Die schoene Helena
darauf?“
„Nun, manche Leute glauben, ein Leben ohne Stammbaum wäre wertlos.“ Damit meinte Chloe nicht nur die Hunde, sondern auch sich selbst. Der Hochadel, vor allem ihre gefühlskalte Schwiegermutter, war entsetzt gewesen, weil der Duke of Strathmere eine Bürgerliche geheiratet hatte.
Helena dachte an Adam. Auch in seinen Adern floss kein blaues Blut. Trotzdem hielt sie ihn für den wunderbarsten Mann auf dieser Welt. „Inzwischen müsstest du mich gut genug kennen, um zu wissen, dass ich anderer Ansicht bin.“
„Ja, gewiss. Aber dein Vater ist sicher nicht glücklich, nachdem eine seiner letzten Hündinnen Mischlinge geboren hat.“ „Jetzt geht er nicht mehr zur Jagd. Meistens bleibt er im Haus.“ Um sich zu betrinken. Doch das sprach Helena nicht aus.
„Schade! Gerald wird uns Weihnachten besuchen. In seinem letzten Brief betonte er, wie sehr er sich auf die Jagd freue.“ „Adam jagt liebend gern. Vielleicht kann er die Stelle meines Vaters einnehmen. Er wird die Feiertage bei uns verbringen.“ „Zweifellos ist er ein großartiger Gesellschafter.“ Chloes wissender Blick trieb das Blut in Helenas Wangen. „Wir sind so froh über dein Glück. Besonders Jareth. Jahrelang hatte er ein schlechtes Gewissen, weil ... Nun, das weißt du ja.“
„Daran war er nicht schuld.“
„Und du ebenso wenig. Du hast mein Leben gerettet. Dafür werde ich dich immer lieben.“ Helena senkte die Lider, und Chloe fragte eindringlich: „Warum nimmst du deine Heldentat nicht zur Kenntnis? Natürlich bedrückt dich die Geisteskrankheit deiner Mutter. Aber ohne dein beherztes Eingreifen hätte sie zwei Menschen ermordet.“
„Was ich tun musste, war schrecklich. Darüber habe ich noch nie gesprochen. Erst jetzt... nach all den Jahren finde ich es nicht mehr so schlimm. Also meinst du, meine Mutter wäre krank gewesen?“
„Oui“, bestätigte Chloe in entschiedenem Ton. „Eine andere Erklärung gibt es nicht.“
Seufzend schüttelte Helena den Kopf. „Du kanntest sie nicht so gut wie ich. Was sie zu diesem Verbrechen trieb, war keine Krankheit, sondern ihr Charakter. Gier und skrupelloser Ehrgeiz - diese Eigenschaften bestimmten ihr Wesen.“ Bedrückt wandte sie ihren Blick von dem Mitleid in Chloes Augen ab. „Nein, sie war nicht krank. Wahrscheinlich sind manche Menschen von Grund auf böse. Und ich glaube, sie hat mich niemals wirklich geliebt. Für sie war ich nur ein Mittel zum Zweck - ich sollte ihr zu Ruhm und Ehre verhelfen.“
„Arme petite ! Es tut mir so leid, was du durchmachen musstest, und ich wünschte, ich könnte deinen Kummer lindern.“ „Darum hast du dich stets bemüht“, entgegnete Helena und ergriff Chloes Hände. „Verzeih mir, dass ich bei deinen Besuchen so unhöflich war. Jedes Mal, wenn ich dich hinausgeekelt hatte, musste ich weinen. Ich wollte das Angebot deiner Freundschaft annehmen. Aber wann immer ich dich sah, erinnerte ich mich an jenen grauenhaften Tag.“
„Jetzt hast du die Vergangenheit endlich begraben, und das freut mich.“ Chloe hatte niemals die Distanz gewahrt, die der Titel einer Duchess erforderte. Impulsiv warf sie sich Helena in die Arme. Zunächst ein wenig schockiert, drückte sie sie lächelnd an sich.
Forschend schaute Chloe ihr ins Gesicht. „Was hat dich so verändert? Ist es ...? Natürlich, deine Ehe!“
Helena befreite sich verlegen aus der Umarmung. „Oh Chloe ... ich glaube, ich erwarte ein Baby.“
„Wirklich? Das wäre wundervoll! Nach so kurzer Zeit... Bis ich Charles empfing, hat es endlos gedauert.“
„Was meinst du?“
„Jareth hat jahrelang versucht, ein Kind zu zeugen.“ „Versucht? Ihr ... wart doch zusammen?“
„Sicher, mon amie. Nacht für Nacht...“ Chloes Augen verengten sich. „Warum glaubst du, dass du schwanger bist?“ Helena begann zu fürchten, sie hätte sich lächerlich gemacht.
„Das weiß ich nicht. Meine Mutter sagte ...“ Beschämt schlug sie die Hände vors Gesicht, die Chloe mit sanfter Gewalt wegzog.
„Ist seit deiner letzten Nacht mit Mr Mannion deine Monatsblutung ausgeblieben?“
„Nein“, antwortete Helena unglücklich.
„Tut mir leid, dann erwartest du kein Kind. Manchmal dauert es eine Weile, und man muss es immer wieder versuchen. “ Chloe lächelte schelmisch. „Aber es macht Spaß, nicht wahr? Wenn Mr Mannion zu Weihnachten hierher zurückkehrt, wird er sein Bestes tun ... Jetzt solltest du dein Gesicht sehen! Mon Dieu, dabei seid ihr Engländerinnen immer so
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