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Die Schoene im Schnee

Die Schoene im Schnee

Titel: Die Schoene im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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Zeit gelernt, dass nicht alles, was er wollte, auch zwangsläufig gut für ihn war.

4. KAPITEL
    „Sind Sie sicher, dass jetzt alles in Ordnung ist? Kein … Summen mehr?“
    Mimi starrte Brant an. Er war so groß und imposant. Einen verrückten Moment lang wollte sie sich an seine kräftige Brust werfen und alles aus sich herausweinen. All die falschen Entscheidungen, die sie letztendlich hierhergeführt hatten.
    Sie war selbst entsetzt darüber, dass sie zusammengebrochen war – und das auch noch vor ihm.
    Es mussten die Hormone sein. Eigentlich hatte sie gar nicht weinen wollen, aber kurz zuvor war eine Vorschau für eine dieser Sendungen mit Nachrichten aus der Unterhaltungsbranche gekommen. Darin wurde ein Exklusivbericht über das fünfzigtausend Dollar teure Vera-Wang-Kleid angekündigt, das Jessalyn in wenigen Tagen zur Hochzeit tragen würde.
    Wahrscheinlich wäre ihr das egal gewesen, doch kurz darauf waren zwei kitschige Werbespots gekommen, die Väter auf rührende Weise mit ihren Kindern gezeigt hatten. Diese hatten ihr noch einmal deutlich gemacht, worauf ihr eigenes Kind verzichten musste.
    Selbst da hätte sie die Tränen vielleicht noch zurückhalten können. Nachdem sie jedoch ein Bad genommen und sich ihr Nachthemd übergezogen hatte, war ihr Blick auf den winzigen, kaum sichtbaren Babybauch im Spiegel gefallen. Und da war sie wie aus heiterem Himmel von einer Mischung aus heller Freude und nacktem Entsetzten übermannt worden.
    Sie rief sich in Erinnerung, dass sie nichts für ihre Emotionen konnte. Es lag nur an den Hormonen. Sie waren der Grund dafür, dass sich in letzter Zeit in den unpassendsten Momenten Tränen ankündigten.
    Eigentlich hatte sie nie viel geweint, nachdem sie schon früh festgestellt hatte, dass Tränen auf Werner Van Hoyt überhaupt keine Wirkung hatten. Er sah dabei immer nur mit leicht gelangweiltem Blick an seiner Adlernase hinunter und fragte, ob sie bald fertig sei.
    Ganz anders Brant Western – ein Mann, den sie kaum kannte. Er hörte sie nur weinen, und schon stand er besorgt vor ihrer Schlafzimmertür. Anstatt sie zu ignorieren und einfach weiterzugehen, wie es die meisten normalen Männer wohl tun würden, klopfte er, um zu fragen, ob es ihr gut ging.
    Sicherlich hätte es ihr gutgetan, ihre Sorgen mit jemandem zu teilen, doch die Wahrheit konnte sie ihm natürlich nicht sagen.
    Sie kannte den Mann ja so gut wie gar nicht. Wie konnte sie damit herausplatzen, dass sie eine Affäre mit einem Grammy-Gewinner hatte, der in wenigen Tagen vor den Traualtar trat? Dass sie schwanger von besagter Affäre war und vorhatte, das Kind zu behalten und selbst großzuziehen – gegen die entschiedenen Einwände ihres Vaters?
    Und wenn sie nur einen Teil davon preisgab, stand zu befürchten, dass sie auch den Rest ausplauderte. Ihre wahre Identität, Marco, all die dämlichen Entscheidungen, die sie schließlich hierhergeführt hatten. Und dann würde Major Brant sie verachten, und das konnte sie ihm nicht einmal verdenken.
    Als er so liebevoll ihre Wange berührt hatte, um die Träne wegzuwischen, die sie zu leugnen versuchte, glaubte sie, einen Funken männlichen Interesses in seinen Augen zu entdecken.
    Doch das war natürlich unmöglich. Er und seine wunderschöne Easton liebten einander, und Mimi hatte sich selbst hoch und heilig geschworen, sich nie wieder mit dem Mann einer anderen Frau einzulassen.
    Diese Erfahrung hatte sie bereits bei Marco gemacht. Und das wollte sie nicht wiederholen, ganz gleich, wie verlockend es auch war. „Mir geht’s gut. Gute Nacht, Major.“
    Entschlossen drückte sie die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. So gern sie es getan hätte, sie durfte Brant nicht alles beichten. Sie war jetzt auf sich allein gestellt und konnte sich auf niemand anderen verlassen.
    Nicht auf ihren Vater, und erst recht nicht auf nichtsnutzige Promis, die ihre Verlobten mit anderen nichtsnutzigen Promis betrogen. Und ganz sicher nicht auf fremde Soldaten, die sie mit ihren ruhigen, blauen Augen beobachteten. Und ihr anboten, sich an ihrer nur allzu verlockenden Schulter auszuweinen.
    Als Mimi am nächsten Morgen erwachte, schneite es noch immer. Das Licht vor ihrem Fenster war trüb und schwach, doch durch einen Spalt in ihrer Gardine sah sie die sanften Flocken weiter zu Boden schweben.
    Vielleicht schneite es ja immer weiter, und sie brauchte nie wieder in ihr altes Leben zurückzukehren. Andererseits konnte sie sich nicht für immer hier verstecken.

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