Die schoene Helena
würde seine letzte Hoffnung aufgeben und nach London zurückkehren.
Aber nach dem Dinner kam sie schüchtern zu ihm, und ihre Worte bewogen ihn beinahe, auf dem Aubusson-Teppich niederzuknien.
„Komm heute Nacht zu mir.“
18. Kapitel
Wie liebte man eine Ehefrau?
Diese Frage peinigte Adams armes Gehirn, während er sich auszog und in einen Morgenmantel schlüpfte. Natürlich hatte er schon viele Frauen geliebt, auch Ehefrauen, aber keine war seine eigene gewesen.
Mit eigenen Ehefrauen war’s anders. Die konnte man nicht einfach auf den Rücken werfen und ihre Körper mit heißen Küssen bedecken, bis sie vor Begierde glühten. Ebenso wenig durfte man ganz tief in sie eindringen und sich vor lauter Ekstase selbst vergessen.
Aber genau das schwebte ihm vor. Seit jenem Moment, wo sie seinen Fuß in der Haustür eingeklemmt hatte, erregte sie ihn fast bis zum Wahnsinn.
Nein, ermahnte er sich. Bloß keine Leidenschaft. So verwerfliche Emotionen erwarteten vornehme Damen nicht von ihren Ehemännern, und sie wünschten nichts dergleichen. Sinnlich veranlagte Gemahlinnen nahmen sich Liebhaber, sobald sie ihre Pflicht erfüllt und genug Kinder geboren hatten. Und die mit dünnem Blut welkten dahin.
Sicher würde Helena keinen Gefallen an den wilden erotischen Aktivitäten finden, die er in ihrem Bett genießen wollte.
Adam seufzte und verknotete den Gürtel seines seidenen Schlafrocks. Diese Roben hatte er stets gehasst. Nach seiner Ansicht eigneten sie sich nur für Gecken. Aber er durfte Helena nicht schon wieder erschrecken, indem er nur mit einer Unterhose bekleidet bei ihr auftauchte. Diesmal musste er Anstand und Sitte wahren. Es würde ihr schwer genug fallen, den Liebesakt zu ertragen, der sie zweifellos anwiderte. Außerdem würde er keine Liebhaberin besuchen, sondern seine Frau.
Leise klopfte es an der Tür, und Adam trat ein.
Sobald Helena ihn erblickte, wurde ihr Mund trocken. In diesem Schlafrock sah er lächerlich aus. Der wirkte viel zu elegant für seine kraftvolle Männlichkeit, die so selbstverständlich zu ihm gehörte. Den barfüßigen Adam mit der nackten Brust, der in der vergangenen Nacht zu ihr gekommen war, würde sie bevorzugen ... Dieser Gedanke schockierte sie. Trotzdem zwang sie sich nicht, irgendwelche Schuldgefühle zu empfinden. Die Erinnerung erschien ihr viel zu verlockend.
Auch sie trug einen Hausmantel aus Seide - und darunter ihr dickstes Baumwollnachthemd, bis zum Hals zugeknöpft.
„Guten Abend“, grüßte Adam lächelnd.
Verschwunden war der harte Diamantglanz seiner Augen, der ihr letzte Nacht den Willen geraubt hatte.
„Guten Abend, Adam.“ Er durchquerte das Zimmer, und ihre Hände, die nichts zu tun hatten, flatterten nervös. Schließlich fanden sie einander unter ihren Brüsten und umschlangen sich verkrampft. „Danke, dass du meine Einladung annimmst.“
Er grinste, als hätte sie etwas Komisches gesagt. „Vielleicht wär’s da drüben komfortabler.“ Zu ihrem Entsetzen zeigte er auf ihr Bett.
„Oh ... “ Natürlich, sie sollten keine Zeit vergeuden und diese Peinlichkeit möglichst schnell hinter sich bringen.
Von der Hand gedrängt, die sie an ihrem Rücken spürte, ging sie mit weichen Knien zum Bett und bekämpfte ihre Panik. Adam streifte den Hausmantel von ihren Schultern und hängte ihn über eine Sessellehne. „So hast du’s bequemer.“
„Das Licht!“
„Schon gut, ich mach’s aus“, versprach er in besänftigendem Ton. Leicht umfasste er ihre Schultern und drückte Helena behutsam auf das Bett. Stocksteif saß sie da, dann legte sie sich zurück, die Füße immer noch am Boden. „Entspann dich“, bat er und löschte die Lampe.
Helena rührte sich nicht.
Eine der Kerzen ließ er brennen und stellte sie auf den Nachttisch.
Helena rührte sich nicht.
Als er ins Bett stieg, starrte sie zur Zimmerdecke hinauf und spürte, wie die Matratze unter seinem Gewicht hinabsank. An ihrer linken Seite fühlte sie die Wärme seines Körpers.
Helena rührte sich nicht.
Mit sanften Fingern umschloss er ihr Kinn und drehte ihr Gesicht zu sich herum. „Bist du noch Jungfrau?“
„Natürlich!“, fauchte sie. „Wie kannst du so etwas fragen?“ Ruckartig setzte sie sich auf. „Das wusste ich ja ... es ist ein Fehler ...“
Eine starke Hand warf sie auf den Rücken. „Bitte, Helena, ich wollte dich nicht beleidigen“, beteuerte Adam geduldig. „Versuch die Situation aus meiner Sicht zu betrachten. Da gibt es all die ungeklärten
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