Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
Vom Netzwerk:
Wenn sie ihre Jungen zur Welt bringt, will sie ihn sicher nicht in ihrer Nähe haben. Können wir ihr irgendwie helfen?“
    Verblüfft schnappte der Stallknecht nach Luft. „Oh, die kommt sehr gut allein zurecht. Mylady, jetzt sollten wir gehen. Das ist kein schöner Anblick ...“
    „Nein, ich lasse sie nicht im Stich. Bringen Sie mir heißes Wasser und saubere Tücher.“ Angesichts seiner skeptischen Miene warf Helena beide Arme hoch. „Beeilen Sie sich! Ich möchte ihr beistehen.“
    Ein paar Sekunden lang erweckte er den Eindruck, er würde protestieren. Aber dann grinste er. „Sehr wohl, Mylady.“
    „Und halten Sie uns den aufgeregten Vater vom Leib.“ Helena kauerte neben der keuchenden Hündin nieder und strich ihr über den Kopf. Damit schien sie das Tier zu beruhigen. „Bald hast du’s hinter dir, Mädchen. Leider weiß ich nicht, wie du heißt. Danach muss ich Kepper fragen, wenn er zurückkommt. Jedenfalls gehörst du zur Meute meines Vaters, nicht wahr? Als die anderen davongerannt sind, bist du hiergeblieben.“ Beschwichtigend streichelte sie die Hündin, die vertrauensvoll zu ihr aufschaute. „So ist’s gut. Ich werde dir helfen. Wäre Adam hier, wüsste er, was zu tun ist. Aber wir müssen es ohne ihn schaffen. In neun Monaten bekomme ich auch ein Baby.“
    Kepper stellte einen Wassereimer neben Helena, legte ein paar leinene Tücher dazu und beklagte sich bitter über Kain, der sich weigerte, die Box zu verlassen. Wann immer er den Hund packen wollte, wich er ihm geschickt aus. Schließlich erlaubte Helena dem werdenden Vater, im Stall zu bleiben - vorausgesetzt, er würde sich nicht einmischen, betonte sie. Wieder einmal demonstrierte Kain seine unheimliche Fähigkeit, die Worte der
    Menschen zu verstehen, und setzte sich vor die Box. Mucksmäuschenstill beobachtete er die Ereignisse. Fünf Stunden später wurden vier Welpen geboren. Helena stand auf, trocknete ihre Hände ab und musterte die neuen Erdenbürger, die um ihre Mutter herumkrochen. „So, das war’s.“
    „Beim letzten Bürschchen gab’s Probleme“, seufzte Kepper und richtete sich auf. „Beinahe hätte ich mir Sorgen gemacht.“ „Das winzige Ding lag nur ein bisschen schief im Mutterleib.“ Entzückt beobachtete Helena die Tierchen, die sich an den Zitzen der Hündin drängten. Um die Kleinen zu säubern, leckte die Mutter alle vier ab, müde, aber sichtlich zufrieden. „Sicher war sie gar nicht auf mich angewiesen. Aber ich half ihr sehr gern.“ „Schauen Sie sich den stolzen Vater an!“
    „Ja, ein ungewöhnlicher Hund.“ Kain blickte zu ihr auf und bellte.
    „Jetzt bedankt er sich“, meinte Kepper.
    Lachend sammelte Helena die schmutzigen Leinentücher ein und warf sie in den leeren Eimer. „ Alles in bester Ordnung. Nun werde ich ein Bad nehmen und mich ausruhen.“
    Auf dem Weg zu ihrer Suite traf sie Kimberly und ignorierte die erstaunte Miene der alten Irin. Welchen Anblick sie bieten musste, war ihr gar nicht bewusst. Sie drückte ihr den Eimer mit den verschmutzten Tüchern in die Hand. „Bitten Sie Mrs Kent, Wasser für mein Bad zu erhitzen. Und lassen Sie die Wanne in mein Schlafzimmer bringen.“
    „Wenn Ihre Mutter Sie so sehen könnte!“, schimpfte Kimberly erbost. „Was würde sie wohl sagen? Nur weil Sie verheiratet sind, dürfen Sie noch lange nicht tun, was Ihnen beliebt!“ „Seit Jahren beschwören Sie den Geist meiner Mutter herauf, um mir Angst einzujagen. Aber ich fürchte mich nicht mehr, Kimberly. Meine Mutter ist... tot. Jetzt bin ich Ihre Herrin.“ Ihr Herz schlug wie rasend. Dass sie keine Angst mehr empfand, war eine Lüge - so sehr sie auch wünschte, sie hätte die Wahrheit gesagt. Beklommen wartete sie ab, wie sich die kampflustige Dienerin verhalten würde.
    „So mit der alten Kimberly zu reden! Das wird Ihnen noch leidtun.“ Ein bösartiges Lächeln verzerrte das hässliche, sommersprossige Gesicht.
    Da verlor Helena den Mut und wandte sich ab. Ihre Freude über die Geburt der Welpen verflog. Wenn Adam doch hier wäre ... Erschrocken erkannte sie, wie sehr sie sich auf seine innere Kraft verlassen hatte.
    „Meine Geschäfte gehen viel besser, als ich es vermutet hatte“, las Lord Rathford. „Zu Weihnachten werde ich nach Northumberland reisen.“ Der alte Mann blickte von der kühnen, schwungvollen Handschrift auf, die zum Schreiber dieser Zeilen passte. Erstaunt las er den letzten Satz ein zweites Mal, um festzustellen, ob er ihn richtig verstanden hatte. Ja, zum

Weitere Kostenlose Bücher