Die schoene Helena
einer mir fremden Frau zu bitten.“
„Möge dir der Allmächtige beistehen! Eine intelligente Frau! Eine Xanthippe?“
„Keineswegs!“, protestierte Adam gekränkt. „Es sei denn, du nennst ein Mädchen, das einen Mitgiftjäger durchschaut, eine Xanthippe.“
„Unglaublich, dass du’s geschafft hast! Eine verrückte Idee ... So was konnte nur dir gelingen, Mannion. Beim Jupiter, du weißt wirklich, wie man mit Frauen umgeht.“
„Was genau ist passiert?“ Urlands Augen verengten sich. „Immerhin warst du ziemlich lange weg. Hast du sie verführt und kompromittiert? Nun red schon, Mannion!“
„So niederträchtig war ich nicht.“ Allerdings hatte er mit diesem Gedanken gespielt, wie er sich beschämt eingestand. „Ich sprach mit ihrem Vater, der meine Heiratspläne sofort billigte. Um Helena zu überzeugen, brauchte ich etwas länger.“
Als die Gentlemen wissend lachten, warf er mörderische Blicke in die Runde.
„Warum ärgerst du dich ? “ Erstaunt runzelte Urland die Stirn. „Wir sind nur neugierig. Aber so wichtig ist’s nun auch wieder nicht. Wahrscheinlich wirst du sie nie Wiedersehen.“
Nach eine kurzen Pause verkündete Adam: „Ich fahre zu Weihnachten nach Northumberland.“
„Und ich dachte, du begleitest mich nach Heathgrange!“, klagte Urland erbost.
„Helena ... ist etwas anfällig, und ich sorge mich um sie. Zum Beispiel isst sie zu wenig. Und sie steht unter dem Einfluss einer verdammten alten Dienerin ...“ Angesichts der vier ungläubigen Mienen unterbrach er sich. „Was ist los?“
Nachdem seine Freunde einen kurzen Blick gewechselt hatten, entgegnete Urland: „Nichts.“
„Gar nichts“, bestätigte Delrich grinsend.
„Eigentlich schon“, erklärte Quinlan. „Jetzt bist du ein schwerreicher Mann, und du musst uns eine Chance geben, dir ein bisschen Geld abzugewinnen.“
Helena erwachte und spähte ins Dunkel. Als sie die Umrisse der vertrauten Möbel in ihrem Schlafzimmer sah, rückte sie das Kissen zurecht und drehte sich auf die andere Seite. Wenig später bewog sie ein leises Zischen, die Augen wieder zu öffnen. Es klang wie ein Flüstern. Angespannt wartete sie und wagte kaum zu atmen ... Da, schon wieder! Sie setzte sich auf, lauschte beklommen und starrte in die Finsternis. Als sie auf dem Nachttisch nach einem Zündholz tastete, um die Kerze zu entflammen, warf sie ihre Tasse um. Vor dem Einschlafen hatte sie heiße Schokolade getrunken, mit Muskat gewürzt, und dabei einen Roman gelesen.
Klirrend fiel die Tasse zu Boden. In der nächtlichen Stille wirkte das Geräusch ohrenbetäubend.
Und dann hörte Helena ein Rascheln. Spielte ihr die Fantasie einen Streich? Oder vernahm sie tatsächlich Schritte, die sich hastig entfernten? Endlich gelang es ihr, die Kerze zu entzünden. Im gelben Lichtschein wartete sie, bis sich ihre Herzschläge verlangsamten. Kein Laut drang zu ihr. Wahrscheinlich war es ein Albtraum gewesen. Sie sank ins Kissen zurück. Aber sie fand keinen Schlaf mehr.
21. Kapitel
Die Welpen gediehen prächtig. Schon nach wenigen Wochen tollten sie fröhlich herum. Helena schickte Chloe eine Nachricht, lud sie ein und bat sie, die Kin-
der mitzubringen, damit sie die Hündchen bewundern könnten. An einem schönen Mittwochnachmittag traf die Duchess mit der zehnjährigen Rebecca und der siebenjährigen Sarah - den Nichten ihres Mannes, deren Vater gestorben war - im Rathford Manor ein. Ihren eigenen Sohn, den einjährigen Charles, hielt sie liebevoll im Arm.
„Stört’s dich wirklich nicht, dass wir dich überfallen?“, fragte sie mit ihrem charmanten, ansteckenden Lächeln.
„Ich habe euch doch eingeladen! “, erwiderte Helena lachend. „Kommt, Mädchen, ich zeige euch die Welpen.“
Wie Rebecca ihr in schroffem Ton mitteilte, mochte sie Katzen viel lieber, was auch für Sarah gelte. Die Schwestern besaßen zwei Kätzchen, die im Kinderzimmer wohnten und Sahne aus Teetassen schlürften. Triumphierend verkündete Sarah, sie seien schrecklich verwöhnt.
Helena hielt Charles ein Hündchen hin, das er zärtlich und ehrfürchtig streichelte.
„Sind sie nicht süß?“, rief Chloe und drückte die drei anderen Welpen an ihre Brust. „Wenn Jareth nicht dagegen wäre, würde ich einen nehmen.“ Plötzlich erschrak sie. „Oh Helena ...“ Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass die Mädchen außer Hörweite waren. „Sie sollen doch nicht... ertränkt werden?“
„Natürlich nicht. Wie kommst du
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