Die schoene Helena
löste sich ein Schuss. Ein tragischer Unfall...“
Nachdem Adam die unglaubliche Geschichte gehört hatte, dauerte es eine Weile, bis ihm seine Stimme wieder gehorchte. „Wenn der Fall aufgeklärt wurde - warum verstummen die Gerüchte noch immer nicht?“
„Nun, Helena war schön, klug und gebildet. Einfach vollkommen. Nach dem Tod ihrer Mutter brach sie zusammen und zog sich von der Gesellschaft zurück. Die Leute behaupteten, ihr Gewissen würde sie plagen und Jareth habe die Schuld an Portias Tod auf sich genommen, um Helena für die geplatzte Verlobung zu entschädigen. In Wirklichkeit habe sie Portia aus
Rachsucht ermordet, weil es ihrer Mutter nicht gelungen sei, ihr den Titel einer Duchess zu verschaffen. Inzwischen kennst du Helena gut genug, um zu wissen, welch geringen Wert sie auf solche Dinge legt. Die gelöste Verlobung machte ihr nichts aus. Und sie hatte die Mutter nicht getötet.“
Adam erinnerte sich an seine eigenen Beobachtungen und gab dem Schwiegervater recht. Bei der Hochzeit hatte er mit eigenen Augen gesehen, wie freundlich Helena dem Herzog und der Herzogin begegnete, und den Eindruck gewonnen, die drei seien in tiefer Freundschaft verbunden. Deshalb glaubte er, was Rathford ihm erzählt hatte. Doch das erklärte noch nicht alles. Wenn Helena gar nicht bestrebt gewesen war, Jareth zu heiraten - warum litt sie dann immer noch unter jenen Ereignissen? Weil sie ihre Mutter hatte sterben sehen? Genügte das, um jenen beklagenswerten Zustand hervorzurufen, in dem er sie angetroffen hatte? Auch Lord Rathfords Verhalten gab ihm zu denken. Der alte Mann wirkte ungewöhnlich nervös. Auf seiner Stirn perlten Schweißtropfen, und er hatte seine Krawatte gelockert. Jetzt goss er noch einmal Whisky in ein Glas.
„Falls du mich belogen hast, wirst du’s büßen, George“, warnte Adam den Schwiegervater. „Dann würde unser Abkommen nicht mehr gelten, und Helenas Geld gehört mir trotzdem. “ „Red keinen Unsinn! Die Vergangenheit spielt keine Rolle mehr. Geh mit dem Mädchen ins Bett, und du kriegst einen zusätzlichen Bonus.“ Verbittert runzelte Rathford die Stirn. „Dreitausend Pfund. Und am nächsten Tag darfst du nach London zurückkehren.“
Verblüfft zuckte Adam zusammen. Was sollte er davon halten? Würde der alte Earl ihm eine so hohe Summe anbieten, wenn er nichts zu verbergen hatte? Andererseits - müsste ein kluger, vorsichtiger Mann wie Rathford vor einer offenkundigen Bestechung nicht zurückschrecken?
Eins stand jedenfalls fest - George war verzweifelt. Das las Adam in den trüben Augen. In wachsender Verlegenheit beobachtete er, wie das Doppelkinn des alten Mannes bebte. „Schenk ihr ein neues Leben!“, flehte sein Schwiegervater mit tränenerstickter Stimme. „Einen Lebensinhalt! Was immer der Grund sein mag, warum sie sich in dieser Hölle vergräbt - es ist unwichtig. Du musst sie aus der Finsternis ins Licht führen.“
„Wie das verdammte Dornröschen, nicht wahr?“ Adam holte tief Luft und schenkte sich einen Whisky ein.
Was hatte das alles schon zu bedeuten? Wahrscheinlich würde er die verrückten Geheimnisse niemals vollends ergründen. Und letzten Endes zählte nur das eine - er begehrte Helena in heißer Glut. Und wenn er sie erobern konnte, würde er die unselige, immer noch rätselhafte Vergangenheit begraben.
Letzte Nacht... der Kuss ...
Allein schon die Erinnerung an ihre Hände auf seiner nackten Brust weckten eine wilde Sehnsucht. Und das durchscheinende Nachthemd ... Hinter ihr hatten Kerzen gebrannt und die Konturen ihres Körpers deutlich gezeigt... reizvolle weibliche Rundungen, trotz der gertenschlanken Gestalt.
Während des restlichen Nachmittags überlegte er, wie er seine Frau verführen sollte. Das Problem ließ sich nicht lösen. Beim Dinner herrschte eine beklemmende Atmosphäre, die sogar Adams Appetit beeinträchtigte - obwohl der coq au vin ausgezeichnet schmeckte. Helena wirkte an diesem Abend besonders nervös. Kein einziges Mal schaute sie ihn an, und sie sprach nur, wenn ihr Fragen gestellt wurden. Den Grund ihrer inneren Unruhe kannte er. Auch sie dachte an den Kuss. Aber sie wurde von anderen Gefühlen bewegt. Zweifellos verachtete sie ihn mehr denn je.
Fabelhaft! Hatte er sich alle Chancen verdorben? Immerhin war er halb nackt in ihre Privatsphäre eingedrungen und über sie hergefallen wie ein liebestoller Schuljunge.
Da er keine Möglichkeit sah, Helenas eisernen Widerstand zu brechen, fasste er einen Entschluss. Er
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