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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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vermutlich nichts bedeuten. Aber jetzt klangen sie wunderbar. Helena ließ sich von seiner atemlosen Stimme in paradiesische Höhen hinauftragen, obwohl sie nicht glaubte, was er beteuerte. Nur für eine kleine Weile wollte sie das alles für bare Münze nehmen.
    In forderndem Rhythmus strebte er der Erlösung entgegen, bis sein ganzer Körper erschüttert wurde. Seine pulsierende Männlichkeit füllte sie beglückend aus, seine Hüften zuckten, und ihr Freudenschrei mischte sich mit dem Stöhnen seiner Lust. Das Gesicht vor Leidenschaft verzerrt, bäumte er sich auf, und Helena wusste, dass er sein Verlangen gestillt hatte.
    Erleichtert und entspannt bewegte er sich immer noch, nur ganz langsam. Auch die Glut seiner Küsse erlosch. Sein Mund strich zärtlich über ihren. Schließlich streckte er sich neben ihr aus. Seine Beine um ihre geschlungen, nahm er sie in die Arme und legte ihren Kopf auf seine Brust.
    Sie schwiegen. Von Emotionen überwältigt, erlebte Helena in Gedanken noch einmal, was sich soeben ereignet hatte. Tiefe Zufriedenheit lullte beide in den Schlaf.
    Bevor Adam kurz vor dem Morgengrauen aus dem Zimmer schlich, weckte er seine Frau. Er wusste nicht, ob sie seinen Kuss und die sanfte Liebkosung ihrer empfindsamen Haut gespürt, ob sie das Widerstreben in seiner Stimme beim geflüsterten Abschiedsgruß wahrgenommen hatte.
    Schon nach wenigen Minuten schlief Helena wieder ein und erwachte mit der beglückenden Gewissheit ihrer künftigen Mutterschaft. In ihrer Unerfahrenheit glaubte sie, ein einziger Liebesakt würde genügen, um eine Empfängnis zu bewirken.
    Versonnen malte sie sich aus, wie das neue Leben in ihr wuchs, und sehnte die Geburt herbei. Sobald sie das Baby lange genug gestillt hatte, würde sie noch ein Kind mit Adam zeugen. Bei diesem Gedanken erschauerte sie vor Freude.
    In ihren Morgenmantel gehüllt, setzte sie sich an den Toilet-tentisch. Ein leises Geräusch riss sie aus ihren Tagträumen. Als sie sich umdrehte, sah sie Kimberly auf der Schwelle stehen. „Ich will mich anziehen“, erklärte sie und bedeutete der Irin, die Tür hinter sich zu schließen.
    „Heute reist er ab.“
    „Wer?“, fragte Helena.
    Spöttisch verzog Kimberly die Lippen. „Ihr Ehemann.“
    „Was?“
    „Letzte Nacht hat er seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Darüber hat er Ihren Vater soeben informiert. Dieses Gespräch konnte ich zufällig belauschen. Jetzt kehrt er nach London zurück. Wo er hingehört, hat er gesagt.“
    Ein wilder Schmerz verscheuchte alle Glücksgefühle. Verzweifelt suchte Helena ihre tiefe Enttäuschung zu verbergen. „Ja, natürlich.“ Dass Adam ihr seine Pläne verschwiegen hatte, durfte Kimberly niemals erfahren.
    „Das wussten Sie?“
    „Von Anfang an war mir klar, welchen Platz ich im Leben meines Mannes einnehme und was diese Ehe für uns beide bedeutet.“
    Helena fürchtete, die kluge alte Dienerin würde die Lüge durchschauen. Aber Kimberly hob nur die Brauen und nickte. „Gut. Sie dürfen sich nämlich nicht einbilden, er würde irgendwas für Sie empfinden - weil er nur hier ist, um Sie von Ihrer Sündenlast zu befreien. Denken Sie an Ihre Erlösung! Auf was anderes haben Sie kein Recht.“
    Auf das Glück ...
    Bedrückt wich Helena dem Blick ihrer Dienerin aus. Manchmal fragte sie sich, ob die alte Hexe die unheimliche Fähigkeit besaß, Gedanken zu lesen. Seit fünf Jahren nutzte sie ihre übersinnlichen Fähigkeiten, um die Seele ihrer Herrin zu manipulieren und zu kontrollieren.
    „Lassen Sie mich allein“, befahl Helena.
    „Sie sollen wissen, dass Ihre Mutter Sie stets im Auge behält.“
    Ruckartig fuhr Helena zu Kimberly herum, die vielsagend lächelte.
    „Oh ja, sie schaut in Ihr Herz. Und sie weiß, wie gern ihre Tochter sie vergessen würde.“
    „Niemals werde ich sie vergessen“, erwiderte Helena schaudernd. „Bitte, gehen Sie jetzt!“
    Zu ihrer Überraschung gehorchte Kimberly. Erleichtert atmete Helena auf. Diese „Botschaften“ aus dem Grab zerrten an ihren Nerven. Keine Sekunde lang glaubte sie, der Geist ihrer Mutter würde sie verfolgen. Es war die alte Irin, die sie peinigte und unentwegt neue Gewissensqualen heraufbeschwor.
    Aber an diesem Morgen verflog Helenas Ärger über Kimberly sehr schnell, denn sie musste sich mit einem viel größeren Problem befassen - Adam würde abreisen.
    Warum hatte sie nicht damit gerechnet? Er liebte London, und er war nur nach Northumberland gekommen, um durch die Heirat mit einer reichen Erbin

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