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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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anderen sein Schienbein rieb. Er trug eine Nachthaube und zog die Stirn in Falten. „Ich habe Geräusche gehört. Musik.“
    Helena wich zurück. Mit einer vagen Geste zeigte sie auf das Klavier und strich über ihre geschwollenen Lippen. .„Oh, ich habe ein bisschen musiziert.“
    „Großer Gott, Helena, warum steht das Ding im Kinderzimmer?“ Als er eintrat, sah sie seine krummen Beine unter dem Saum eines weißen Nachthemds, die Füße in albernen Pantoffeln mit jenen hochgebogenen Spitzen, die an das Schuhwerk eines Orientalen erinnerten. Einen geblümten Seidenschal um die Schultern geschlungen, glich er einem Scheich auf der Flucht.
    „Ich ließ das Instrument hierherbringen, damit ich nieman-den störe. Manchmal spiele ich mitten in der Nacht Klavier. Wenn ich nicht schlafen kann.“
    „Verrückt!“, seufzte er. „Seit Tantchens Tod modert dieses Zimmer vor sich hin ...“ Blinzelnd musterte er seine Cousine und Adam Mannion. Erst jetzt fiel ihm die mangelhafte Kleidung des Ehepaars auf. „Oh ... hoffentlich habe ich euch nicht gestört. “
    „Doch!“ Plötzlich erwachten Helenas Lebensgeister, und sie stürmte zur Tür. „Ihr beide habt mich gestört! Jetzt will ich nicht mehr Klavier spielen!“
    Howard starrte ihr entgeistert nach, bis sie im Schatten des vorderen Raums verschwand. Dann wandte er sich zu Adam. „Das dachte ich mir. Nun hat sie den letzten Rest ihres Verstandes verloren.“ Bedrückt schüttelte er den Kopf und verließ das Zimmer.

17. Kapitel
    Während Helena am nächsten Morgen ihr Haar hochsteckte, kam Kimberly ins Schlafzimmer. „Ihr Vetter will heute Nachmittag abreisen. Sobald er seine Geschäfte mit Ihrem Vater erledigt hat.“ Die kleinen wasserblauen Augen schweiften zum Bett hinüber, und Helena beobachtete, wie die Irin verstohlen die kaum zerknitterten Laken inspizierte. Dann starrte sie ihre Herrin prüfend an.
    „Wahrscheinlich werden sie den ganzen Vormittag beschäftigt sein.“ Helena erwiderte den Blick im Spiegel. Nur mühsam bewahrte sie Haltung. „Nimmt Adam ... Mr Mannion an der Besprechung teil?“
    Kimberly runzelte ihre sommersprossige Stirn. „Was sollte er mit der Verwaltung der Ländereien zu tun haben? Er ist nicht hierhergekommen, um Geld zu verdienen, sondern um Geld einzuheimsen, das er ausgeben kann.“
    Mit diesen Worten wälzte sie eine noch schwerere Last auf die Seele ihrer Herrin. Helena setzte sich, um ihre Strümpfe anzuziehen. „Ja, jetzt besitzt er wahrlich genug Geld für seine diversen Amüsements. Vater war überaus großzügig. Unsere Londoner Anwälte wird der Schlag treffen, wenn Howard ihnen die Papiere übergibt.“
    Eines Tages würde Howard - der Neffe und einzige männliche Verwandte Seiner Lordschaft - den Titel des Earls of Rathford erben, und so verwaltete er schon jetzt die Ländereien und das Vermögen. Aber Rathford Manor, von George in seinen ersten Ehejahren dank profitabler Investitionen in Indien gebaut, war kein festvererblicher Besitz und würde an Helena übergehen. Das hatte er testamentarisch verfügt.
    „Aye, er ist ein reicher Mann“, betonte Kimberly. „Was glauben Sie, wie er das Geld verwenden wird?“
    „Zweifellos wird er es mit seinen Kumpanen und Gespielinnen verprassen“, erwiderte Helena verbittert und rückte ihre Strumpfbänder zurecht. Dabei zerrte sie so heftig daran, dass sie ein Loch in einen Seidenstrumpf riss.
    In ihren Augen brannten Tränen. Zur Hölle mit dem Kerl! Er hatte sie geküsst, als wäre sie eine ... Hure. Das Recht dazu durfte er sich nicht nehmen, dieser skrupellose Mitgiftjäger, dieser Schurke ...
    Und sie wäre eine Närrin, wenn sie in seinen Armen auch nur eine Sekunde lang vergessen würde, warum er sie zu verführen suchte - weil er den Teufelspakt besiegeln musste, den er mit ihrem Vater geschlossen hatte. Um das zu erraten, brauchte man keine rege Fantasie. In ihrer Kehle stieg ein schmerzhaftes Schluchzen auf. Nur aus einem einzigen Grund wollte er mit ihr das Bett teilen - damit die Ehe, an der er sich so unverschämt bereicherte, nicht annulliert werden konnte.
    Eins musste man ihm allerdings zugutehalten: Er war immer ehrlich gewesen und hatte seine niedrigen Motive nie geleugnet. Heuchelte er mit seinen leidenschaftlichen Küssen Gefühle, um ihre Verteidigungsbastionen zu durchbrechen? Oder begehrte er sie wirklich?
    Nun begannen die Tränen zu fließen und tropften Helena auf den Schoß. Verlegen wischte sie ihre Wangen ab, spähte zu Kimberly

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