
„Was und wie viel ich esse, braucht Sie nicht zu interessieren, Sir“, protestierte Helena ärgerlich.
„Natürlich sorge ich mich um Ihre Gesundheit, meine Liebe. Die meisten Mahlzeiten lassen Sie aus, und wenn Sie am Tisch sitzen, essen Sie wie ein Vögelchen.“
„Soll ich raten?“ Obwohl ihr Lächeln kindlich wirkte, stand es ihr sehr gut. Der Zorn rötete ihre Wangen, und ihre blaugrünen Augen funkelten im Kerzenschein. „Bevorzugen Sie rundliche Frauen?“
„Oh, es gibt viele Dinge, die mir an einer Frau gefallen, nicht zuletzt reizvolle Kurven. Aber im Augenblick denke ich nicht an mein eigenes Vergnügen, sondern an Ihre neuen Kleider, die Sie vielleicht ein bisschen ausfüllen möchten.“
Empört zuckte sie zusammen. „Wie können Sie es wagen, meine neuen Kleider zu erwähnen ... und wie sie mir passen werden?“
„Ich wollte nur andeuten, dass es verdammt langweilig sein muss, eine so dürre Figur zu besitzen.“
In Helenas Blick glitzerte unverhohlene Mordlust. „Hast du das gehört, Vater?“
„Ja“, bestätigte George Rathford in sanftem Ton, nicht im Mindesten erbost über die Schmach, die seiner Tochter zugefügt wurde. „Der Mann hat schreckliche Manieren. Da bin ich ganz deiner Meinung, mein Kind. Trotzdem hat er recht. Du siehst wie ein halb verhungertes Waisenmädchen aus. Höchste Zeit, dass du darauf hingewiesen wirst.“
„Vater!“ Entrüstet sprang sie auf. „Du ergreifst seine Partei und stellst dich gegen mich?“
„Keineswegs, meine Tochter. Was ich gesagt habe, soll dich nicht kränken. Bedauerlicherweise war’s die reine Wahrheit.“ „Setzen Sie sich wieder, Helena“, bat Adam. „Allmählich missfällt es mir, dass Sie jedes Mal weglaufen, wenn Sie bei einer Diskussion den Kürzeren ziehen.“
Eine Zeit lang geschah gar nichts, und Adam fürchtete schon, sie würde seine Herausforderung ignorieren und tatsächlich aus dem Speisezimmer flüchten.
„Würde es was nützen, wenn ich eine höfliche Bitte äußere?“, erkundigte er sich, während sie langsam auf ihren Stuhl zurücksank. „Ich flehe Sie an, essen Sie Ihre Fasanenbrust. Und wenigstens ein paar Möhren.“
„Ich esse, was ich will, und Sie können zum Teufel gehen!“ „Haben Sie das gehört, Sir?“, fragte Adam lächelnd. „Allerdings, und ich stimme meiner Tochter zu. Und jetzt haltet endlich den Mund und fangt zu essen an, sonst schicke ich euch beide ohne Dessert ins Bett.“
Genüsslich widmete sich Adam seinem gut gefüllten Teller und erweckte den
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