Die schoene Helena
sich nun mal Gedanken. Und es kursieren immer noch unsinnige Gerüchte. Aber seien Sie beruhigt, Mr Mannion ... sobald Mrs Gerret und mir dergleichen zu Ohren kommt, bringen wir die Klatschmäuler zum Schweigen.“
„Dafür bin ich Ihnen dankbar. Trotzdem können solche Gerüchte großen Schaden anrichten, selbst wenn sie sich als falsch erweisen.“
„Jedenfalls gehört das alles der Vergangenheit an.“
Zum Teufel mit dem Mann ... Ohne es zu merken, gab er nur ausweichende Antworten.
Während Adam überlegte, welche Taktik er anwenden sollte, seufzte der Pastor tief auf. „Heute Abend, bei Lady Helenas Anblick, wurden mir die alten Zeiten wieder gegenwärtig. Die Bälle, die Partys ... So schön war sie damals, wie ein Engel. Und sie hatte schon immer dieses gewisse Etwas. Wir alle liebten sie. Leider war ihre Mutter - Gott sei ihrer Seele gnädig - etwas zu streng mit ihr.“
„Hatte Lady Helena viele Verehrer? Sie ist so bescheiden. Manchmal hänsele ich sie ein bisschen und frage sie, warum sie ausgerechnet mich erhört hat, nachdem ihr zahllose Männer zu Füßen lagen.“
„Natürlich gab es mehrere Bewunderer. Aber sie nahm nur einen einzigen ernst. Was das betrifft, war ihre Mutter sehr anspruchsvoll. Von Anfang hatte sich Lady Portia den Duke in den Kopf gesetzt - ein anderer Schwiegersohn kam gar nicht infrage, und so hielt sie alle übrigen interessierten Gentlemen von ihrer Tochter fern.“
„Oh Gott, das klingt beinahe so, als hätte Helena ... in einem Gefängnis gelebt“, erwiderte Adam bestürzt.
„Vielleicht... Aber wir wollen nicht schlecht über die Toten reden. Und ich möchte Lady Portia keinesfalls kritisieren.“ „Was geschah auf den Bällen und Partys? Durfte sich Helena mit ihren Verehrern unterhalten?“
„Du meine Güte, nein! Sie müssen verstehen, dass man sie nicht mit den jungen Damen vergleichen konnte, die man normalerweise auf dem Land antrifft. Lady Helena war ein Idealgestalt. Dank ihrer Erziehung sprach sie nur, wenn sie angeredet wurde. Mit ihrer Schönheit, ihrer Anmut und den untadeligen Manieren verkörperte sie den Inbegriff weiblicher Vollkommenheit. Kein Mädchen vermochte ihr das Wasser zu reichen. Trotzdem war sie niemals arrogant. Das haben wir alle erkannt. Und ... ja, sie wurde von zahlreichen Bewunderern umringt. Aber keiner wagte es, etwas näher an sie heranzutreten.“
„Also wahrte sie Distanz.“
„In der Tat. Wahrscheinlich wollte die Mutter nichts riskieren, was ihre Pläne gefährdet hätte.“
„Trotzdem hat der Duke die charmante Chloe geheiratet.“ „Das stimmt...“ Gerrets Miene verdüsterte sich. Sekundenlang presste er die Lippen zusammen, als wollte er sie versiegeln. „Nun sollten wir uns zu den Damen gesellen, nicht wahr?“ Dieser Meinung war Adam nicht. Viel lieber hätte er dem Pastor weitere Informationen entlockt. Doch er konnte den alten Mann nicht zwingen, das Gespräch fortzusetzen. Wohlweislich verbarg er seine Enttäuschung und stand auf. „Ja, gewiss. Wollen wir Lord Rathford wecken?“
Gerret blinzelte erschrocken. „Haben Sie ihn schon einmal erlebt, wenn er aus dem Schlaf gerissen wird?“
Und so bekam Adam eine unglaubliche Geschichte zu hören. Eines Nachmittags hatte Lord Rathford einen Mann, von dem er bei einem Nickerchen gestört worden war, aus dem Fenster geworfen. Ohne zu wissen, was er tat.
Die Stirn gerunzelt, nahm Adam die gewalttätigen Neigungen seines künftigen Schwiegervaters zur Kenntnis.
Welch eine eigenartige Familie ...
11. Kapitel
Um halb zehn verabschiedeten sich die Gerrets. Sobald sie das Haus verlassen hatten, fuhr Helena zu Adam herum.
Abwehrend hob er die Hände. „Ich weiß, ich weiß. Wahrscheinlich wollen Sie mich ermorden.“
Sofort wurde der Zorn in ihren Augen von kalter Angst verdrängt. „Ermorden?“, wiederholte sie mit brüchiger Stimme. „Warum sagen Sie so etwas?“
„Nun, ich habe mir einige Freiheiten erlaubt, um die Geschichte unserer Verlobung auszuschmücken ...“
„Einige Freiheiten? Sie haben sich unmöglich benommen, Adam, und mich ganz schrecklich gedemütigt. Ihrem Lügenmärchen zufolge bin ich wenige Minuten nach unserer ersten Begegnung nackt durch den Wald gerannt.“
Soeben hatte sie ihn zum zweiten Mal an diesem Abend mit einem Vornamen angesprochen. Warum erwärmte diese Erkenntnis sein Herz? „Mit gutem Grund. Denken Sie doch an die köstlichen Klatschgeschichten, die sich wie ein Lauffeuer im Dorf verbreiten werden.“
„Genau
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