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Die schoene Helena

Titel: Die schoene Helena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacqueline Navin
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Freuen Sie sich nicht zu früh. Bald werden Sie die Frucht, die Sie heute erbeutet haben, schrecklich sauer finden.“
    Lächelnd ergriff er ihre kühle Hand und zog sie an die Lippen. „Oh, Sie schmecken sogar köstlich.“ Wütend entriss sie ihm ihre Finger, und er lachte leise. „Darf ich mich vorerst verabschieden? Ich lasse mein Gepäck aus dem Gasthof hierherbringen.“
    „Bleiben Sie etwa in diesem Haus?“
    „Ihr Vater hat mich eingeladen.“ Boshaft hob er die Brauen. „Das müsste Sie beglücken. Auf diese Weise können Sie Ihren künftigen Gemahl besser kennenIernen.“
    Ihrer düsteren Miene entnahm er, dass sie ihm am liebsten die Augen ausgekratzt hätte. Wortlos stürmte sie davon. An ihrem Rücken bauschte sich das viel zu große Musselinkleid. Eigentlich müsste sie albern aussehen, wie eine Zwölfjährige, die ein Kleid ihrer Mutter trug. Trotzdem wirkte ihre Haltung würdevoll. Nichts an ihr forderte seinen Spott heraus.
    Unbehaglich starrte Adam ihr nach. Welche Schwierigkeiten würde sie ihm bereiten? Bei seinem Abkommen mit ihrem Vater hatte er nicht erwartet, seine Braut würde ihn bekämpfen.
    Aber dann lenkte er seine Gedanken in angenehmere Bahnen. Sechstausend Pfund pro Jahr! Lachend setzte er seinen Hut auf und eilte aus dem Haus.

4. Kapitel
    George Rathford war nicht annähernd so betrunken, wie er es wünschte. Vielleicht gab es auf dieser Welt nicht genug Whisky, um ihm das ersehnte Vergessen zu schenken. Verdammt, er war seiner Schmerzen und des hoffnungslosen Elends müde.
    An seinem Unglück gab er Portia die Schuld, obwohl es sinnlos war, die tote Gemahlin für seine Probleme verantwortlich zu machen. Trotzdem hasste er sie, und es drängte ihn, seiner Tochter zu helfen, die er über alles liebte.
    Hatte er an diesem Tag richtig gehandelt? Das wusste er nicht. Wenn man verzweifelt war, hörte man nur selten auf die Stimme der Vernunft.
    Jetzt blieb ihm nicht mehr viel Zeit.
    Mrs Kent, die Haushälterin, trat ein. „Mylord, Sie wollten mich sprechen?“
    „Weisen Sie das Personal an, diesem Mr Mannion höflich und respektvoll zu begegnen. Sein Zimmer muss ordentlich hergerichtet werden. Und lassen Sie ihm warme Mahlzeiten servieren. Gewiss, wir haben nur noch wenige Dienstboten, Mrs Kent. Aber ich bitte Sie, einen möglichst guten Eindruck zu erwecken.“
    „Soll auch Kimberly im Haushalt arbeiten, Sir?“
    Die Stirn gerunzelt, zögerte Rathford. Die Anwesenheit der alten Irin lastete wie ein Fluch über dem Haus. Alle Bewohner fürchteten ihre „übersinnlichen Kräfte“. Das hielt er für Unsinn. Aber er konnte sich nicht dazu durchringen, der Frau die Tür zu weisen. Sie gehörte einfach hierher. Vielleicht benutzte Portia sie als Werkzeug ihrer Rache, weil sie ihm die Freude über den Tod seiner Gemahlin heimzahlen wollte. „Kimberly hat andere Pflichten“, erklärte er und nahm einen großen Schluck Whisky, um seinen Ekel vor sich selbst zu bekämpfen.
    Mühsam verbarg Mrs Kent ihre Missbilligung. „Sehr wohl, Mylord.“
    „Noch etwas. Sorgen Sie dafür, dass unserem Gast keine Klatschgeschichten zu Ohren kommen. Wahrscheinlich interessiert es ihn, warum meine Tochter ein so zurückgezogenes Leben führt, und er könnte die Dienstboten befragen. Niemand darf über den Unfall reden. Falls jemand das Thema erwähnt, wird er sofort entlassen.“
    „Das wäre grausam, Mylord.“
    „In der Tat. Nur damit die Leute wissen, wie ernst ich es meine. Das Geheimnis meiner Tochter soll unter allen Umständen gewahrt bleiben.“
    „Also gut, ich gebe der Dienerschaft Bescheid.“
    „Und sagen Sie Charles, er soll mir noch eine Flasche bringen.“
    „Ja, Mylord“, antwortete die Haushälterin widerstrebend.
    Den Großteil des Nachmittags verbrachte Adam im Stall, weil sein Zimmer „gelüftet“ werden musste. Immer wieder sah er Staubwolken aus den Fenstern fliegen. Offenbar umschrieb man mit der „Lüftung“ eine gründliche Säuberungsaktion.
    Während das Personal arbeitete, genoss er die Gesellschaft der erstklassigen Pferde und inspizierte zwei schöne Araber, deren herabhängende Bäuche auf Überfütterung und mangelnde Bewegung hinwiesen. Da er nichts Besseres zu tun wusste, führte er sie auf die Koppel und ließ sie umhertrotten. Als sich ein Gewitter zusammenbraute, kehrte er mit den beiden Hengsten in den Stall zurück und striegelte sie.
    Hungrig und müde ging er ins Haus. In der Küche traf er niemanden an, nahm sich aber eine geräucherte Wurst aus der

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