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Die Schoene im Schnee

Die Schoene im Schnee

Titel: Die Schoene im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raeanne Thayne
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gemeinsamen Erlebnisses vielleicht freundlich zu ihm. Solange er kein Filmstar oder ein europäischer Prinz oder irgendein Jetset-Playboy war, würde ihm Mimi Van Hoyt keine Träne nachweinen.
    Vielleicht hätte er seinen Schwur, sie erst einmal in Ruhe zu lassen, auch eingehalten, hätte er sie nicht weinen gehört.
    Eine Stunde später stand Brant vor dem Gästezimmer und lauschte dem leisen Schluchzen auf der anderen Seite der Tür.
    Er stieß einen leisen Fluch aus, ohne zu wissen, ob er ihr galt oder eher sich selbst.
    Weinende Frauen waren seine große Schwäche. Das war schon immer so gewesen. Vielleicht, weil seine Mutter so selten geweint hatte.
    Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie Easton zum ersten Mal geweint hatte. Er war zwölf gewesen und Easton neun. Ein kleiner Wildfang mit blonden Zöpfen. Sie hatte mit ihren Eltern auf der Ranch gelebt, auf der ihr Vater als Vorarbeiter tätig war.
    Eines der Kätzchen des Stalls war von einem Hilfsarbeiter mit dem Traktor überrollt worden. Alle hatten es gesehen, waren jedoch zu weit entfernt gewesen, um den Unfall verhindern zu können.
    Easton war aufgelöst gewesen, und Brant hatte damals fast panisch versucht, die Situation geradezubiegen – auch wenn ihm klar war, dass er diese Tragödie nicht verhindern konnte.
    Seit damals hatte sich nichts geändert. Den Drang, die Dinge ins Lot zu bringen, verspürte er noch immer, auch wenn er jetzt am liebsten so getan hätte, als würde er sie nicht hören.
    „Mi… Maura?“ Er korrigierte sich gerade noch rechtzeitig, bevor er ihren richtigen Namen benutzte. „Alles in Ordnung bei Ihnen?“
    Das leise Schluchzen verstummte. „Ja. Alles in Ordnung.“
    Sonst sagte sie nichts. Brant seufzte und wünschte sich inständig, er könne einfach weitergehen und sie in ihrem offensichtlichen Leid allein lassen. „Sind Sie sicher?“
    „Ja.“
    „Ich könnte nämlich schwören, ich hätte da drinnen jemanden weinen gehört.“
    „Ich … habe nur gesummt.“
    Sie musste ihn für ziemlich beschränkt halten. „Gesummt? Stimmt das denn auch?“
    Nach einer weiteren Pause öffnete sie die Tür einen Spaltbreit. Ihre Nase war leicht gerötet, die Augen geschwollen.
    Er hatte den Eindruck, dass Mimi von anderen Frauen aus vielerlei Gründen gehasst wurde. Unter anderem wegen dieser unterschwelligen Signale, die sie zerbrechlich und schutzbedürftig und dabei unglaublich liebreizend wirken ließen.
    Dann warf sie ihm einen Blick zu, der diesen Eindruck abrupt zerstörte. „Ja, ich habe gesummt. Was kümmert Sie das?“
    Er hob die Hände in einer kapitulierenden Geste. „Sie haben recht. Von mir aus können Sie sich gern in den Schlaf summen. Lassen Sie mich nur diese Träne wegwischen, die eigentlich gar keine ist.“ Er trat vor und berührte mit dem Daumen die Haut neben ihrer Nase.
    Ihre Augen weiteten sich bei dieser Berührung, und ihre Blicke begegneten sich.
    Ihre Haut war wärmer und weicher als alles, was Brant in seinem Leben berührt hatte. Er wünschte sich nichts lieber, als eine Hand unter ihr Kinn zu legen und ihr Gesicht zu streicheln.
    Mimi starrte ihn einen endlos langen Moment an, und er hätte schwören können, dabei ein Funkeln in ihren Augen zu sehen, das zeigte, dass sie seine Gefühle erwiderte. Ihre dunklen Pupillen weiteten sich, bis das Schwarze fast das Grün überlagerte.
    Er beugte sich vor, nur ein wenig, und sie hielt den Atem an.
    Bevor ihre Lippen sich trafen, traf ihn die Realität wie eine Rakete. Wenn er sie küsste, würde das den Hunger in seinem Innern nur noch intensiver und schmerzhafter machen. Und ihn nur noch bewusster spüren lassen, was ihm entging.
    Brant senkte die Hand und wich langsam und widerwillig zurück. Er glaubte, Enttäuschung in ihrem Blick zu erkennen, doch dann trat sie zur Seite und senkte den Blick. „Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe. Kommt nicht wieder vor. Versprochen.“
    „Heißt das, dass Sie fertig sind, oder dass Sie Ihr … Summen künftig für sich behalten?“
    Sie antwortete nicht, sondern schien lediglich den Türgriff fester zu umklammern. „Gute Nacht, Brant.“
    Als sie seinen Namen mit dieser kehligen Stimme aussprach, lief eine Hitzewelle durch seinen Körper. Für einen endlos langen Moment sah er sie an. Wie sie dastand, in ihrem blassgrünen Nachthemd, das ihre Augen noch lebendiger wirken ließ.
    Noch immer wollte er sie küssen, und das mit einer Inbrunst, die ihn erschreckte. Er hatte jedoch schon vor sehr langer

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